Im InterviewOveraths Bürgermeister leidet an den Folgen einer Corona-Infektion

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Das Foto zeigt den Overather Bürgermeister Christoph Nicodemus

Overaths Bürgermeister Christoph Nicodemus.

Wegen Long Covid wird der Overather Bürgermeister Christoph Nicodemus bei der Kommunalwahl im Herbst 2025 nicht erneut kandidieren.

Betroffenheit, Bedauern und Teilnahme in der ganzen Stadt Overath löste vor rund zwei Wochen die Ankündigung von Bürgermeister Christoph Nicodemus aus, bei der nächsten Kommunalwahl 2025 nicht erneut für das Amt des Stadtoberhauptes kandidieren zu wollen. Aus gesundheitlichen Gründen, erläuterte Nicodemus.

Er leide an „Long Covid“ und erlebe, dass ihn die Symptome einschränkten. Es sei nicht abzusehen, wie sich sein gesundheitlicher Zustand entwickeln werde, aber er könne nicht guten Gewissens erneut als Bürgermeister kandidieren, wenn er befürchten müsse, weniger als 100 Prozent leisten zu können. Wir haben mit Nicodemus über seine Situation und die Reaktionen aus Politik und Bürgerschaft gesprochen.

Herr Nicodemus, wie geht es Ihnen?

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Christoph Nicodemus: Dank der reichhaltigen Erzeugnisse der pharmazeutischen Industrie soweit gut.

Welche Reaktionen erfahren Sie auf Ihre Ankündigung, 2025 nicht erneut als Bürgermeister kandidieren zu wollen?

Ich werde relativ häufig darauf angesprochen, aber es wissen noch nicht alle. Ich höre recht häufig, dass man mir meine gesundheitlichen Probleme gar nicht anmerkt. Doch wenn man sie mir anmerken würde, wäre das auch nicht gut.

Darauf haben Sie also Wert gelegt, als Sie merkten, dass es gesundheitlich bergab ging?

Das ging gar nicht bergab, sondern kam von einem Tag auf den nächsten. Mit der zweiten Corona-Infektion kam das eine oder andere Symptom, von dem ich gar nicht wusste, dass es kommen könnte. Und die Symptome haben sich bei mir so wohl gefühlt, dass sie geblieben sind.

Wann hat Sie Corona denn so erwischt?

Die erste Infektion war Mitte Januar 2023, die zweite Anfang Februar. Ich hatte genau zehn Tage dazwischen, an denen ich nicht infiziert war. Aber beide Infektionen haben mich flachgelegt.

Wie ist es heute mit Ihrer Gesundheit, wie haben sich die Corona-Infektionen bei Ihnen ausgewirkt?

Ich habe es so unter Kontrolle, dass es meine Arbeit nur marginal beeinträchtigt, aber ich habe tagtäglich damit zu tun. Es ist eben Long Covid. Immerhin habe ich nichts an den Atemwegen, also kann ich das Zigarettchen ab und an noch genießen.

Wusste Ihr Umfeld seit längerem von Ihren gesundheitlichen Problemen?

Nein, ich habe das vorher keinem erzählt, es reicht auch völlig, wenn das ein paar Menschen aus meiner Familie wissen. Ich bin hier im Rathaus, um meinen Job zu machen, nicht, um über meinen Gesundheitszustand zu reden.

Wie wirkt sich Ihr Gesundheitszustand denn auf Ihren beruflichen Alltag aus?

Ein Stück weit ist die Leichtigkeit verloren gegangen, obwohl ich den Job nach wie vor gerne mache. Früher aber haben mir 14-Stunden-Tage nix ausgemacht, nun ist es so, dass sich das deutlich mehr nach Arbeit anfühlt. Aber meinen Humor habe ich nicht verloren.

Wie haben Sie es die letzten eineinhalb Jahre geschafft, sich nichts anmerken zu lassen?

Wie gesagt, dank der wunderbaren Erzeugnisse unserer pharmazeutischen Industrie.

Die haben Sie so auf dem Level gehalten, dass Ihnen niemand etwas angemerkt hat?

Offensichtlich. Ich kann auch jetzt fröhlich eine Karnevalsveranstaltung besuchen, aber nun gehe ich halt um Mitternacht nach Hause. Und ich gehe davon aus, dass ich den Job auch in den nächsten anderthalb Jahren auf dem derzeitigem Level weiter machen kann. Das ist auch keine Fassade, aber ja, ich nehme Medikamente, um meinen Job ordentlich zu machen. Und das tue ich. Aber noch sechseinhalb Jahre halte ich nicht für wahrscheinlich.

Warum haben Sie diese Entscheidung jetzt getroffen?

In den letzten 14 Monaten hat sich gesundheitlich nichts getan. An Ostern habe ich mich dann hingesetzt, überlegt und nüchtern abgewogen. Ich halte es nicht für verantwortbar, noch einmal zur Wahl als Bürgermeister anzutreten. Auch wenn ich den Job gerne noch weitergemacht hätte. Denn das Amt geht schon an die Substanz. Noch drei Monate mit der Entscheidung zu warten, hätte mir nix gebracht und die drei Parteien, die den Bürgermeister gestellt haben, in die Bredouille gebracht. Es war an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen.

Haben Sie Pläne für Ihre Zukunft, wenn Sie das Rathaus verlassen haben?

Ich bin dann 57 Jahre alt. Zunächst hoffe ich, dass ich auf wissenschaftlicher Basis meine Problemchen in den Griff kriege. Und ich gucke dann, was im Sommer 2026 an Optionen da ist. Aber es gibt aktuell keinen Plan B.

Wie fühlt sich die Entscheidung jetzt für Sie an?

Ich bin mit mir im Reinen. Wenn sich das nicht richtig anfühlen würde, hätte ich es mir vorher anders überlegt.

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