Vor dem Kölner Landgericht beginnt heute der Prozess gegen einen 32-Jährigen, der im März einen 54-Jährigen in Rösrath-Hoffnungsthal niedergestochen haben soll.
Versuchter Heimtücke-MordProzessauftakt gegen mutmaßlichen Messerstecher von Hoffnungsthal

In diesem Lokal soll die Bluttat von Hoffnungsthal vom 17. März 2025 ihre Vorgeschichte gehabt haben.
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Im Fall des versuchten Tötungsdelikts von Hoffnungsthal aus dem März dieses Jahres hat an diesem Mittwoch (3.12.) vor dem Kölner Landgericht der Prozess gegen einen 33-jährigen Mann begonnen, den Polizisten im April in Polen festgenommen hatten.

Tatort des versuchten Tötungsdelikts am Montagabend, 17. März 2025, in Rösrath-Hoffnungsthal
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Die Beamten hatten den damals noch 32-Jährigen am Dienstag, 1. April, in Polen gestellt. Ihm wird vorgeworfen, nach einem Restaurantbesuch am Montag, 17. April, in Hoffnungsthal einen Mann angegriffen und schwer verletzt zu haben (wir berichteten).
Tatverdächtiger war nach Bluttat per internationalem Haftbefehl gesucht worden
Der Verdächtige war per internationalem Haftbefehl gesucht worden. Die Hintergründe der Tat blieben zunächst unklar. Am 17. März war ein 54-jähriger Mann aus Wachtberg nach einem Besuch in einem Restaurant im historischen Volberger Ortskern in Rösrath-Hoffnungsthal von einem weiteren Gast des Lokals niedergestochen worden.
Der Angreifer soll in dem Lokal zuvor mehrere Gäste belästigt haben. Er hielt sich mehrere Stunden in dem Restaurant auf, sagten Zeugen damals. Während seiner Zeit in dem Restaurant sei der Kunde immer wieder hinausgegangen und kurze Zeit später zurückgekehrt.
54-Jähriger wurde auf dem Weg zum Parkplatz angegriffen
Gegen 21.15 Uhr kam es dann auf dem Parkplatz zu dem dramatischen Vorfall. Als das spätere Opfer mit seiner Begleiterin das Lokal verlassen hatte und nach Hause fahren wollte, wurde es angegriffen.
„Beim Einsteigen in seinen Wagen soll ihn ein Mann mit einem spitzen Gegenstand unvermittelt angegriffen haben“, hieß es damals in einem Statement der Kölner Polizei. Der Tatverdächtige soll in Richtung Julweg davongelaufen sein.
Opfer kam nach Angriff blutüberströmt in die Gaststätte zurück
Blutüberströmt soll sich das Opfer zurück zum Restaurant geschleppt haben und dort von Ersthelfern versorgt worden sein, bis der Rettungsdienst vor Ort war.
Die Polizei hatte noch am Tatabend eine Mordkommission gegründet. Zahlreiche Menschen hatten die Tat und ihre Vorgeschichte an jenem Montagabend im März vor Ort mitbekommen.
Wie Besucher am Abend der Tat das Geschehen im Lokal erlebten
Was Marita M. (Name geändert) im Restaurant gegenüber der evangelischen Kirche in Rösrath-Hoffnungsthal erlebt hat, ist ihr so richtig erst später klar geworden. Es war der Abend, als nach 21 Uhr plötzlich der 54-jährige Gast, der das Lokal zuvor verlassen hatte, blutüberströmt zurückkam.
Auch der von der nun vor Gericht stehende Angeklagte war zuvor selbst im Restaurant gewesen. Und Marita M. war sich damals sicher, dass nur durch die Aufmerksamkeit der Bedienung Schlimmeres schon im Lokal verhindert worden sei. „Der Mann hatte ein Messer in einem Holster unter seiner Jacke bei sich“, erinnerte sich Ende März eine andere Restaurantbesucherin. „Und er hat die Eingangstür des Restaurants von innen verriegelt“, berichtete Marita M. „Zum Glück hat das die Bedienung sofort bemerkt und die Tür wieder entriegelt. Wer weiß, was der sonst im Lokal angerichtet hätte.“ Die Seniorin hält inne: „Der wollte ja irgendwie verhindern, dass jemand flüchten kann . . .“
Tatverdächtiger soll vor Bluttat mehrere Gäste in Lokal angesprochen haben
Ein anderer Gast spekulierte damals, der Tatverdächtige habe womöglich zunächst im Lokal Menschen verletzten wollen und deshalb die Tür verriegelt. Nach Informationen dieser Zeitung aus Ermittlerkreisen gab es dafür allerdings zunächst keinerlei Hinweise.
Bereits vor 19 Uhr war einer Gruppe von Gästen der spätere Tatverdächtige zum ersten Mal im Lokal aufgefallen: „Er trug eine helle Jacke“, erinnerte sich Marita M. Sie kommt aus Rösrath: „Den habe ich hier noch nie gesehen.“ Mehrfach habe der Mann andere Gäste angesprochen. Nachdem er anfangs den Riegel vor die Tür geschoben und das Personal diesen umgehend wieder geöffnet habe, sei der Mann aber friedlich geblieben, sagt ein anderer Augenzeuge.
Andere Restaurantbesucher hatten mutmaßlichen späteren Täter beobachtet
Eine Besucherin allerdings zeigte sich überzeugt: „Der Mann war gefährlicher als es den Anschein hatte.“ Die Erfahrung hat vor allem ein Paar aus Wachtberg machen müssen, das ganz hinten im Lokal an einem Zweier-Tisch gesessen und offenkundig etwas zu feiern gehabt habe, wie andere Gäste beobachtet haben wollen.
Als die beiden das Lokal um kurz nach 21 Uhr verließen und um das Gebäude herum zum Auto auf dem Parkplatz gingen, soll der 54-Jährige aus Wachtberg beim Einsteigen ins Auto unvermittelt von dem Tatverdächtigen mit einem spitzen Gegenstand angegriffen und niedergestochen worden sein. Der Täter soll danach laut Polizei in Richtung Julweg geflüchtet sein.
Polizei hatte Beweismittel auf dem Volberger Friedhof gesucht
Am Donnerstag nach der Bluttat hatte die Polizei den Volberger Friedhof etwa 350 Meter entfernt vom Lokal großräumig für Ermittlungen abgesperrt. Die Polizei hatte sich zu dem Hintergrund zunächst nicht äußern wollen, nur einen „Einsatz“ bestätigt.

Im Restaurant (1) gegenüber der evangelischen Volberger Kirche (2) waren Opfer und Tatverdächtiger vor der Messerattacke auf dem Parkplatz (3) auf der Rückseite des Restauranteingangs. Danach soll der Täter um das Gebäude in Richtung Julweg (4) geflüchtet sein. Auch auf dem Friedhof (5) unweit der Sülz (6) suchte die Polizei am Donnerstag nach der Tat nach Spuren.
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„Es ist dort nach Beweismitteln gesucht worden“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer damals auf Nachfrage. Weitere Angaben zu möglichen Funden macht auch er nicht – mit Verweis auf die sehr dynamischen, laufenden Ermittlungen.
Zwei Jungs aus unserer Küche und zwei Gäste haben ihm wohl das Leben gerettet.
Der niedergestochene 54-Jährige hatte da mittlerweile im Krankenhaus vernommen werden können, bestätigte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer damals, dass der Mann aus Wachtberg außer Lebensgefahr sei. Dass er den Angriff, nachdem er sich noch blutüberströmt zurück zum Lokaleingang geschleppt hatte, überhaupt überlebte, ist nach übereinstimmender Schilderung mehrerer Restaurantgäste engagierten Ersthelfern zu verdanken, denen es gelungen sei, den starken Blutverlust des Mannes durch entsprechende Druckverbände zu stoppen.
„Zwei Jungs aus unserer Küche und zwei Gäste haben ihm wohl das Leben gerettet“, bestätigt der Gastronom auf Nachfrage dieser Zeitung. Nach Rücksprache mit der Polizei äußerte auch er sich nicht weiter zu den Vorkommnissen vom 17. April.
Vor dem Kölner Landgericht wird nun der Tathergang zu rekonstruieren sein. Für den Prozess sind mehrere Verhandlungstage angesetzt.

