Odenthaler BürgermeisterRobert Lennerts will „nicht auf halber Strecke aufhören“

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Im Odenthaler Rathaus möchte Robert Lennerts weitere fünf Jahre bleiben.

  • Robbert Lennerts galt bei der Wahl 2015 als Überraschungssieger.
  • Nun, vor der Wahl 2020, tritt Odenthals Bürgermeister erneut an und will sein Werk fortführen.
  • Wofür steht er? Was bewegt ihn? Wie plant er Odenthals Zukunft? Das Portrait.

Odenthal – Vom Fenster am Schreibtisch hat man freie Sicht auf das Zentrum, auf den Herzogenhof und den Kreisverkehr, auch auf die ehemalige Schule, die längst von der Verwaltung genutzt wird. Vom Bürgermeisterbüro aus hat man den Ort im Blick – eine Perspektive, die Robert Lennerts (46) auch für die nächsten fünf Jahre gefallen würde.

2015 war er als Überraschungskandidat in den Bürgermeister-Wahlkampf gestartet, heute als Amtsinhaber. Vergleichbar seien die beiden Kandidaturen nicht, meint Lennerts, dafür sorge schon allein die Corona-Pandemie. „Ein richtiger Wahlkampf ist da schwierig, es gibt kaum Möglichkeiten, auf die Menschen zuzugehen“, bedauert der Bürgermeister, der sich Bürgernähe auf die Fahnen geschrieben hat:

Allein 170 Bürgersprechstunden und noch mehr Jubilar-Ehrungen füllten in den vergangenen fünf Jahren seinen Kalender. 2015 war er noch von Haus zu Haus gezogen, um sich als Parteiloser bekannt zu machen und für seine Politik zu werben, hatte ein Sommerfest im Dhünntalstadion organisiert und vieles mehr. „Ich glaube nicht, dass ich heute hier sitzen würde, hätte ich diese Möglichkeiten damals nicht gehabt“, meint er rückblickend.

Bei allem Quereinsteiger-Elan flößte ihm das Amt nach seinem für viele überraschenden Wahlerfolg anfangs dann doch Respekt ein. Die beruflichen Erfahrungen aus der Polizeiverwaltung waren nicht einfach auf eine Gemeindeverwaltung zu übertragen und auch im politischen Raum gab es damals einige, die ihn „mit Skepsis betrachteten oder auch belächelten“, weiß Lennerts. Viel Zeit, darüber nachzudenken, blieb ihm nicht. Die Flüchtlingskrise forderte das Engagement aller politischen Akteure, der Bürger und der Verwaltung. „Damals haben alle gut mitgemacht“, erinnert sich Lennerts angesichts einer Krise ganz anderer Art, die derzeit die Gesellschaft beschäftigt.

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Robert Lennets

Als heimlicher Kandidat der Odenthaler CDU, die keinen eigenen Kandidaten für das Bürgermeisteramt nominiert hat, sieht sich der parteilose Lennerts nicht. „Ich orientiere meine Politik nicht an der CDU“, sagt er mit Nachdruck und widerspricht damit Stimmen, die ihm, als ehemaligem Mitglied der Jungen Union, zu große Nähe zu den Christdemokraten vorwerfen: „Es gibt durchaus Themen, bei denen ich anderer Meinung bin als die CDU.“ Aber an der Mehrheitsfraktion vorbeizugehen, deren Wahlergebnis ja den Wählerwillen abbilde, das gehe eben auch nicht. Alle Parteien seien für ihn wichtige Ansprechpartner, mit allen gebe es Schnittmengen. „Aber ich werde mich von keiner Partei aufs Wahlplakat setzen lassen.“

In den vergangenen fünf Jahren hätten alle Beteiligten in Odenthal viel erreicht, meint Lennerts und spricht von einer Erfolgsgeschichte. Feuerwehren und Schulen etwa seien besser aufgestellt als vorher, vieles sei aber auch noch im Fluss. „Ich habe eine ziemlich klare Vorstellung davon, wie sich Odenthal in den nächsten 20 oder 30 Jahren entwickeln sollte“, erklärt der Bürgermeister. Die begonnenen Projekte wie Gemeindeentwicklungsstrategie oder Verkehrskonzepte weiter zu begleiten und umzusetzen, nicht auf halber Strecke aufzuhören, das sei eine starke Motivation gewesen, erneut zu kandidieren. Das Amt empfinde er weiterhin als Berufung: „Ich bin immer noch gespannt darauf, was man bewegen kann.“

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Doch nicht alles, was sich in Odenthal bewegt, findet auch Zustimmung. Besonders strittig sind die Flächen, die zu Bauland werden sollen und in mehreren Ortsteilen Bürgerinitiativen auf den Plan gerufen haben. Es gehe nicht um Wachstum um jeden Preis, sondern um ein „moderates Wachstum“, hält Lennerts dagegen. „Dafür haben wir eine Strategie entwickelt und dafür gibt es eine klare Mehrheit im Rat.“

Die Bürgerinitiativen und ihre Proteste nehme er ernst; mit Blick auf die Bevölkerungsstruktur sei Nichtstun bei der Gemeindeentwicklung aber keine Option, argumentiert Lennerts. „Ich frage mich, warum wir einen zweistelligen Millionenbetrag in Bildung investieren, wenn dann keine Familien mehr hier wohnen.“ Odenthal lebe von der Einkommenssteuer. Trotz Corona-Einbußen bleibe die Infrastruktur ein weiteres wichtiges Projekt: „Den Straßenbau müssen wir anpacken.“

Odenthal sei auch eine touristische Gemeinde und das müsse im Ortsbild offensichtlich sein. „Da ist sicher noch Luft nach oben“, sagt Robert Lennerts und blickt aus dem Fenster über das historische Ensemble.

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