Lebendiges ZentrumIn Odenthal-Voiswinkel soll ein Zirkuswagen zum Kultur-Café werden

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Menschen vor einem Plakat, das einen Zirkuswagen zeigt, der zu einem Café umgebaut werden soll.

Viele Unterstützende, ein Projekt: Das Bistro der Träume für Odenthal-Voiswinkel soll im Frühjahr 2024 Wirklichkeit werden.

Das Projekt wird mit insgesamt 500.000 Euro öffentlich gefördert. Für den Eigenanteil sammelt der Verein Wunderplaner ab November Geld. 

Wunder fallen nicht einfach so vom Himmel, schon gar nicht, wenn es sich um Zirkuswagen mit besonderem Innenleben handelt. Zumal das bei einem Fahrzeuggewicht von rund zwölf Tonnen vielleicht auch nicht so erstrebenswert wäre, für das kleine unbebaute Grundstück am Kirchweg in Voiswinkel. Hier soll, wenn alles gut geht, schon im nächsten Frühjahr das Bistro der Träume im umgebauten ehemaligen Zirkuswagen eröffnen.

Ein Projekt, das aus den Wünschen vieler Bürger und Bürgerinnen nach einem Treffpunkt, einem Dorfmittelpunkt in Voiswinkel entstand, von Sonja Tewinkel aufgegriffen und gemeinsam mit Unterstützern fortentwickelt wurde. „Die Planung eines Wunders, das seit 2018 einer Achterbahnfahrt gleicht“, beschreibt Stephanie Meuter das Auf und Ab des Verfahrens, bei der Vorstellung des aktuellen Projektstandes, mit dem der Verein gleichzeitig für finanzielle Unterstützung wirbt.

10.000 Euro will der Verein durch Crowd-Funding einsammeln

Denn obwohl das Vorhaben eine Förderzusage in Höhe von 250.000 Euro aus dem Dorferneuerungsprogramm des Landes erhalten hat, zudem ein Betrag in gleicher Höhe durch das europäische Förderprogramm für den ländlichen Raum Leader, müsse immer ein gewisser Eigenanteil geleistet werden, so der Verein. 10.000 Euro hofft man durch die Crowd-Funding Aktion „Viele schaffen mehr…“ der Volksbank Berg zusammenzubekommen.

Wer sich hier mit einer Spende einbringen will, kann dies ab dem 1. November bei der Volksbank tun. „Und am Ende des Tages hat die Volksbank auch immer noch ein Geldtöpfchen zur Verfügung“, stellt Christoph Gubert vom Vorstand der Bank in Aussicht.

Der Zirkuswagen wild komplett umgebaut und soll 20 Gästen Platz bieten

Derzeit werde der alte, zehn Meter lange Zirkuswagen in Hannover komplett neu auf- und ausgebaut, sagte Sonja Tewinkel. Voraussichtlich im März soll er in Voiswinkel eintreffen, ordnungsgemäß auf eigenen Rädern, denn Zirkuswagen bleibt Zirkuswagen.

Im Innenraum sollen 20 Gäste Platz finden, im Biergarten davor 50 Menschen, in einer Blockhütte werden Toiletten untergebracht, eine zweite soll als Lager dienen. Trotz des überschaubaren Platzes im Wagen sollen hier auch kleinere Veranstaltungen wie Lesungen oder Märchenstunden stattfinden können, sagt Tewinkel.

Auf einer ausziehbaren Mini-Bühne soll Kleinkunst geboten werden

Falls das nicht ausreicht, zieht man den Joker in Form einer großen Schublade. Die hängt unter dem Zirkuswagen und kann zur mobilen Minibühne samt Überdachung ausgefahren werden, erklärt Tewinkel. Kleinkunst im wahrsten Sinne.

Durch die finanzielle Unterstützung des Förderprogramms Leader, dessen Jury vom kulturellen Konzept rund um den Zirkuswagen beeindruckt gewesen sei, so Martin Deubel, könne der Verein zwei professionelle Kräfte für den Betrieb des Cafés anstellen, unterstützt von ehrenamtlichen Kräften, so Sonja Tewinkel.

Der Verein möchte auch Radfahrer und Wanderer zum Café locken

Eine Ladestation für E-Bikes soll Radtouristen anziehen und auch für Wanderer hofft das Bistro der Träume eine Adresse zu werden. Öffnen möchte man mittwochs bis sonntags bis 21 Uhr, an Samstagen soll von 10 bis 22 Uhr geöffnet sein.

Die Gemeinde, die Eigentümer der einen Hälfte des Grundstücks ist, „steht hinter dem Projekt“, betont Bürgermeister Robert Lennerts. Der andere Grundstücksteil befindet sich im Besitz der evangelischen Kirchengemeinde Am Heilsbrunnen, die zwar, wie berichtet, aus der ursprünglich gemeinsamen Planung eines festen Veranstaltungshauses ausgestiegen war, ihre Fläche aber dennoch zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung stellen wolle, so Pfarrer Christoph Breer. Es fehle nur noch eine Unterschrift.

Die Gartengestaltung soll in Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchengemeinde erfolgen, die bereits am Kindergarten gegenüber das Gelände naturnah gestaltet. Das Projekt werde für Voiswinkel ein „Riesengewinn“ sein, ist sich Bürgermeister Lennerts sicher. „Ortsteile brauchen Treffpunkte“, sagt er mit Blick auf fehlende Kneipen und Cafés in Voiswinkel, eine Infrastruktur, die von vielen vermisst werde.

Das sehen allerdings nicht alle so. Einige Anwohner befürchten „Lärm und Wildpinkler“ durch Besucher. So auch Markus Klein, der seit 2021 im angrenzenden Neubaugebiet wohnt. „Ich bin dagegen“ kommentiert er, lässt sich aber von Sonja Tewinkel mit neuen Informationen über das Projekt versorgen. Die Skepsis bleibt: „Ich bin hierhin gezogen, weil ich meine Ruhe haben will.“ www.wunderplaner-ev.de

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