FlutfolgenOdenthaler Senioren sind seit Monaten ohne Telefonanschluss

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Viele, gerade ältere Menschen, sind noch von einem Festnetzanschluss abhängig.

Viele, gerade ältere Menschen, sind noch von einem Festnetzanschluss abhängig.

Odenthal – Man kann sie nicht wirklich als Flutopfer bezeichnen, aber trotzdem hat die Unwetterkatastrophe Mitte Juli bis heute Folgen für die hochbetagten Eltern von Norbert Meier-Külschbach. Zwar mussten die beiden Senioren – er ist 90 Jahre alt, sie hat gerade ihren 88. Geburtstag gefeiert – in ihrem Haus in Oberkäsbach keinen Keller leerpumpen oder aufgeweichtes Mobiliar zum Sperrmüll geben.

Doch der Starkregen setzte – irgendwo außerhalb des Weilers – die Telefonleitungen außer Gefecht. Seither blieb das Telefon bei Meiers wie auch bei einigen Nachbarn still. Für Senioren fast immer eine beängstigende Situation.

„Teile der Infrastruktur der Telekommunikation im Raum Eikamp sind immer noch gestört“, bestätigte Uwe Koch, Leiter des Odenthaler Bauamts.

Wartezeiten bis zum Jahresende möglich

Zuständig für das Schweigen der Leitungen ist die Telekom. Die ist immer noch damit beschäftigt, die Zerstörung der Netze an Erft und Ahr zu beheben. Deutschlandweit habe das Hochwasser mehr als 100.000 Anschlüsse und Leitungen der Telekom zerstört, informierte das Unternehmen bereits Ende August.

Alles wiederherzustellen nehme Zeit in Anspruch, die in den Katastrophengebieten vernichteten Leitungen und Anschlüsse würden priorisiert von den Teams abgearbeitet, erklärte das Unternehmen. Im Umkehrschluss bedeutet dies für Kunden in nur punktuell betroffenen Gebieten längere Wartezeiten, vielleicht noch bis zum Jahresende.

Senioren haben dreifach höhere Telefonrechnung

Während also die Meiers in Oberkäsbach weiter auf der Leitung standen, liefen bei ihrem Sohn Norbert Meier-Külschbach die Drähte heiß, um den Eltern wieder Anschluss zu verschaffen. Das gelang auch zunächst durch ein Prepaid-Handy, das die Telekom anfangs kulant mit einem Guthaben von 30 Euro versah. Das Geld aber war schnell aufgebraucht, da das Handy auf die Festnetznummer umgeschaltet worden sei, erklärte Meier-Külschbach.

Da die Senioren aber über keine Handy-Flatrate verfügten, seien alle Gespräche teuer abgerechnet worden. „Das hat zu dreifach höheren Telefonkosten geführt“, ärgerte sich der Sohn, für den nun ein telefonischer Marathon begann, der seinen Eltern schon alleine aus technischen Gründen nicht möglich gewesen wäre.

Unternehmenssprecher entschuldigt sich bei Kunden

„Es fühlte sich niemand zuständig“, beklagte Meier-Külschbach im Gespräch. Auf Nachfrage dieser Zeitung ging es dann aber sehr schnell. Meiers erhielten „als Interimslösung“ einen auf Mobilfunk basierenden Anschluss ohne zusätzliche Kosten. „Zudem werden die Gebühren für die vergangenen Monate erstattet“, versprach Dirk Becker, Unternehmenssprecher der Deutschen Telekom AG, der sich für eine schnelle Lösung stark gemacht hatte und sich bei den Kunden für die entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigte.

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Grundsätzlich, so riet Becker Kunden in ähnlicher Situation, sei es bei Festnetzstörungen möglich, eine kostenlose Rufumleitung auf ihre Mobilfunkgeräte zu beantragen: „Der Service ist an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr unter der kostenfreien Rufnummer 08003301000 erreichbar.“ Bei längeren Wartezeiten könne auch ein Rückruf vereinbart werden. Möglich seien auch individuelle Lösungen über Mobilfunkgeräte und Hotspots.

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