„Olpe ist jetzt Hollywood“Diese ARD-Serie macht Kürten-Olpe zur Kulisse

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Dreharbeiten Kürten-Olpe 1

Dreh vor der „Kleinen Backstube“ in Olpe, im Film wird sie zur Frittenbude „Pascha“.

Kürten – Jetzt geht gerade nichts mehr auf der Straße. Riesige Scheinwerfer gehen am helllichten Tag an, ein Kameramann schultert sein Gerät, die Hauptdarsteller gestikulieren wortreich für eine Szene und verschwinden im Landgasthof „Zum Haus Olpe“. Weiter hinten sperrt ein Ordner mit hellblauer Polizeiweste und roter Kelle den Verkehr, Autos stauen sich schnell. „Jetzt müssen wir aber still sein“, sagt ein älterer Herr, der interessiert von Gegenüber zuschaut. „Wegen zu vieler Geräusche sind hier schon Szenen wiederholt worden.“

Rund ein Dutzend „Kiebitze“ haben es sich auf den Stufen vor der „Kleinen Backstube“ im Ortskern gemütlich gemacht und beobachten das Treiben der Filmleute. Das ist wie im Kino, nur besser. „Von hier aus hat man den besten Blick auf die Ereignisse“, meint Elisabeth Widdig, eine Ur-Olpenerin. Auch Bäcker Klaus Lang schaut zu. Für die Filmleute hat er mal kurz umgesattelt: Aus seiner Bäckerei wird im Film eine Frittenbude im imaginären Eifeldorf Hengasch, Kreis Liebernich. Der Bäckermeister muss selbst schmunzeln. „Ist ja nur vorübergehend“, erklärt er.

Zwei Dutzend Statisten in 70er-Jahre-Garderobe

Der Filmrausch hat Olpe in diesen Tagen voll erfasst, das tägliche Leben steht irgendwie still. „Mord mit Aussicht“ wird gedreht, die beliebte Schmunzelkrimireihe der ARD läuft nach sieben Jahren Pause überraschend weiter, mit neuen Darstellern und neuem Fernsehdorf. Olpe ist Hengasch und die Olper sind mittendrin im Geschehen.

Die Zuschauer an der Bäckerei bekommen nun wieder was zu sehen. Im Gänsemarsch tippeln zwei Dutzend Statisten in 70er-Jahre-Garderobe zum Dreh, vorher hatten sie sich auf dem Kirchplatz gesammelt. Die Filmcrew schirmt das Ganze ab. Zu viel Publicity soll es in der Corona-Pandemie nicht geben, auch keinen Fototermin am Filmset.

Eine Woche ohne beschauliche Ruhe im Dorf

30 Kleindarsteller aus Kürten, Odenthal und Bergisch Gladbach machen übrigens auch mit. Sie hatten sich vorab bei der Produktionsfirma gemeldet und wurden genommen. Der „Toni“ wäre sicher auch für eine Hauptrolle ein guter Tipp. Vor zwei Jahren kam Blerton Redzepi, den alle nur Toni nennen, nach Kürten-Olpe. Neues Dorf und eine neue Aufgabe für den Gastronomen: der sanierte Landgasthof „Zum Haus Olpe“, Heimat der Ortsvereine, Anlaufstelle für die Olper und Kontaktbörse für alles, was in Olpe wichtig ist. Und nun sind die Filmleute bei „Toni“. Film statt Schnitzel, sozusagen. Im Grund steht seit einer Woche schon das Dorf kopf. Erst zum Wochenende soll sich die „Film-Lage“ beruhigen. Dann will das Filmteam alles im Kasten haben.

Die bergische Kulisse mit viel Fachwerk ist der Hingucker für die ARD-Serie. Den ganzen Tag über wuseln die Filmleute am Fachwerkhaus und ums Haus herum, auch in einem weiteren Haus an der Straße ins Olpetal wird gedreht, die Kirche kommt häufiger ins Bild (auch die im Nachbarort Delling) und selbst vorm Bushäuschen stehen die Schauspieler. Die beschauliche Ruhe, die die Olper so mögen, ist für eine Woche einer geschäftigen Betriebsamkeit gewechselt. Am Dorfplatz am Feuerwehrhaus stehen unterdessen die Trailer der Crew, Wohnwagen, Verpflegungsposten; was man halt beim Film so braucht. Die Filmleute, aus ganz Deutschland gekommen, nächtigen auf dem Platz am Waldrand.

Dreharbeiten gehen noch bis zum Wochenende

„Olpe ist jetzt Hollywood“, meint Michael Iwanzik, den in Olpe auch alle kennen. Als Vorsitzender der Bürger-Interessen-Gemeinschaft denkt er schon weiter. „Da kommen vielleicht Touristen ins Dorf und wollen gucken, wo gedreht wurde“, meint er und spinxt auch mal zum Drehort. Bislang seien es ja die Wanderer gewesen, die Olpe ansteuern. Die Serien-Fans wären ja eine ganz andere Zielgruppe, das könne Olpe doch nur gut tun.

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In der zweiten Woche wird schon gedreht, am Wochenende soll der letzte Drehtag sein. In normalen Jahren wäre jetzt im Juli das viertägige Schützenfest der heimischen St. Hubertus Bruderschaft, zum 100-jährigen Bestehen gewiss größer als gewohnt begangen. Die Schützen feiern wegen der Pandemie nun 2022, und die Filmleute dürfen sich als Ersatz fühlen, jedenfalls ein klein wenig. Und ab dem Wochenende ist die Dorfbäckerei auch wieder Dorfbäckerei, und keine Frittenbude.

Zu sehen sind die Folgen im Frühjahr 2022 in der ARD. Ein genauer Termin steht noch nicht fest.

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