Eine Umfrage soll Aufschluss über mögliche Maßnahmen für Kinder und Jugendliche im Sülztal geben.
OverathWas sich die Jugend im Sülztal wünscht

Unter anderem kamen Partys als Wunsch bei der Jugendbefragung heraus.
Copyright: Kusch/Grubitzsch/Weigel/Pedersen/dpa
Mit den Wünschen und Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen im Sülztal befassten sich die Ausschussmitglieder für Jugendhilfe. Grundlage für die Diskussion war die Ergebnisvorstellung einer Befragung durch die Stadtverwaltung. Die Evaluation war zustande gekommen, nachdem eine Prüfung 2022 ergeben hatte, dass es keine Möglichkeit zur Errichtung einer Funsport-Anlage für Kinder- und Jugendliche gibt, da sowohl Grundstück als auch Fördermittel fehlen.
Vorab hatte die Verwaltung empfohlen, sich bei den Vorschlägen auf kleinteiligere Maßnahmen an verschiedenen Orten zu konzentrieren und das Projekt Funsport-Anlage aufzuschieben, bis andere Rahmenbedingungen herrschen.
Bessere ÖPNV-Anbindung gewünscht
Unter anderem wünscht sich der Sülztaler Nachwuchs bessere ÖPNV-Verhältnisse, ein Fußballfeld und Tore für Spielplätze, Sitzmöglichkeiten mit einem Grillplatz, einen Jugendtreff, Partys und höhere Wassertemperaturen im Badino.
Alles zum Thema Bergisches Land
- „Artige Eltern“ gewünscht 70.000 Briefe wurden bisher ans Christkind in Engelskirchen geschickt
- Ermordet in der NS-Zeit Ein Stolperstein für Klara Raffelsieper wurde in Wipperfürth verlegt
- Kanalsanierung 400 Millionen Euro kostet die Stadt Bergisch Gladbach das Abwasser
- Planungsstopp Schulzentrum Kürtens Politiker haben Nachfragen zum CDU-Antrag
- Handball-Bundesliga Beim VfL Gummersbach folgt auf das Donnerwetter der Auftritt bei den Löwen
- Overath Diese Maßnahmen sind für den Aggerdeich geplant
Hans Schlömer (SPD) merkte an, dass die Wünsche recht niederschwellig seien, etwa ein Treffpunkt mit Überdachung und Sitzgelegenheit. „Der ÖPNV ist ein dringendes Problem im Sülztal, unabhängig von der Jugendhilfe.“ Das sollte seiner Ansicht nach angegangen werden.
Die Jugendlichen im Sülztal brauchen etwas, und zwar dringend
Kritik kam von den Grünen. Frank Jilly bemerkte, dass der Antrag zur Funsport-Anlage und die letzte Evaluation bereits vier Jahre her seien. „Die Jugendlichen im Sülztal brauchen etwas, und zwar dringend“, betonte er. Seiner Fraktion dauere es zu lange, bis Bewegung hineinkäme und aus seiner Sicht hätte die Jugend einen Anspruch darauf, dass es schnell gehe. Schließlich könne man keine Versprechen machen, um sie anschließend zu brechen.
Dem schloss sich Hartmut Kohkemper (CDU) an. Seit drei Jahrzehnten gebe es ein Defizit bei der Jugendbeteiligung im Sülztal, die Evaluation bestätige das. Nachdem der Trägerwechsel für die Offene Jugendhilfe (Ojo) zum neuen Jahr stattgefunden habe, sollte es regelmäßiger Angebote für die Jugend geben. „Es konzentriert sich viel auf das Aggertal, deshalb sollten wir jeden Vorschlag ernsthaft diskutieren.“ Es gebe zahlreiche Fördermöglichkeiten, in die sich die Stadt als neuer Träger einarbeiten müsse. Kohkemper begrüßte aber auch den Vorschlag der Verwaltung, zunächst kleinere Projekte in Angriff zu nehmen und sich so vorzuarbeiten.
Pläne in der Hinterhand haben
Für vorgefertigte Pläne zu Maßnahmen setzte sich Petra Schaun-De Jong (FDP) ein. Auch wenn für die Pläne das Geld fehle, sei es wichtig, diese in der Hand zu haben, wenn Förderungen ausgeschrieben werden, da der Zeitrahmen häufig knapp sei.
In Sachen ÖPNV, so stellte der Erste Beigeordnete Thorsten Steinwartz klar, könne die Stadt nur bedingt helfen. „Wir können uns in den Gremien des Kreises und in Verteidigungsrunden einbringen“, erläuterte er. Der Kreis sei ohnehin dabei, den Nahverkehrsplan neu aufzustellen. Allein handeln könne sie aber nicht. Was den Funsport-Anlage-Antrag betreffe, so habe die Verwaltung damals auf die Probleme, die letztlich zum Scheitern geführt haben, hingewiesen. „Wir haben aber nicht die passenden Ressourcen, um Projekte in der Hinterhand zu haben.“ Die Förderprogramme würden sehr kurzfristig zugeteilt und die Verwaltung sei mit ihren Aufgaben ausgelastet. Das heiße nicht, dass Projekte wie die Funsport-Anlage verloren gehen müssten, aber sie bräuchten Zeit.
Schubladenkonzepte sind auch teuer
So sah es auch Hans Schlömer (SPD): „Ein Konzept für die Schublade kostet auch Geld und am Ende bleibt es vielleicht dort, das ergibt nicht viel Sinn.“ Er schlug vor, sich eingehender mit Förderungen zu beschäftigen, auch wenn viele nicht in Overath ankämen. Ein Treffpunkt mit Sitzgelegenheit und Überdachung klinge machbar.
Jilly zeigte sich empört über Steinwartz' Aussage. „So wie Sie das darstellen, werden die Kinder gefragt und wir in der Politik suchen Ausreden, um zu sagen, dass das nichts wird.“ Mit einem „irgendwann einmal“ könne er sich nicht zufriedengeben und es führe auf Dauer zu Frust. Zur Demokratie gehöre auch, die Kinder mitzudenken, die nicht gehört wurden.
Wenn die Jugendlichen mit einer Überdachung glücklich sind, können wir es hinbekommen, dass sie sich gehört fühlen. Wir haben Unternehmen, die bestimmt als Sponsoren etwas beisteuern würden.
Mit einem neuen Ansatz meldete sich Nicole Werdel (sachkundige Bürgerin für die CDU) zu Wort. „Wenn die Jugendlichen mit einer Überdachung glücklich sind, können wir es hinbekommen, dass sie sich gehört fühlen. Wir haben Unternehmen, die bestimmt als Sponsoren etwas beisteuern würden.“
„Herr Schlömer hat den Nagel auf den Kopf getroffen“, warf Bürgermeister Michael Eyer (CDU) ein. Die finanzielle Lage lasse keinen Spielraum mehr, wenn ein Projekt angegangen werde, müsse ein anderes gestrichen werden. Ein Fördermanagement gebe es in der Verwaltung bereits und es soll weiter ausgebaut werden, um alle möglichen Mittel abzuschöpfen. „Meistens gibt es eine Förderung, allerdings nur anteilig“, gab er zu bedenken.
Noch zu wenig Inhalt
„Das ist schonmal ein versöhnlicher Aufschlag“, kommentierte Jilly. Inhaltlich sei ihm das immer noch zu wenig. In Overath habe man es schnell geschafft, den Skateplatz zu errichten. Weniger schön sei die Situation im Sülztal. Auch Bernd Kierspel (AfD) war als gebürtiger Sülztaler die Jugend im Sülztal ein Anliegen: „Irgendwo müssen wir anfangen.“
Rainer Krohn (Stimmberechtigter vom DRK) regte an, bei der Finanzierung der Projekte schon die Wartung künftiger Bauten oder Anschaffungen mit einzuplanen. „Sonst kann man den Kindern und Jugendlichen etwas ganz Tolles hinstellen, was nach zwei Jahren nicht mehr benutzt wird, weil es einfach nicht gut behandelt wurde.“

