Zu wenig EinsätzeErsthelfer-Trupp in Odenthal hat sich aufgelöst

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Feuerwehrfahrzeuge und Rettungskräfte bei einem Unfall auf der Altenberger-Dom-Straße in Odenthal

Nur noch selten wird der Ersthelfer-Trupp Odenthal alarmiert, wenn im Gemeindegebiet ein Unfall oder ein anderer Notfall eintritt.

Weil die ehrenamtlichen Helfer zu selten alarmiert wurden, löst sich die Gruppe in Odenthal-Blecher auf. Die Kollegen in Scheuren machen weiter.

Sie hatten vor drei Jahren vehement für ihre eigene Rettung gekämpft, als der Rheinisch-Bergische Kreis dieses besondere Hilfsangebot streichen wollte. Doch jetzt hat der Ersthelfer-Trupp (EHT) in Blecher aufgegeben.

Seit Januar, das bestätigte Brandoberinspektor Benjamin Severin-von Polheim, Leiter des Löschzuges Blecher, rücken die ehrenamtlichen Rettungshelfer nicht mehr zu medizinischen Notfällen in der Gemeinde aus. „Die Rahmenbedingungen haben einfach nicht mehr gepasst“, erklärt er den Rückzug der zuletzt noch achtköpfigen Gruppe.

Die Ersthelfer in Scheuren wollen weitermachen

Die vier Ersthelfer in Scheuren, zuständig für das südliche Gemeindegebiet, wollen hingegen im Dienst bleiben: „Wir machen auf jeden Fall weiter“, kündigte deren Leiter Sebastian Filz an.

Doch auch sie sehen Diskussionsbedarf. Denn die Ersthelfer wurden im vergangenen Jahr sehr viel seltener alarmiert als in früheren Zeiten.

2021 veränderte die neue Rettungswache die Situation

Mit Beginn des Jahres 2021 hatte der Rheinisch-Bergische Kreis, dem das Rettungsdienstwesen untersteht, die Odenthaler Ersthelfer von ihren Aufgaben entbunden. Denn mit der Fertigstellung der neuen Feuer- und Rettungswache in Voiswinkel stehe in Odenthal erstmals rund um die Uhr ein Rettungswagen für das Gemeindegebiet zur Verfügung, hatte der Kreis damals begründet.

Weil dieser Wagen lange fehlte und im Notfall Fahrzeuge aus den Nachbarorten nach Odenthal ausrücken mussten – mit entsprechend langen Fahrtzeiten – hatte sich 1996 der ehrenamtliche Ersthelfertrupp vor Ort gegründet.

Die Auflösung 2021 führte zu Protesten in der Bevölkerung

Die Auflösung hatte 2021 in der Odenthaler Bevölkerung erhebliche Proteste hervorgerufen, zeichnen sich die Ersthelfer, die zugleich auch Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Odenthal sind, doch durch große Ortskenntnis, Einsatznähe und damit Schnelligkeit aus.

Odenthal Blecher. Ersthelfertrupp Feuerwehr Odenthal 2021 mit ihren Fahrzeugen.

Ende 2020 kämpften die Ersthelfer in Blecher erfolgreich um ihren Fortbestand. Doch jetzt haben sie aufgegeben.

Die Dorfgemeinschaft Oberodenthal, Politik und Verwaltung waren daher aktiv geworden, um das Modell zu retten. Heraus kam ein Kompromiss. Danach sind die Ersthelfer seit Ende 2022 zwar wieder in den Rettungsbedarfsplan des Kreises eingebunden, werden aber nicht mehr wie früher bei jedem Notruf routinemäßig von der Leitstelle alarmiert, sondern nur noch bei besonderen Notlagen.

2023 wurden die Ersthelfer nur noch selten alarmiert

Etwa wenn absehbar ist, dass der Rettungswagen länger brauchen wird oder wenn eine Reanimation nötig ist. Die Einschätzung, ob ein solcher Notfall vorliege, erfolge in der Leitstelle, so der EHT.

2023 wurde dieser Fall offensichtlich nur noch selten gesehen: „Im vergangenen Jahr sind wir nur dreimal alarmiert worden“, berichtet Severin-von Polheim für Blecher. Früher sei man 300 Einsätze im Jahr gefahren.

Die Schulungen stellen hohe Anforderungen an die Ehrenamtlichen

Auch in Scheuren kann man die Ersthelfer-Einsätze inzwischen an einer Hand abzählen: „Wir hatten 2023 vier Reanimationen und einen Kinder-Notfall“, so Filz. „Die Dichte an Rettungswagen in der Umgebung hat zugenommen und die Hilfe des EHT ist nicht mehr so gefragt wie früher“, konstatiert Severin-von Polheim.

Dazu sei es immer schwieriger geworden, die geforderten Schulungen abzuleisten, um den Ausbildungsstand der ehrenamtlichen Retter auf dem notwendigen Level zu halten. Nach 20 Jahren habe zudem der langjährige Leiter des EHT Blecher, Jürgen Hoffmann, kürzertreten wollen.

Während die Kollegen in Scheuren auf Gespräche zur Verbesserung der Situation setzen, wollen einige Ersthelfer aus Blecher in begrenztem Umfang mittels der Kat-Retter-App weiter helfen. Severin-von Polheim: „Man leistet dann als Privatperson Erste Hilfe und nicht mehr als Feuerwehr, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen muss.“

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