Früher voll als geplantVorzeitiges aus am Lüderich – Neue Erddeponie 2020

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Die Erddeponie am Lüderich von oben

  • Ab 2020 soll es eine 1,1 Millionen Kubikmeter fassende neue Erddeponie in einem Steinbruch in Lindlar geben.
  • Auf der Erddeponie in Kürten-Herrscherthal dürfen nur beteiligte Unternehmen abkippen.
  • Die nächsten Erddeponien in der Umgebung von Rhein-Berg liegen in Hückeswagen, Gummersbach und Nümbrecht.

Overath – Die hochgefüllten Lastwagen sind verschwunden, der Platz vor der Lkw-Waage leer. Wer noch etwas auf der Erddeponie Lüderich zu erledigen hat, kann sich an die Betreibergesellschaft wenden. Viel Platz aber ist ohnehin nicht mehr auf dem etwa 16 Hektar großen Gelände.

Eigentlich sollte erst Ende des Jahres Schluss sein mit der Abschüttung von Erde auf dem Lüderich. Doch jetzt ist das verbliebene Volumen auf der Deponie, mit der in den vergangenen drei Jahrzehnten eine komplette Talsenke des Bergs Lüderich zugeschüttet wurde, schneller erschöpft als geplant – und das Ende einer turbulenten, teils heftig umkämpften Deponiegeschichte erreicht.

Nur noch Kleinstmengen werden angenommen

Dabei waren im Kreisumweltausschuss vergangene Woche noch 20.500 Tonnen beziehungsweise 11.389 Kubikmeter Restvolumen auf der 1996 genehmigten Deponie ausgewiesen worden. Die seien jedoch offenbar schneller verfüllt gewesen als gedacht, hieß es gestern auf Nachfrage aus dem Kreishaus, nachdem im Kürtener Gemeinderat bereits die vorzeitige Schließung der Erddeponie Lüderich durchgesickert war.

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Verwaist und bald geschlossen: Das Gelände der Erddeponie auf dem Lüderich am Dienstagnachmittag. 

„Höchstens Kleinstmengen von ein bis zwei Kubikmeter“ von privaten Anlieferern könnten noch angenommen werden, so Kreissprecher Alexander Schiele auf Nachfrage. Eigentümer der Erddeponie Lüderich ist der Bergische Abfallwirtschaftsverband (BAV), ein Zweckverband des Rheinisch-Bergischen und des Oberbergischen Kreises.

Vormaliger Steinbruch in Lindlar wird zugeschüttet

Wie berichtet hatten sich nicht allein in Kürten, sondern auch in anderen rheinisch-bergischen Kommunen Tiefbauunternehmen besorgt geäußert, wo Erdaushub nach dem Ende der Erddeponie Lüderich abgekippt werden könne. In Overath war auf diese Weise sogar die Idee geboren worden, Erdaushub als Wall entlang der Autobahn 4 aufzuschütten, was allerdings rasch als technisch wie genehmigungsrechtlich nicht möglich verworfen wurde.

Der im Kreisumweltausschuss vorgestellte Entwurf des Abfallwirtschaftskonzept des BAV sieht nun allerdings bereits eine neue große Erddeponie vor, die auch für rheinisch-bergische Tiefbauunternehmer interessant sein könnte. Im an Kürten und Overath angrenzenden oberbergischen Lindlar nämlich soll ein vormaliger Steinbruch zugeschüttet werden. „Ab 2022“ gibt der BAV in einer Ergänzung zu seinem Abfallwirtschaftskonzept an.

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Einen genauen Termin, zu dem die neue Erddeponie eröffnen kann, gebe es noch nicht, heißt es auf Nachfrage vom Rheinisch-Bergischen Kreis. Zunächst müsse ein laufendes Insolvenzverfahren abgewartet werden, so Kreissprecher Alexander Schiele.

Brisante Pläne zunächst völlig unbemerkt

Still und leise ist unterdessen das Ende der Erddeponie auf dem Lüderich eingeleitet worden, die einst den Anlass dazu bot, dass sich ein ganzes Tal quer stellte, wie es eine Bürgerinitiative vor rund zehn Jahren zu ihrem Slogan erhob. Damals hatte der BAV beabsichtigt, die Erddeponie Lüderich aufzustocken. Statt wie bis dahin Bodenaushub und Steine der Deponieklasse 0 sollte nun auch Bauschutt der Deponieklasse 1 auf dem Lüderich abgelagert werden dürfen.

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Dazu zählen beispielsweise Glas und feuerfeste Materialien auf Kohlenstoffbasis, aber auch Rost- und Kesselasche, wie sie bei der Müllverbrennung anfallen. Die Pläne, die zunächst offenbar in ihrer Brisanz unbemerkt aufgestellt und abgeheftet worden waren, sorgten für heftige Diskussionen mit teils wechselnden Fronten. So stimmte etwa der Landschaftsbeirat zunächst sogar für eine Aufstockung der Deponie auf dem ohnehin durch den jahrhundertelang betriebenen Bergbau belasteten Lüderich. Dafür hätte eine Hochspannungsleitung angehoben werden müssen.

Ab 2020 nur noch Rekultivierung auf dem Lüderich

Dazu kam es am Ende nicht. Wohl auch, weil der öffentliche Druck rasch so stark wurde, dass jegliche Ausweitung des Deponiebetriebs auf dem Lüderich als politisch nicht mehr durchsetzbar erschien – auch wenn etwa Wasseruntersuchungen der Bäche am Lüderich zeigten, dass die Umweltbelastung durch die Bergbaualtlasten, etwa durch Schwermetalle, deutlich höher waren als die Beeinträchtigungen durch die Erddeponie.

Die Bürgerinitiative „Das Sülztal stellt sich quer“ erhöhte unterdessen den Druck. Bei Rekultivierung und Entwässerung des bereits verfüllten Deponieteils wurde nachgebessert, jegliche Erweiterungspläne wurden verworfen, das ursprünglich festgelegte Enddatum des Deponiebetriebs (31. Dezember 2019) bekräftigt – nicht einmal das wird jetzt offenbar noch ausgereizt. Ab Januar 2020 soll’s dann auf der Erddeponie Lüderich ausschließlich noch Rekultivierungsarbeiten geben – und der regelmäßige Lastwagenverkehr auf den Berg bei Overath-Steinenbrück wird Geschichte sein.

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