Bis Mitte JanuarPause für die Stadt Overath bei der Zuweisung von Geflüchteten

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Overather Ratsmitglieder besichtigen 2016 eine neu gebaute Unterkunft.

Zu wenig Unterkünfte: 2016 besichtigten Overather Sozialpolitiker eine neu errichtete Flüchtlingsunterkunft am Schulzentrum.

Die Stadt Overath hat vom Land eine anderthalbmonatige Verschnaufpause in Sachen Flüchtlingsunterbringung bewilligt bekommen.

Nach der Gemeinde Odenthal hat jetzt auch die Stadt Overath in Sachen Flüchtlingsunterbringung die Notbremse gezogen, bei der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg einen „Antrag auf Aussetzung weiterer Zuweisungen“ gestellt und ihn auch bewilligt bekommen. „Mit Ausnahme von sogenannten Familienzuweisungen werden somit im Zeitraum vom 1. Dezember 2023 bis Mitte Januar 2024 keine weiteren Zuweisungen erfolgen“, teilte die Stadtverwaltung am Freitagnachmittag in einer Pressemitteilung mit.

Am Vorabend waren bereits die Mitglieder des Sozialausschusses über die sich zuspitzende Situation in der Stadt informiert worden. Zuletzt seien der Stadt wöchentlich sechs Flüchtlinge zugewiesen worden, hieß es in einer Information für den Ausschuss, die vorhandenen Plätze in den städtischen Flüchtlingsunterkünften seien aktuell nur noch „minimal“ nicht belegt.

Overath: Wohnungsmarkt erschöpft

Auf dem privaten Wohnungsmarkt wiederum habe lediglich noch eine Einzelperson untergebracht werden können, für eine weitere Einzelperson liege aktuell ein Angebot vor. Die Stadtverwaltung: „Dies lässt darauf schließen, dass der private Wohnungsmarkt für die private Unterbringung von Geflüchteten erschöpft ist.“

Zusätzlich erschwert werde die bisherige zuverlässige Sicherstellung der Unterbringung von neuen Zuweisungen aufgrund der schwierigen Erreichbarkeit im Rahmen der Cyberattacke auf den Kommunal-Dienstleister SIT. Beigeordneter Mario Bredow nannte ein markantes Beispiel, wie sehr die Arbeit der Stadtverwaltung unter der Attacke leidet: Am ersten Tag der Cyberattacke hätten neun Personen sieben Stunden lang Überweisungsträger ausfüllen — eine Aufgabe, die sonst eine Sache von fünf Minuten sei.

Es wird derzeit alles getan, um die Belegung von Turnhallen zu vermeiden
Stadtverwaltung Overath

Wegen der zugespitzten Lage habe die Stadtverwaltung einen „Antrag auf Aussetzung weiterer Zuweisungen“ gestellt. Derzeit prüfe die Verwaltung „sämtliche Möglichkeiten, weitere Kapazitäten kurzfristig herzustellen“. Neben der Variante, neue Unterkünfte zu herzurichten und Container- oder Modulbauten kurzfristig aufzustellen, überlege das Amt für Immobilienmanagement auch, städtische Liegenschaften zu „ertüchtigen“. Die Stadt versichert: „Es wird derzeit alles getan, um die Belegung von Turnhallen zu vermeiden.“

Von den in Overath lebenden Geflüchteten stammen nach einer aktuellen Übersicht für den Sozialausschuss die meisten aus Syrien (Stand 23. November). Auf Platz zwei folgen Menschen aus der Ukraine, auf Platz 3 aus Afghanistan.

Zwölf minderjährige unbegleitete Flüchtlinge

Im Jugendhilfeausschuss hatte die Stadtverwaltung tags zuvor mitgeteilt, dass unter den Geflüchteten aktuell zwölf minderjährige unbegleitete Flüchtlinge sind. Die meisten Flüchtlinge sind zwischen 18 und 44 Jahre alt; Kinder, Jugendliche und Menschen über 45 bilden kleine Minderheiten. Bei fast allen Nationalitäten ist die Mehrheit männlichen Geschlechts. Lediglich bei den aus der Ukraine geflüchteten Menschen bilden die Frauen die große Mehrheit.

In der Gemeinde Odenthal hatte die Verwaltung im November mitgeteilt, dass sie die zuständige Bezirksregierung in Arnsberg um einen vorübergehenden Zuweisungsstopp gebeten und diesen auch erhalten habe. Die Zuweisungspause dort soll bis zum 15. Dezember dauern. Dann sollen die umgebauten Container in Osenau so weit sein, dass sie bezogen werden können. 

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