Am Jahrestag der KatastropheRösrath dankt den Helden der Flutnacht

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Die Gedenkveranstaltung auf dem Rathausplatz in Rösrath.

Rösrath – Was er oder sie am 14./15. Juli gemacht hat, weiß wohl jeder und jede an der Sülz. Trotzdem – oder gerade deshalb – folgen am Donnerstagabend rund 300 Menschen der Einladung zum Gedenken auf dem Rathausplatz in Hoffnungsthal. Die Veranstaltung der „Engagierten Stadt Rösrath“, der sich eine Gedenk-Andacht in der Versöhnungskirche anschließt, wird ein riesengroßes Dankeschön an die von Helferinnen und Helfer, Heldinnen und Helden, die in den Stunden der Not über sich hinauswuchsen.

Eva Richter, Ehrenamtskoordinatorin und Moderatorin des Abends, benennt auf dem Platz einige, deren Namen bis dahin noch gar nicht in der Öffentlichkeit bekannt sind. Zum Beispiel Claudia Wißkirchen, die doch  eigentlich nur ihrem Bruder habe helfen wollen und plötzlich zu einer Art „Helfer-Drehscheibe und Logistik-Zentrale“ mutiert sei.

Ein Hilferuf auf Facebook - 35 Helfer

„Das ist aber ein bisschen übertrieben“, wehrt die junge Frau das Lob ab. „Mein Bruder war abgesoffen und wir standen am nächsten Tag mit drei Leuten vor seinem Haus. Ich dachte, das wird eng.“ Sie startet einen Aufruf auf Facebook, und siehe da: „Eine Stunde später waren wir 35 Leute.“ Daraus wächst ein Netzwerk, das bis heute aktiv ist: in Rösrath, in der Eifel, im Ahrtal.

Oder Sascha Meurer: Der Unternehmer stellt sich mit einem Reisebus in den Dienst der Katastrophenhilfe, unterstützt die Evakuierung des Wöllner-Stifts, fährt tags drauf durch Hoffnungsthal, verteilt Kaffee und Essen, das ihm der Lehmbacher Hof geschickt hat. Anfangs muss er sich wegen seines Busses anpampen lassen: „Was wollen Sie hier? Hier ist kein Platz für Touristen! Hauen Sie ab!“

Dank an Feuerwehr und DRK

Aber Heldinnen und Helden gibt es noch mehr an der Sülz. Viele vom Roten Kreuz und der Feuerwehr sind am Donnerstag auf dem Platz und freuen sich über Eva Richters Worte: „Ihr habt einen wahnsinnig tollen Job gemacht. Wir sind verdammt froh, dass ihr da seid!“

Sie nennt Henning Johannsen aus Forsbach, der unter Lebensgefahr geholfen hat, Menschen zu evakuieren. Oder Marco Pfeiffer, Polizist aus Altenkirchen, der sein Boot gebracht hat und an Stellen, an die sonst keiner hingekommen ist, Menschen vor den Wassermassen gerettet hat.

Bürgerstiftung stiftet Boot

Inzwischen, berichtet Bürgermeisterin Bondina Schulze in ihrem Grußwort, gibt es so ein Boot, das bei niedrigem Wasserstand fahren kann, auch in Rösrath – die Bürgerstiftung hat es für die Feuerwehr gestiftet. Schulze berichtet mit bewegter Stimme über ihre ganz persönliche Bürgermeisterin-Flutnacht. Aber auch über ihre Freude, als nach vielen Wochen der Evakuierung endlich wieder Menschen aus dem Wöllner-Stift mit Rollatoren durch Hoffnungsthal gezogen sind: „Da habe ich erst gemerkt, wie sehr ich diese Menschen im Stadtbild vermisst habe!“

Viele weitere Redner bereichern die Veranstaltung, darunter die Rentnerin, die bekundet, dass sie sich im Geno-Hotel kein bisschen gelangweilt habe. Oder Berthold Kalsbach, der frühere Beigeordnete und Vize der Bürgerstiftung. Er erinnert sich, wie er nach der Flut die Cover seiner 800 Platten umfassenden LP-Sammlung hat entsorgen müssen.

Das Unheil und der Glaube

Oder der Musiker und Moderator Tom-Petersen, der mehrere Songs zum Thema Wasser vorträgt. Die Künstlerin Ulrike Oeter, die mehr Demut anmahnt. Der evangelische Pfarrer Thomas Rusch, der bedauert, dass er morgens nicht mehr von eiligen Kindergarten-Eltern zugeparkt wird – weil der Kindergarten zerstört worden ist.

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Und sein katholischer Amtsbruder Franz Gerards. Mit seinem Beitrag und den Worten „Gott bewahrt uns nicht vor Unheil, aber er bewahrt uns im Unheil“ entlockt er der Moderatorin ein Bekenntnis: „Das bestärkt mich. Ich bin immer noch in der katholischen Kirche. Jetzt bleibe ich auch drin!“

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