Mit Bus und Bahn durchs BergischeAuf zu den Höhen und Gipfeln von Bergisch Gladbach

Lesezeit 7 Minuten
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Unterwegs mit Bus und Bahn durchs Bergische: Wir stellen tolle Touren mit Landschaft und Geschichte vor. Alle bieten sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln an.

  • Das Neun-Euro-Ticket bietet im Juni sehr günstigen Zugang zum Bus- und Bahnnetz in ganz Deutschland.
  • Auf den Spuren des Bergbaus: Wir haben elf spannende Touren im Rheinisch-Bergischen Kreis zusammengestellt, die Sie mit Bus und Bahn erreichen!
  • Wir machen uns auf in die Bergischen Berge, zur Rochus-Kapelle, nach Lerbach und zum Bensberger Schloss.

Rhein-Berg – Eine Berggondelbahn hat Bergisch Gladbach zwar nicht, dafür aber eine Reihe von Buslinien, die auf die Höhen der bergischen Kreisstadt fahren. So geht’s erstmal bequem hinauf zu den ersten Gipfeln – und dabei noch an zahlreichen Sehenswürdigkeiten aus Gladbachs papierreicher Geschichte vorbei.

1 – Am Busbahnhof in der Stadtmitte,

direkt neben dem Kopfbahnhof der S-Bahn-Linie 11 steigen wir in einen Bus der Linie 453 in Richtung Grünenbäumchen/ Oberkülheim und lassen uns nicht nur zu einigen markanten Sehenswürdigkeiten der Gladbacher Papiermacher-Historie kutschieren, sondern ersparen uns für die spätere kleine Wanderung auch gleich den ersten Aufstieg. Der Bus verkehrt unter der Woche tagsüber im 20-Minuten-Takt (12, 32 und 52 Minuten nach der vollen Stunde) zu unserer Zielstation „Breite“ (samstags halbstündlich, 12 und 42 Minuten nach, sonntags stündlich 18 Minuten nach).

Nach wenigen Meter erreicht unser „Stadtrundfahrt-Gefährt“ einen Kreisverkehr, der als „Kirmes- Kreisel“ (A) bundesweit für Aufsehen gesorgt hat. Grund dafür ist der Gleisanschluss zur Papierfabrik Zanders, der einmal quer durch den Kreisel verläuft. 14 Schranken, 23 Warnlampen und Lautsprecher wurden installiert, um den Autoverkehr anhalten zu können, wenn ein Zug kommt. Auch wenn dieses kirmesreife Schauspiel heute nur noch ganz selten zu beobachten ist, weil der Bahnanschluss zurzeit nicht benötigt wird – seinen Spitznamen hat der Kreisel am Driescher Kreuz (ein Wegekreuz an der Einmündung der Hauptstraße) behalten.

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Weiter geht’s im Bus auf die Straße Gohrsmühle. Rechts sehen wir die Papierfabrik Zanders (B). Viele ihrer Gebäude sind wie die Halle gleich neben der Gleiszufahrt oder das neobarocke Verwaltungsgebäude des Berliner Architekten Otto March architektonisch und historisch bedeutend. Selbst das Kraftwerk am Fuße der hohen Schlote wurde von niemand geringerem als Star-Architekt Dominikus Böhm entworfen. Es ist übrigens der einzige Industriebau des bedeutenden Kirchenbaumeisters. Am nächsten Kreisverkehr, dem neuen Turbo-Kreisel (C) an der Schnabelsmühle, sollten wir rasch nach links aus dem Busfenster schauen, um einen Blick auf die Villa Zanders zu erhaschen.

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Die Rochus-Kapelle

Das heutige städtische Kunstmuseum wurde 1873/74 nach Entwürfen von Hermann Otto Pflaume für Maria Zanders, die Witwe des Papierfabrikanten Carl Richard Zanders, als Stadthaus errichtet. 1932 ging sie ins Eigentum des damaligen Rheinisch-Bergischen Kreises über, diente als Landratsamt und später als städtischer Verwaltungssitz. Das linke Busfenster soll unser Ausguck bleiben, denn an der Bensberger Straße kommt gleich in zweiter Reihe das 1914 von der Industriellenfamilie Zanders errichtete Hans- Zanders-Bad (D) ins Blickfeld. Die Unternehmer schenkten das Bad anschließend der Stadt.

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Es diente zunächst nicht nur dem Schwimmsport, sondern auch der Körperhygiene vieler Bergisch Gladbacher, die dort Dusch- und Wannenbäder vorfanden. Seit 1991 steht das Bad ausschließlich dem Schul- und Vereinsbetrieb zur Verfügung. Wer die Bauten aus dem Bus nicht schnell genug erkannt hat – auf dem Rückweg gibt’s noch mal Gelegenheit, sie sich anzuschauen. Nun geht’s im Bus erst einmal hinauf in den Stadtteil Sand, wo an der zentralen Kreuzung rechts die Kirche St. Severin (E) zu sehen ist: ein neugotischer Bau von 1881. Achtgeben: An der übernächsten Haltestelle müssen wir aussteigen.

2 – An der Haltestelle Breite verlassen wir den Bus,

überqueren die Straße und folgen dem Gehweg nach links in die Richtung, aus der der Bus gekommen ist. Wir wandern durch die scharfe Linkskurve am Breiter Kreuz (F), bis wir nach knapp 390 Metern links der Straße unter Bäumen die Rochus-Kapelle (G) sehen. 1679 wurde sie von Philipp von Leers von Haus Lerbach anlässlich der zuvor im Bergischen grassierenden Pest gestiftet. Wir überqueren die Straße und wandern unter einem schattigen Blätterdach rechts neben dem Zuweg zur Kapelle nun mit dem Kölnpfad (weißer Kreis auf schwarzem Grund) bergab. Vor uns liegt das Rheintal. Der reizvolle Blick auf den Kölner Dom ist wegen des hochgewachsenen Maisfeldes zurzeit zwar nur auf der Bank stehend zu erhaschen, aber einige Meter weiter bergab sind immerhin noch die Domtürme über den Baumkronen vom Weg aus zu sehen, bevor wir durch einen Hohlweg Oberlerbach (H) erreichen, wo ein Landwirt Frisches vom Ei bis zur Milch direkt vom Hof an Automaten anbietet. Auf dem Sträßchen gehen wir rechts, dann an der zweispurigen Straße links.

Auf der anderen Straßenseite sehen wir zwischen Bäumen kurz den Turm von Schlosshotel Lerbach (I), das zurzeit umgebaut wird. In den 1890er Jahren wurde der Bau im englischen Landhausstil errichtet – im Auftrag von Richard Zanders und seiner Ehefrau Anna, geborene von Siemens. Die Bautätigkeit von Richard Zanders’ Eltern hatten wir ja bereits in der Stadtmitte sehen können. Heute gehört das Schlosshotel Lerbach, in dem die Althoff-Gruppe mit Dieter Müller einst Gladbachs erstes Drei-Sterne-Restaurant betrieb, der Familie von Siemens. Wir passieren die Haupteinfahrt und biegen am Ende der Wiesen zur Linken links auf den Waldweg ab, um bei nächster Gelegenheit abermals links abzubiegen. Nach wenigen Metern sehen wir links eine Stele: Sie weist auf den geografischen Mittelpunkt von Bergisch Gladbach (J) hin – mitten im „grünen Herzen“ der Kreisstadt.

Wir folgen nun der orange-farbenen Markierung der Fernwanderroute Bergischer Weg bergauf, an der T-Kreuzung links und dann auf dem nächsten breiteren Weg rechts hinauf zum Naturfreundehaus Hardt (K), das zur Einkehr einlädt. Nun geht’s auf dem Bensberger Schlossweg (weiße „13“ auf rotem Grund) weiter: rechts am Naturfreundehaus vorbei, auf der Zufahrtstraße bergauf, bis zu einer Straßen- und Wegekreuzung auf der Höhe und dort schräg rechts auf einem Pfad hinunter ins Milchborntal. Am gleichnamigen Weiher treffen wir auf einen breiten Querweg dem wir nach rechts wieder mit der Markierung des Bergischen Wegs bis zu dessen Bensberger Etappenstein (L) folgen.

Dort folgen wir dem Zuweg der Fernwanderroute nach links, geradeaus über den Parkplatz des Freibads Milchborntal (M), an der nächsten Kreuzung links und sofort wieder rechts in den Hardtweg und nach 180 Metern Anstieg links mit dem Bensberger Schlossweg über Treppen zum Bensberger Schloss (N). An dessen Einfriedung wandern wir rechts herum entlang, bis die Kadettenstraße an einer Ampel auf die Wipperfürther Straße mündet. Hier gehen wir rechts, biegen bei nächster Gelegenheit wieder rechts ab und gehen dann links die Straße Burggraben hinunter. Im Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe (O), im Schatten des von Gottfried Böhm errichteten Bensberger Rathauses (P), findet sich eine eigene Abteilung über die Geschichte des Barockschlosses, das Kurfürst Jan Wellem Anfang des 18. Jahrhunderts als Jagdschloss errichten ließ und in dem sich heute ein Grandhotel der Althoff- Hotelgruppe sowie das Drei-Sterne-Restaurant von Spitzenkoch Joachim Wissler befindet.

3 – Nach dem Abstecher ins Museum folgen wir der Straße davor weiter bergab,

an der tiefsten Stelle einem Fußweg hinunter zur Schloßstraße, überqueren diese schräg rechts, um durch eine Stichstraße zum Busbahnhof zu gelangen. Von dort verkehren alle paar Minuten Busse zurück in die Stadtmitte (z.B. Linie 400 oder 227).

4 – Wer einen geselligen Ausklang mag,

kann unterwegs an der Haltestelle Milchborntal einen Zwischenstopp einlegen: Die dortige Gaststätte Kaisersch Baach (Q) hat einen gemütlichen Biergarten – und einen spitzzüngigen Spruch über der Tür: „Wandrer gehst du nach Gladbach, verkünde dort, du kommst von Bensbergs Höhn und hast Kultur gesehen.“

Wir scheren uns nicht um Animositäten, mögen beides – wir wandern ja auch nicht zurück, sondern nehmen den Bus. Der Takt auf 30 Buslinien im Kreisgebiet ist seit der Fahrplanumstellung im Dezember unter der Woche stark verdichtet worden. Da bietet es sich an, in den Sommerferien mal mit Bus und Bahn „op Jöck“ zu gehen und das Bergische zu entdecken.

Die Tour auf einen Blick

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Start/Ziel: Busbahnhof am SBahnhof in Gladbachs Stadtmitte.

Dauer: Je nach Zwischenstopps, mit Besichtigung und Wanderung (ca. 7 km/2Std.) 4 bis 5 Std.

GPS-Daten: auf www.gpsies.com unter dem Stichwort „Auf Tour mit Bus und Bahn 13. August“ Anfahrt: Am besten mit Bus oder Bahn zum Gladbacher S-/Busbahnhof.

Mit Auto: In Gladbachs Stadtmitte am Turbokreisel Rtg. Köln, am Driescher Kreisel 1. Ausfahrt Stationsstraße, Parken in Parkhaus, am WE an Jakobstraße.

Einkehr: Naturfreundehaus Hardt, Hardt 44, Mi-Mo 11.30 Uhr bis 6 Uhr, dienstags geschlossen; Kaisersch Baach, Gladbacher Str. 72, Mi-Sa 17-23 Uhr, So 9-21 Uhr.

Besichtigung: Bergisches Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe, Burggraben 9-21, Di-Fr 9-14 Uhr, Sa/So 11-17 Uhr, Eintritt: 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro

Erfrischung: Freibad Milchborntal, Milchborntalweg 69, tgl. 13-20 Uhr, Änderungen bei schlechtem Wetter, Erwachsene 4,50 Euro, ermäßigt 3,50/0,50 Euro. 

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