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„Wanderungs-Bewegung“ der JugendlichenWird Bechen das neue Voiswinkel?

Lesezeit 3 Minuten

Eine Szene aus dem vergangenen Jahr: Junge Leute beim Straßenkarneval in Voiswinkel.

  1. Nachdem der Voiswinkeler Zug auf den Freitag verlegt wurde, ist Bechen der einzige Karnevalszug in der Umgebung.
  2. Werden nun alle Jugendlichen, die sich nur betrinken wollen, nach Bechen ausweichen?
  3. Was sagt die Polizei und worauf muss Bechen in Zukunft achten?

Rhein-Berg – Daran werden sich die Bechener Karnevalisten wohl gewöhnen müssen: Sie sind der neue Anlaufpunkt für diejenigen, die am Weiberfastnacht-Nachmittag über die Strenge schlagen wollen.

„Wir haben viele bekannte Gesichter am Zugweg gesehen“, sagt Polizeisprecher Richard Barz. Bekannt heißt bei ihm: aus den Voiswinkeler Zuschauerreihen. In Voiswinkel ist aber an Weiberfastnacht kein Zug mehr. Die Bechener haben damit ein Alleinstellungsmerkmal, ob sie wollen oder nicht.

1500 junge Leute im Ortskern

Die Einsatzkräfte hätten bereits im Vorfeld mit einem stärkeren Zustrom von Jugendlichen und jungen Erwachsenen nach Kürten-Bechen gerechnet, sagt Barz. „Im vergangenen Jahr hielten sich etwa 200 junge Leute zwischen Dorfplatz und Raiffeisenmarkt auf, diesmal waren es knapp 1500.“ Das ist eine Versiebenfachung der Zuschauerzahlen an dieser Stelle. Es habe eine „Wanderungsbewegung“ gegeben. „Das ist ganz klar“, sagt Barz. Nach der Voiswinkeler Zugverlegung auf Freitag habe sich der Zustrom auf den einzig verbliebenen Karnevalszug fokussiert – den in Kürten-Bechen.

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Im Bericht der in Bechen tätigen Beamten stand nach Zugende ein Verfahren wegen Beleidigung, eines wegen Widerstands und eine Sachbeschädigung. Ein Polizist wurde von einem Zuschauer am Daumen verletzt. Eine Schlägerei habe es unter Zugteilnehmern gegeben, sagt der Sprecher. Drei Personen seien mit sogenannten Anschein-Waffen angetroffen, täuschend ähnlichen Pistolen-Attrappen. Fünf Störer wurden abgeführt und zwölf Platzverweise gegen Krawall-„Jecken“ ausgesprochen worden. Diese Zahlen hatte man in den vergangenen Jahren aus Kürten-Bechen nicht mehr gekannt.

Intern werde in den nächsten Tagen die Situation erörtert, erklärt der Sprecher. Bleibe die Zugsituation wie in diesem Jahr, müsse auch 2020 mit einem größeren Zulauf zum Bechener Karnevalszug gerechnet werden. Die „Hotspots“ Dorfplatz und Raiffeisenmarkt hätten die Einsatzkräfte intensiv im Blick gehabt. Die Situation dort hatten starke Kräfte der Polizei gesichert.

Verkehrssituation muss besprochen werden

Was mit Gemeinde Kürten (Ordnungsamt) und den Karnevalsfreunden Bechen als Veranstalter zu besprechen sein werde, sei auch die Verkehrssituation. Denn schon lange vor Zugbeginn um 14.11 Uhr hätten Gruppen von jungen Leuten, die zu Fuß unterwegs waren, die Anfahrtsstraßen blockiert. „Viel früher als sonst.“ Barz bestätigt Augenzeugen-Informationen, dass die Linienbusse nicht mehr durchkamen. Die von Herkenrath und Spitze kommenden Busse seien außerdem überfüllt mit jungen Karnevalisten gewesen. Eine deutlich frühere Sperrung der Straßen sei eine Möglichkeit. Zahlreiche Gäste hätten ihre Pkw einfach auf der Landstraße abgestellt, was bei der Abfahrt zu Problemen geführt habe. Hier könnten über Halteverbote helfen.

Nach dem Umzug in Voiswinkel berichtete die Polizei von einer Schlägerei an der Mutzer Straße, auf Gladbacher Stadtgebiet; eine Hundertschaft musste ins Grenzgebiet zwischen Schildgen und Voiswinkel ausrücken. Ob die Krawalltat tatsächlich mit dem Umzug im nahen Voiswinkel zusammen hing, ließ die Polizei zunächst offen. An der Voiswinkeler Grundschule versammelten sich zum Zug mehrere hundert Jugendliche und junge Erwachsene, so die Polizei. „ Zwar kreiste der Alkohol, doch die Exzesse blieben bisher aus“, hieß es am späten Nachmittag. Bislang habe es nur einen Platzverweis gegeben, erklärte der Sprecher.