„Wir stapeln Menschen“Geflüchteten-Unterkünfte in Odenthal überbelegt – soziale Spannungen steigen

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Ein modernes Schulgebäude,davor fahren drei Kinder Fahrrad.

In einen Jugendraum der Grundschule in Odenthal-Neschen sollen zehn Geflüchtete einziehen.

480 Geflüchtete leben in Odenthal. Für 180 Menschen ist eigentlich nur Platz. 117 Personen kamen allein dieses Jahr dazu.

Die Odenthaler Geflüchtetenunterkünfte sind überbelegt und die sozialen Spannungen steigen. 480 geflüchtete Personen seien derzeit in Odenthal untergebracht, 180 Menschen hätten eigentlich nur Platz, berichtete Integrationsbeauftragte Claudia Kruse im jüngsten Schul- und Sozialausschuss.

„Wir stapeln Menschen“, sagte sie bedauernd. Mit der drangvollen Enge wüchsen die Spannungen: „Es ist nicht mehr angenehm, in die Unterkünfte zu gehen.“ Erst am Vortag sei es wieder zu einem Vorfall gekommen.

Mehrfach musste die Polizei in Odenthaler Unterkünfte kommen

Schon mehrfach habe man die Polizei rufen müssen, weil sie und ihr Team angeschrien und bedroht worden seien. „In dieser Qualität ist mir das noch nie begegnet“, so Kruse.

Aber auch unter den Geflüchteten untereinander komme es zu Gewalt. „Zwei betrunkene Ukrainer haben einen Einsatz verursacht, weil sie volltrunken die Sachen von anderen Flüchtlingen genommen und in den Regen geschmissen haben.“ Der Versuch, die Lage zu beruhigen, sei mit Drohgebärden beantwortet worden. Erst als ein ukrainisches Ehepaar interveniert habe, hätten sich die Volltrunkenen mit dem Auto zum Flughafen fahren lassen, berichtete Kruse.

Integrationsarbeit ist in Odenthal nicht mehr möglich

Schlimm sei die Situation aber auch, weil das Integrationsteam seinen eigentlichen Auftrag nicht mehr erfüllen könne. Von Integration sei schon lange nicht mehr die Rede, auch soziale Betreuung sei kaum noch möglich. „Wir verwalten den Mangel und das Licht am Ende des Tunnels – wir sehen es nicht.“ Denn die Zuweisungen von Menschen gingen unvermindert weiter.

Politische Eingaben und Hilferufe bei Land und Bund, auch von den Bürgermeistern vieler Kommunen, seien ergebnislos verhallt, auch der Notruf aus Odenthal. Hier hat Bürgermeister Roberts Lennerts (parteilos) eine neuerliche Belegung von Sporthallen mit Flüchtlingsbetten unter seiner Ägide für die Zukunft ausgeschlossen, auch um den sozialen Frieden zu wahren.

117 Geflüchtete sind seit Januar in Odenthal eingetroffen

117 Menschen seien seit Jahresbeginn neu nach Odenthal gekommen, so Kruse, derzeit müssten jede Woche durchschnittlich fünf Menschen zusätzlich untergebracht werden „und wir wissen nicht, wohin mit den Leuten.“

Ein junges Ehepaar, die Frau schwanger, habe man gerade nach Voiswinkel gebracht. Das sei eigentlich ein schönes, modernes Haus. „Dort hätten wir das Paar früher in einem Familienzimmer untergebracht“, erzählt Kruse. Jetzt müsse man den Raum provisorisch teilen, damit man ihn doppelt belegen könne.

Ab kommender Woche soll ein Raum an der Grundschule in Neschen, der eigentlich als Jugendraum gedacht ist, belegt werden, kündigte Claudia Kruse an. Er biete zehn Plätze, eine Dusche sei eingebaut worden. Eine kleine Atempause.

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