OdenthalVorsitzender griff in die DRK-Kasse – Ortsverein löst sich auf

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Blutspende

Odenthal – Der DRK-Ortsverein Odenthal hat sich in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung einstimmig aufgelöst.

Der Grund für diesen ungewöhnlichen Schritt: Hagen Graeter, der das Amt des Vorsitzenden knapp drei Jahre innehatte, hatte in die Kasse des Vereins gegriffen. Rund 12.000 Euro hat er nach Angaben des Kreisverbandes abgehoben. Aufgefallen war dies zunächst niemandem.

„Herr Graeter hatte wohl bis zum Schluss gehofft, den Betrag wieder ausgleichen zu können, bevor es jemand merkt“, sagt Ingeborg Schmidt, Kreisverbandsvorsitzende des Deutschen Roten Kreuzes.

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Ihr fielen Unregelmäßigkeiten auf, als ihr der Finanzbericht des Jahres 2016 vorgelegt wurde. Als sich dann noch eine Firma beim Kreisverband meldete, die auf die Begleichung einer Rechnung durch den Odenthaler Ortsverband wartete, forschte sie nach. Das Konto war leer.

„Das Problem ist, dass die Ortsverbände eigenständige, eingetragene Vereine sind. Sie handeln in eigener Verantwortung“, erläutert Schmidt. Das Thema DRK-Vorsitz in Odenthal war lange ein Problem, vor Graeter fand sich geraume Zeit niemand, der die Aufgabe wahrnehmen wollte.

Eine Weile übernahm deshalb Ingeborg Schmidt dieses Amt kommissarisch. Auch der ehemalige Bürgermeister Wolfgang Roeske war kurzzeitig im Gespräch, stattdessen kam dann aber auf Empfehlung Hagen Graeter.

Ingeborg Schmidt fällt nun die undankbare Aufgabe zu, eine Lösung für die Angelegenheit zu finden: „Wir haben uns mit Herrn Graeter darauf geeinigt, dass er sich selbst anzeigt und die Summe über die nächsten drei Jahre zurückerstattet.“ Tatsächlich zeigte sich Graeter am 2. Juni bei der Polizei selbst an, wie Pressesprecherin Sheila Behlert bestätigt. Die daraufhin aufgenommenen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Köln laufen derzeit noch. Staatsanwältin Natalie Neuen bestätigt, dass wegen Untreue ermittelt wird. Dafür drohen im schlimmsten Fall bis zu fünf Jahren Haft, der Griff in die Kasse kann aber auch mit einer Geldstrafe geahndet werden.

Wahrscheinlich Ende August ist mit einer Entscheidung der Kölner Behörde zu rechnen. Bis dahin möchte sich der Beschuldigte nicht zu der Angelegenheit äußern, sagt aber reumütig: „Ich möchte nicht, dass das DRK durch mein Fehlverhalten Schaden nimmt.“

Unterdessen hat Ingeborg Schmidt dafür gesorgt, dass die geschäftlichen Angelegenheiten der Odenthaler vom DRK-Kreisverband verwaltet werden. „So haben wir wieder mehr Kontrolle.“ Den Raum in Blecher, den das Odenthaler DRK für eigene Veranstaltungen angemietet hatte, hat sie gekündigt, er wurde wenig genutzt.

„Die Blutspenden und die Caro-Kleiderkammer werden natürlich fortgeführt“, sagt Schmidt. Mit dem Team der Kleiderkammer hat sie darüber bereits gesprochen. Auch die Ehrung der Blutspender hat Schmidt wieder auf den Weg gebracht: Am 31. August werden 40 Blutspender ausgezeichnet. Ingeborg Schmidt: „Schlimm ist, dass solch ein Fehlverhalten eines Einzelnen dem ganzen DRK schaden kann.“

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