Starautor zu GastT. C. Boyle unterhält das Publikum bei „Literatur am Dom“ in Altenberg

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Denis Scheck und T. C: Boyle sitzen auf der Bühne.

Denis Scheck (l.) moderierte den Abend mit T. C. Boyle, der in „Blue Skies“ den Klimawandel verarbeitet hat.

Der ‚Rockstar der Literaturszene‘, T. C. Boyle, lockte bei „Literatur am Dom“ die Besucher förmlich an. Die Veranstalterin war zufrieden.

„Ich bin eher ein Countryboy als ein Cityboy, und hier ist es so, wie ich es mag.“ Viel Applaus erntete T. C. Boyle für diesen Satz im Garten des Altenberger Küchenhofs. Ganz leise plätscherte die Dhünn, rechts von der Bühne war der Kräutergarten, hinter einem stilvollen Staketenzaun. Zuvor begrüßte Sema Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein das Publikum und freute sich über die voll besetzten Plätze. „Besonders bedanke ich mich bei den Sponsoren, die daran glauben, dass Geschichten in Altenberg wahr werden können.“

‚In einer langen Schlange standen sie an. Menschen, die ursprünglich aus Kalifornien stammen, nun im Bergischen Land wohnen, oder ein Mann, der extra aus Darmstadt angereist war und es trotz gesperrtem Kölner Hauptbahnhof mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Altenberg geschafft hatte. T. C. Boyle ist der Rockstar der Literaturszene. Stammt aus einem armen Elternhaus und hat seinen Weg aus Drogenkonsum und Armut über das Bücherschreiben gefunden. Er wohnt in der Nähe von Santa Barbara in Kalifornien in einem Holzhaus, das vom Stararchitekten Frank Lloyd Wright geplant wurde.

T. C. Boyle liest in Altenberg aus seinem neuen Roman „Blue Skies“

Hier beginnt die Geschichte für seinen neuen Roman „ Blue Skies“, der es schon jetzt auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft hat. Hautnah hat Boyle erlebt, was Wetterextreme ganz konkret für Menschen, die er persönlich kennt, bedeuten. Ein Feuersturm habe die Wälder der Gegend zerstört, berichtet er, dann seien auf von den jetzt kahlen Hügeln nach Unwettern Schlammlawinen abgegangen. Die kosteten 23 seiner Nachbarn das Leben.

In „Blue Skies“ greift er, gut recherchiert, den Klimawandel in einer fiktiven Geschichte auf. Da ist Cat, die sich eine Tigerpython als Haustier angeschafft hat und mit ihr die Wohnung schmückt. Oder Cooper, der als Biologe begreift, dass irgendetwas nicht stimmt, und dessen Mutter, die nun brav Heuschrecken brät. Damit möchte sie ihren CO2-Ausstoß vermindern. Boyle erzählt mit viel Humor, oft ironisch, manchmal unheimlich, und sein Stil hat einen unverkennbaren Rhythmus, der in der Übersetzung von Dirk van Gunsteren weiterlebt. Boyle möchte seinem Publikum in seinen Lesungen eine „wirklich gute Show“ liefern.

In Altenberg reagierte er humorvoll auf die Fragen von Denis Scheck, Moderator der Fernsehsendung „Druckfrisch“. So sagte er: „Wir duschen uns schon lange nicht mehr, um Wasser zu sparen. Wir wälzen uns im Staub, weil wir glauben, dass wir dann besser riechen!“ Scheck hatte ihn nach der Wasserknappheit in Kalifornien gefragt.

Was die Zuschauer noch erfuhren: Wenn Boyle schreibt, hört er Bach oder Opern, solange er die Sprache nicht versteht, die ihn ablenken könnte. Und das, obwohl er Rocker der ersten Stunde ist. Spazieren geht er meist alleine, um mit der Natur eins zu werden. Eine Anekdote zu dem Thema, wie sich diese verändert: Auf einer langen Autofahrt durch die Everglades sei vor kurzem nur ein einziger Käfer an der Autoscheibe verendet, nicht wie früher hunderte. Doch Boyle versicherte: „Den haben wir dann stilvoll begraben.“


Nach dem viertägigen Festival, das am Sonntag, dem 18. Juni endete, ziehen die Veranstalterinnen und Veranstalter positive Bilanz. Auch 2024 soll es das Festival in Sichtweite des Altenberger Doms wieder geben, das sich dann im dritten Jahr endgültig als feste Größe im Veranstaltungskalender der Region etabliert haben dürfte.

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