In Rösrath-Stephansweide wuchs nach dem Zweiten Weltkrieg ein Ort der Hilfe für Alte, Junge, Menschen mit Behinderung und Gewaltopfer.
JubiläumIhren 75. Geburtstag feierte die Diakonie Michaelshoven in Rösrath mit einem Familienfest

Gemeinsam wurde das das Jubiläumsfest mit bunten Holzschildern gefeiert.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Es war ein Familienfest der ganz besonderen Art, an Christi Himmelfahrt im Kinder- und Jugenddorf Stephansheide. Zum einen durch das gigantische Ausmaß. Der Besucherandrang war unfassbar groß. Zum anderen wegen des Hintergrunds. Aus etwas Grauenhaftem, einem Kriegsgefangenenlager, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ein Ort der Geborgenheit für junge Menschen, ein Ort der Hoffnung, des Friedens und der Mitmenschlichkeit. Das ist einer heute als Diakonie Michaelshoven bekannten kirchlichen Organisation in Rösrath-Stephansheide tatsächlich gelungen.

Hoch hinaus ging es für die Kistenkletterer auf dem fest.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Vor 75 Jahren legte Pfarrer Erwin te Reh den Grundstein. Damals wurden an diesem Ort Kriegswaisen aufgenommen. Inzwischen ist aus diesem überschaubaren Projekt von 1950 etwas Großes geworden. So gehört die Diakonie zu den größten Arbeitgebern in Köln und der Region. Übrigens immer auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. 33.000 Menschen werden jährlich unterstützt. Alte, Junge, Menschen mit Behinderungen oder Gewaltopfer. Es gibt überall Einrichtungen. Nicht nur in Köln und den Bergischen Kreisen, sondern auch in Leverkusen, Mönchengladbach, dem Rhein-Erft und Rhein-Sieg- Kreis.
Das hier hat einen Dorf-Charakter, dadurch, dass alle Kinder und Jugendlichen sich hier kennen.
Was ist das besondere an diesem Ort? Louisa Bartholmes ist in Stephansheide ebeno wie Christine Kossok eine der beiden Bereichsleiterinnen für alle sechs stationären Wohngruppen. In diesen Wohngruppen begleiten mehr als 60 Mitarbeiter Kinder und Jugendliche ab dem Alter von vier Jahren. Perspektiven schaffen, das sei der Leitspruch und das sei es, was hier gelebt werde, so Bartholmes. „Das hier hat einen Dorf-Charakter, dadurch, dass alle Kinder und Jugendlichen sich hier kennen.“ Das gelte auch für die Pädagogen und Pädagoginnen. „Wir begleiten Menschen, die aus Verhältnissen kommen, in denen sie nicht mehr leben können. Und die finden hier einen neuen Lebensort und eine neue Perspektive.“
Die aktuellen Zahlen zeigen, dass die Gewalt unter Kinder und Jugendlichen immer mehr zunimmt. Doch auf die Frage, was hier vor Ort davon zu spüren ist, gibt Bartholmes eine erstaunliche Antwort. Natürlich bekämen die Kinder und Jugendlichen davon etwas mit. Aber nur außen: „Hier auf dem Gelände, da merken wir wirklich, da kommen die Jugendlichen zur Ruhe.“ Hier gebe es Ansprechpartner, Pädagogen, die sie durch den Tag begleiten und ihnen Strategien beibringen würden, um anders mit Konflikten umzugehen.

Klein und Groß nahmen an Kooperationsspielen teil.
Copyright: Guido Wagner

Gut besucht war das Familienfest in Stephansheide.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Eine ähnliche Antwort gibt auch Rainer Schmidt vom Vorstand der Diakonie Michaelshoven. Gestiegen sei nur, seit Corona, die Anzahl derer, die zu Hause nicht mehr sicher leben können. Das sei für viele Familien zu viel Stress gewesen.
Das ist der Moment, in dem die Stadtgesellschaft, die Menschen einfach kommen, sich eingeladen fühlen von uns, in dem es eine ganz besondere, ungezwungene, herzliche Atmosphäre gibt.
Schmidt sieht das Familienfest als positives Beispiel. Das Kinder- und Jugenddorf sei ja nun einmal etwas abseits von Rösrath gelegen. Das Familienfest bringe die Zusammenführung, so Schmidt: „Das ist der Moment, in dem die Stadtgesellschaft, die Menschen einfach kommen, sich eingeladen fühlen von uns, in dem es eine ganz besondere, ungezwungene, herzliche Atmosphäre gibt. Die Kinder laufen hier rum und man hat überhaupt keine Angst.“ Auch Schmidt verweist auf den Slogan „Mit Menschen Perspektiven schaffen“, was bedeute, dass die zu Betreuenden so stark werden, dass sie ihr Leben wieder in die eigene Hand nehmen können.
Der Besucherandrang war durchaus verständlich, das ganze „Dorf“ wirkte wie ein kleines Paradies voller Spaß und Abenteuer. Hochseilgarten, Ponyreiten, Bühnenauftritte, Leckereien, ausreichend Tische und Sitzgelegenheiten im Grünen, Flohmarkt und Verkaufsstände der „Dorfbewohner“ mit Selbstgebasteltem und auch Stände, mit gebrauchten Büchern, Spielen und CDs, die einfach kostenlos mitgenommen werden durften.