FlüchtlingsheimIG Bechen muss Sitzung wegen Besucheransturms nach Flugblatt absagen

Lesezeit 4 Minuten
Bechen Bürgerinformation zum Bebauungsplan vollständig überlaufen.

Ansturm auf die Sitzung der IG Bechen. So viele Menschen wollten etwas über das geplante Flüchtlingsheim erfahren, dass die Veranstaltung abgesagt werden musste.

Ein Flugblatt über die geplante Flüchtlingsunterkunft in Bechen hatte offenbar die Menschen mobilisiert.

Eigentlich sollte es eine normale Sitzung der Interessengemeinschaft (IG) Bechen werden, auf der man alternative Standorte für die geplanten Flüchtlingsunterkunft am Pastoratsweg suchen und der Gemeinde vorschlagen wollte. Doch dann kam alles ganz anders.

Geschätzt mehr als 300 Menschen strömten am Montagabend zum Lokal „Ahle Prinz“, in das die Versammlung kurzfristig hatte verlegt werden müssen. So viele, „dass der Saal aus allen Nähten platzte und draußen auch noch 50 bis 100 Leute standen“, so Willi Meyer, Sprecher der IG Bechen.

Auslöser des Ansturms war offenbar ein Flugblatt

Der zog nach zehn Minuten die Notbremse und sagte die Veranstaltung, zu der auch Bürgermeister Willi Heider (parteilos) gekommen war, kurzentschlossen ab. Zwar sei die Stimmung ruhig gewesen, doch „da war kein Reden mehr möglich“, begründete Meyer die Entscheidung.

Auslöser des Ansturms auf die Sitzung, zu der sich laut Meier gewöhnlich nur eine überschaubare Gruppe engagierter Bürger und Bürgerinnen einfindet, war offensichtlich ein Flugblatt, das seit einigen Tagen im Ort und in den Sozialen Medien kursierte. Unter der Überschrift „Geplante Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete“ wurden alle Bechener aufgefordert, zur Veranstaltung der IG zu kommen.

Ein Flüchtlingsheim auf dem Bechener Schlittenhang

In enger Zusammenarbeit mit der Katholischen Kirche plane die Gemeindeverwaltung, auf den Pastoratswiesen, dem Bechener Schlittenhang, auf 2000 Quadratmetern ein Flüchtlingsheim für 40 Personen, zudem auf 1000 Quadratmetern einen Parkplatz zu bauen, so die Nachricht.

„Das geplante Vorhaben befindet sich damit zentral in Bechen, in der Wasserschutzzone der Großen Dhünntalsperre, im Außenbereich, im Landschafts- und Naturschutz und im denkmalgeschützten Umgebungsbereich der Katholischen Kirche“, führt der Verfasser, der auf dem Flugblatt nicht namentlich genannt wird, weiter aus. Auch das Denkmal „Altes Pastorat“ befinde sich in direkter Nähe. Die Einleitung einer entsprechenden Bauleitplanung sei schon für den 18. Oktober geplant.

Die IG Bechen will nach alternativen  Standorten suchen

„Ich fühle mich schon etwas vor den Karren gespannt“, ärgert sich Willi Meyer über die Vorgehensweise. Denn der Initiator der Aktion, der nicht nur ein betroffener Nachbar des zur Debatte stehenden potenziellen Baugrundstücks, sondern auch noch in der IG Bechen vertreten sei, habe ihn erst informiert, als die Einladungen für die Sitzung schon verschickt gewesen seien. Eine Sitzung, die nicht als Bürgerversammlung geplant gewesen sei, betonte der IG-Sprecher.

Zwar lehne auch die Interessengemeinschaft Bechen eine Bebauung am Pastoratsweg ab, weil sie gleich in mehrfacher Hinsicht dem Leitbild für die Ortsentwicklung widerspreche und „den dörflichen Charakter völlig verändern“ würde. Der Widerstand richte sich aber gegen den gewählten Standort, für den man daher eine Alternative suche, nicht gegen den Bau eines Flüchtlingsheims in Bechen generell. Entsprechende Äußerungen oder Stimmungsmache „hätte ich sofort unterbunden“ erklärte Meyer.

Die zusätzliche Unterkunft soll die Flüchtlingslage in Kürten entspannen

Schon im Juni habe sich der Bau- und Planungsausschuss mit dem Thema einer Flüchtlingsunterkunft am Pastoratsweg in Bechen und mit den dafür nötigen planungsrechtlichen Schritten befasst, bestätigte Willi Hembach, Vertreter des Kürtener Bürgermeisters, die grundlegenden Fakten. Die zusätzliche Unterkunft soll die angespannte Situation der Flüchtlingsunterbringung etwas entspannen, hofft die Verwaltung.

„Wöchentlich werden uns zehn oder mehr Menschen zugewiesen“, so Hembach. Für etwa 200 Menschen fehlten Unterbringungsmöglichkeiten, Entlastung sei nicht in Sicht. Daher wird im Zentralort Kürten gerade eine Unterkunft in Modulbauweise für 60 Personen gebaut. Der Ankauf einer leerstehenden Immobile in Kürten könnte weitere 20 Menschen mit einem Dach über dem Kopf versorgen. In Broch ist ebenfalls in Modulbauweise ein Heim für 40 bis 60 Personen geplant und in Dürscheid könnte ein festes Haus für 40 Geflüchtete entstehen.

Um der Debatte in der Bürgerschaft Raum zu geben „und die Menschen mitzunehmen“ so Hembach, wurde das Thema des Flüchtlingsheims in Bechen nun erst einmal von der Tagesordnung der nächsten Sitzung des Bau- und Planungsausschusses am 18. Oktober genommen und wird vermutlich erst im November beraten werden. Ende Oktober will auch die IG Bechen noch einmal tagen, um nach anderen, besser geeigneten Standorten für ein Flüchtlingsheim zu suchen. Dann aber ausdrücklich als geschlossene Veranstaltung der Interessengemeinschaft.

KStA abonnieren