Seit 1998 hat Dr. Norbert Orthen die Altenberger Blätter herausgegeben. Die Reihe sollte das Zisterziensererbe stärker ins Bewusstsein rücken.
„Mord verjährt nicht“Letzte Ausgabe der Altenberger Blätter widmet sich historischer Bluttat

Ein Kriminalfall des 13. Jahrhunderts: Der Überfall auf Engelbert von Berg und seine brutale Ermordung.
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Wir schreiben den 7. November 1225. Dramatische Szenen müssen sich an diesem finsteren Spätherbsttag in einem Hohlweg bei Gevelsberg, östlich von Schwelm, abgespielt haben. Engelbert von Berg (1185/1186 – 1225), Erzbischof von Köln und Reichsverweser des Kaisers Friedrich II., war der damals politisch einflussreichste Mann des Reiches. Eine exponierte Stellung, die ihm nicht nur Ansehen, sondern auch viele Feinde verschaffte.
Und so fiel Engelbert 1225 im Hohlweg am Gevelsberg einem politischen Anschlag zum Opfer, wurde vom Pferd gerissen und bestialisch getötet. Mehrere Dutzend Messerstiche hätten sich später am Skelett nachweisen lassen, so Dr. Norbert Orthen. Er hat dem gemeuchelten bergischen Grafen, 800 Jahre nach der Tat, die 100. Ausgabe der Altenberger Blätter gewidmet. Das Heft wird zugleich das letzte seiner Art sein, wenn auch als krönender Abschluss noch ein Sonderheft zum Jubiläum der Markuskapelle erscheinen soll.
Seit 1998 gab Norbert Orthen die Altenberger Blätter heraus
„Es hat sich einfach angeboten, mit diesem Jubiläum die Reihe zu beschließen“, erklärt Orthen, der die Altenberger Blätter 1998 aus der Taufe gehoben und seither herausgegeben hatte. Sie sollten das Bewusstsein für das zisterziensische Erbe Altenbergs stärken, eine Zielsetzung, die auch der „Aktionskreis Altenberg“ und die katholische Kirchengemeinde vor Ort unterstützten. Zudem konnte sich Orthen auf die Zusammenarbeit mit dem Altenberger Dom-Verein, der Evangelischen Kirchengemeinde Altenberg, dem Verschönerungs- und Kulturverein Altenberg und Haus Altenberg stützen.
Die Einstellung der Altenberger Blätter, für deren Fortführung sich niemand gefunden habe, geschehe aus mehreren Gründen, sagt Orthen im Gespräch. Mit 76 Jahren wolle er etwas kürzertreten und sich als zuständiger Redakteur stärker der Zisterzienser-Chronik widmen. Seit 2014 betreut Orthen die älteste deutschsprachige Ordenszeitschrift, die dreimal im Jahr mit einem umfangreichen Band herauskommt.
Die letzte Ausgabe widmet sich einem historischen Mordfall
Zudem sei die Recherche für Texte zur Geschichte von Altenberg und seines ehemaligen Klosters komplizierter geworden, seit die Archivquellen nicht mehr in Odenthal, sondern zentral in Köln aufbewahrt würden, bedauerte der Historiker. Und ein Nachfolger für die Altenberger Blätter sei nicht in Sicht.
Nun also die Abschiedsausgabe über einen Kriminalfall, der zwar sehr lange zurückliegt, aber alles andere als ein Cold Case ist. Denn die Mörder von Engelbert von Berg wurden schnell ermittelt und ihrer ebenfalls grausamen Strafe zugeführt. Engelbert jedoch lebte weiter: als Legende, ab 1618 als Märtyrer, in Reliquien und als Namensgeber für Straßen, Schulen, Kirchen… So besonders auch in der Stadt Gevelsberg, die das Jubiläumsjahr unter das Motto gestellt hat: „Mord verjährt nicht“.
Caesarius von Heisterbach schildert den Mord in grausamen Einzelheiten
Eine dramatische Schilderung der Mordtat, die nicht mit Grausamkeiten spart, ist Caesarius von Heisterbach zu verdanken, die in Auszügen in den Altenberger Blättern wiedergegeben wird. Die politische, dynastische und kirchliche Bedeutung Engelberts ordnet Swen Holger Brusch ein, Edeltraud Klueting berichtet über die Anfänge des Klosters Gevelsberg, das als „Sühnekloster“ für den Mord an dessen Tatort gegründet wurde, Annette von Droste-Hülshoffs Gedicht über den Tod Engelberts ist nachzulesen, ebenso wie der Text des Engelbert-Lieds.
Die beiden Altenberg-Kenner Dr. Petra Janke und Dr. Norbert Orthen werfen den Blick auf die Bedeutung der Reliquien Engelberts für das ehemalige Kloster an der Dhünn. Denn während die Gebeine Engelberts im Kölner Dom aufbewahrt werden, wird in Altenberg immer noch das Herz Engelberts verwahrt, das dem Toten entnommen und einbalsamiert wurde – und lange nicht zur Ruhe kam.
Das Herz Engelberts wurde mehrfach bestattet und wieder ausgegraben
Mehrfach bestattet und wieder ausgegraben, umgebettet, zwischenzeitlich verschollen, vagabundierten Herz und Eingeweide über Jahrhunderte von einer Ruhestätte zur nächsten, was ihrem Zustand nicht gutgetan haben dürfte: Friedhof, Markuskapelle, Altenberger Dom, Pfarrkirche St. Pankratius, schließlich wieder Altenberg.

Der Reliquienschrein, der Herz und Eingeweide des ermordeten Engelbert von Berg enthalten soll. 1985 wurde der Schrein geraubt, dann aber wiedergefunden.
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1985 machte der Engelbertschrein Schlagzeilen, als er aus dem Dom gestohlen wurde und erst nach einigen Monaten von Spaziergängern in einem Paffrather Steinbruch wiedergefunden wurde.
Einige Edelsteine des Schreins fehlten, so Orthen in seinem Beitrag, aber „das Herz, bzw. die Eingeweide des hl. Engelberts waren (…) unversehrt“.
Norbert Orthen (Hrsg.): Altenberger Blätter. Beiträge aus der Vergangenheit und Gegenwart Altenbergs, Heft 100, 2025, für 5 Euro erhältlich im Altenberger Dom-Laden, Eugen-Heinen-Platz 2, Altenberg.