EngagementDer lange Weg zum Leitbild

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der lange weg

Wie soll sich Rösrath entwickeln? Auch die Stadtmitte ist in der Diskussion.

  • Bürger fordern Mitspracherecht bei der Stadtentwicklung ein.
  • Vertreter der Bürgerinitiative fühlen sich vor den Kopf gestoßen.

Rösrath – Bürger wollen mitreden über die Stadtentwicklung, doch ein Forum dafür fehlt weiterhin. Vor diesem Hintergrund gibt es ein Hin und Her zwischen der Stadt Rösrath und der Bürgerinitiative „Rösrath gemeinsam gestalten“. Vertreter der Initiative haben wiederholt ihr Interesse bekundet, über eine Vision für Rösrath zu sprechen. Die Rufe wurden seit Anfang 2016 wieder lauter:

Für ein Leitbild, das in Diskussionen mit Bürgern zu erarbeiten sei, plädierte der Psychologe Bernd Heinermann ebenso wie der Verein Lebenswertes Sülztal.

Die Perspektive für die Ortsmitte Rösrath, die das vom Stadtrat abgesegnete Integrierte Handlungskonzept (IHK) formuliert, werteten interessierte Bürger als Bestätigung. Vertreter der Initiative „Rösrath gemeinsam gestalten“ verstehen das IHK als eine Art Leitbild für einen Teil der Stadt, sie forderten daher Ziele für ganz Rösrath.

Ein „Fahrplan bis 2030“, den die Stadtverwaltung nach Aussagen von Bürgermeister Marcus Mombauer erarbeitet hat, regte das Interesse der Bürgerinitiative weiter an. Nachdem Mombauer dieses Papier gegenüber dieser Zeitung erwähnt hatte, wandte sich die Initiative in einem Brief an ihn. Sie bat Mombauer, über den „Fahrplan“ öffentlich zu informieren und damit Bürger zu beteiligen.

Stadtverwaltung hochgradig belastet

Doch die verschiedenen Vorstöße, über Ziele für die Gesamtstadt zu diskutieren, treffen im Rathaus auf ein verhaltenes Echo. Zu dem Wunsch nach einem Leitbild erklärte Mombauer im Januar, er halte eine Debatte darüber für „nicht vordringlich“, auch im Stadtrat gebe es „keine Neigung“ dazu. Zudem fehle es der Stadtverwaltung an Personal, um eine Leitbild-Diskussion zu begleiten.

Als die Bürger nicht locker ließen und einen öffentlichen Austausch über den „Fahrplan bis 2030“ einforderten, reagierte Mombauer abweisend. Es handele sich um ein „internes Verwaltungspapier“, schrieb er an die Initiative. Er wolle nicht darüber sprechen und es auch nicht veröffentlichen. Davon wiederum fühlten sich Vertreter der Bürgerinitiative vor den Kopf gestoßen. „Wir haben uns so bemüht, auf ihn zuzugehen“, sagte Heiner Mersmann von der Initiative.

Zusammen mit seinen Mitstreitern habe er sich bewusst per Brief an Mombauer gewandt und zunächst nicht an die Presse. „Wenn das so abgetan wird, ist das nicht in Ordnung.“

Auf Nachfrage dieser Zeitung bemüht sich Mombauer nun um einen verbindlicheren Ton und wirbt um Verständnis. Die Stadtverwaltung sei zurzeit hochgradig belastet, zu den akuten Themen zählt er die Flüchtlingssituation und die Neugestaltung des Freiherr-vom-Stein-Schulzentrums. „Ich weiß jetzt schon nicht mehr, wo mir der Kopf steht“, sagt Mombauer. Die Diskussion über Perspektiven wolle er nicht aus den Augen verlieren, doch Rösrath sei insgesamt „auf einem guten Weg“.

Wenn die Verwaltung zurzeit keine Debatte zur Stadtentwicklung initiieren könne, so sei sie doch offen für Impulse vonseiten der Bürgerinitiative. Wenn sie eine öffentliche Diskussion organisiere, werde sie auch Gesprächspartner bei der Stadt finden. Mombauer: „Mich interessiert, was die Bürger wollen.“

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