Schon mit 15 Jahren ging er in die Lehre. Heute wird Optik Breidbach in Blecher in dritter Generation von seinem Sohn Andreas geführt.
Seltenes JubiläumAlfred Breidbach aus Odenthal ist seit 60 Jahren Augenoptikermeister

Alfred Breidbach (Mitte) ist seit 60 Jahren Augenoptikermeister. Ein seltenes Jubiläum, für das die Innung ihm den Diamantenen Meisterbrief überreichte.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Fast sein ganzes Berufsleben lang hat Alfred Breidbach auf die Uhr geschaut. Nicht, weil ihm seine Profession so wenig Spaß gemacht und er den Feierabend herbeigesehnt hätte, sondern weil eben dies sein Geschäft war. Breidbach ist seit fast 70 Jahren Uhrmachermeister, Vertreter einer heute im Schwinden begriffenen Kunst.
Und weil er sich mit einem Meistertitel nicht begnügte, legte er 1965 auch noch die Prüfung als Augenoptikermeister ab. Nun, nach 60 Jahren, überreichte die Augenoptikerinnung dem heute 93-Jährigen feierlich den Diamantenen Meisterbrief. Der reiht sich ein in die beeindruckende Reihe der Gesellen- und Meisterbriefe, die bereits an der Wand der Werkstatt hängen. Denn die Breidbachs sind eine kleine Uhrmacher- und Optiker-Dynastie in Odenthal-Blecher.
Die berufliche Laufbahn war früh vorgezeichnet
So war die berufliche Laufbahn für Alfred Breidbach früh vorgezeichnet. 1931 hatte sein Vater das heute in dritter Generation betriebene Geschäft „Uhren und Optik Breidbach“ mitten in Blecher gegründet, auch er schon Uhrmacher und Augenoptiker in einer Person. „Da hat es noch Kneifer gegeben, die man sich auf die Nase setzte“, erinnert sich der betagte Sohn im Zeitalter der Gleitsichttechnik und Kontaktlinsen.
Alles zum Thema Bergisches Land
- Gute Tradition Friedenslicht aus Bethlehem leuchtet in Polizeiwachen im Rheinisch-Bergischen Kreis
- Mobilität Rad-Pannenservice für Balkantrasse in Burscheid
- Leicht verletzt Unbekannter attackiert Senioren aus Kürten beim Weihnachtsbaumkauf
- Seltenes Jubiläum Alfred Breidbach aus Odenthal ist seit 60 Jahren Augenoptikermeister
Unten das Geschäft, oben die Wohnung - da war es völlig normal, dass Alfred Breidbach schon von klein auf in der Werkstatt anzutreffen war. „Wir haben als Kinder halt mit Uhren gespielt oder an Brillen rumgefummelt“, sagt er über seine Kindheit. Beim Spielen blieb es nicht: „Ich konnte schon als Junge einen Wecker reparieren“, berichtet er.
Uhrmacher und Optiker - zwei Berufe mit unterschiedlichen Anforderungen
Die Frage nach einem anderen Beruf habe sich für ihn eigentlich nie gestellt, sagt er nachdenklich, während er auf Dutzende von Uhren blickt, die in seiner Wohnung leise vor sich hin ticken oder sich ohne jede Zeigerbewegung in einem großen Sammelglas stapeln – hinterlassen von Kunden, die ihre Zeitmesser nicht mehr reparieren lassen wollten und sich lieber ein neues Stück zulegten.
„Der Uhrmacherberuf war für mich eigentlich interessanter als der des Augenoptikers“, sagt Alfred Breidbach, der schon mit 15 Jahren in die Lehre ging. „Wenn eine Uhr nach der Reparatur wieder ging, dann war da Leben drin.“ Für ihn ein größeres Erfolgserlebnis, als eine gut sitzende Brille, „auch wenn der Kunde mit ihr auf der Nase zufrieden aus dem Laden marschierte“, sagt er lächelnd.
Das Geschäft in Blecher bietet heute modernen Service
Das Uhrmacherhandwerk lebe von der manuellen Geschicklichkeit, während die Augenoptik eher die mathematisch-theoretischen Fertigkeiten fordere und stark auf den Kunden bezogen sei. 1998 übergab Alfred Breidbach das Geschäft an seinen Sohn Andreas, der ebenfalls Augenoptikermeister ist, dessen Cousine arbeitet als Uhrmachermeisterin im Betrieb.

Das Traditionsgeschäft Optik und Juwelier Breidbach am Kreisverkehr in Blecher.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Das Geschäft an der Hauptstraße 37, das schon von weitem an einem mit roten Ziegeln in das Dach eingelassenen überdimensionalen Brillengestell zu erkennen ist, bietet längst neben Uhren samt Zubehör auch Schmuck, neben Brillen auch Kontaktlinsen oder den Sehtest für den Pkw-Führerschein.
Die Uhrmacherzunft hat wenig Zukunft
Die Zeiten ändern sich, die Uhren ticken mittlerweile anders und die Digitalisierung setzt besonders dem Uhrenhandwerk zu. „Repariert werden müssen eigentlich nur noch antike Uhren“, sagt Sohn Andreas Breidbach. Viele Uhren seien als Wegwerfprodukte konzipiert, zudem machten „die Smartwatches das Geschäft kaputt“, sagt er. Daher trägt er selbst eine klassische Armbanduhr und zusätzlich am anderen Arm ein reines Fitnessband.
„Die Uhrmacherei stirbt aus“, erklärt er nicht ohne leichtes Bedauern. „Ich weiß nicht, ob es in NRW überhaupt noch eine einzige Berufsschulklasse dafür gibt.“ Da verwundert es nicht, dass die seltene Ehrung des Diamantenen Meisterbriefs für Alfred Breidbach dann auch von der noch vitalen Optikerinnung kommt.
Die Uhrmeisterinnung, wenn es sie denn überhaupt noch gebe, so Andreas Breidbach, die auch Gelegenheit zur Auszeichnung von Alfred Breidbach gehabt hätte, habe vor fast zehn Jahren das Jubiläum des Vaters jedenfalls nicht in dieser Weise gewürdigt.

