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Stichwahl in RösrathZwei Kandidaten mit unterschiedlichen Profilen wollen Bürgermeister werden

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Bei einer Podiumsdiskussion im Juli hatten Yannick Steinbach (2. v. l.) und Giselher Dick (3. v. l.) noch mehr Konkurrenz. Jetzt treten die beiden zur Stichwahl um das Rösrather Bürgermeisteramt an.

Bei einer Podiumsdiskussion im Juli hatten Yannick Steinbach (2. v. l.) und Giselher Dick (3. v. l.) noch mehr Konkurrenz. Jetzt treten die beiden zur Stichwahl um das Rösrather Bürgermeisteramt an.

Bei der Stichwahl um das Bürgermeisteramt in Rösrath treten mit Yannick Steinbach (SPD/Fors-Park) und Giselher Dick (Grüne/ZLR) zwei Kandidaten mit klar unterschiedlichen Profilen an. Im Stadtrat ist die Stärke der Fraktionen geklärt.

Die Stichwahl um das Bürgermeisteramt am 28. September steht im Blickpunkt bei Reaktionen am Tag nach der ersten Runde der Kommunalwahl. Yannick Steinbach, Bürgermeisterkandidat von SPD und Fors-Park, der in der ersten Wahl-Runde auf 29,6 Prozent und somit Platz eins kam, spricht von einem „wirklich tollen Abend“, der ihm großen Rückhalt in der Wählerschaft gezeigt habe. Dass er in seinem Wahlbezirk Forsbach-Nord-Ost mit 47,2 Prozent und großem Abstand zu den Mitbewerbern in den Stadtrat gewählt wurde, gebe ihm Rückenwind für die Stichwahl um das Bürgermeisteramt. Auch die Wahlbeteiligung in dem Wahlbezirk lag mit 75,7 Prozent über zehn Prozent über dem Rösrather Durchschnitt von 65,0 Prozent (2020: 57 Prozent), diese Mobilisierung sieht Steinbach als Vertrauensbeweis.

„Bei der Stichwahl haben wir einen klaren Lager-Wahlkampf“, sagt er mit Blick auf seinen Gegenkandidaten Giselher Dick (Grüne/ZLR), ein eher bürgerliches politisches Angebot konkurriere mit einer grünen oder linken Perspektive. Er will Brücken bauen zur CDU und strebt auch im Stadtrat eine Zusammenarbeit von CDU, SPD, Fors-Park und vielleicht auch FDP an. Das ergäbe eine deutliche Mehrheit.

„Fairer Wettkampf“ erwartet

Giselher Dick, der mit 24,3 Prozent   in der ersten Wahl-Runde auf den zweiten Platz kam,   liegt nur 5,3 Prozent hinter Steinbach und begegnet ihm somit auf Augenhöhe. Dass er sich gegen CDU-Kandidat Miguel Louzao de la Cruz und Amtsinhaberin Bondina Schulze (unabhängig) durchsetzte, stärkt seine Position. „Das kann ein sehr guter und fairer Wettkampf werden“, sagt Dick zur Konkurrenz mit Steinbach. Beide Kandidaten seien unterschiedlich als Person, mit ihren Erfahrungen und Schwerpunkten, damit hätten die Wählerinnen und Wähler eine echte Auswahl. „Ich freue mich auf die nächsten zwei Wochen und werde alles tun, die Stichwahl zu gewinnen“, betont er. „Ich bin viel im Gespräch jetzt, viel unterwegs.“

Ihre Niederlage mit nur rund acht Prozent bei der ersten Runde der Bürgermeisterwahl hat die noch amtierende Rathauschefin Bondina Schulze am Tag danach bereits einigermaßen verdaut. „Ich bin enttäuscht“, sagt sie aber klipp und klar. „Das Ergebnis hat mich überrascht.“ Aber das sei eben Demokratie. Sie werde bis Ende Oktober, bis zum Ende ihrer Amtszeit, ihre Aufgaben wie bisher wahrnehmen. „Ich bin auch ein klein bisschen stolz auf das, was wir erreicht haben“, sagt sie zu ihren Amtsjahren in krisengeschüttelten Zeiten. Aus ihrer Erfahrung heraus stellt sie fest, das Bürgermeisteramt fordere, „persönliche Interessen komplett zurückzustellen“. Eine Stadtverwaltung zu führen, sei „keine studentische Übung“. Mit Blick auf die Stichwahl habe sie „ganz klar einen Favoriten“, sie wünsche sich einen Bewerber „mit Berufs- und Lebenserfahrung“: Damit bevorzugt sie offenkundig Giselher Dick (55) gegenüber Yannick Steinbach (32).

Spannend war die Ergebnispräsentation am Wahlabend im Bürgerforum Hoffnungsthal.

Spannend war die Ergebnispräsentation am Wahlabend im Bürgerforum Hoffnungsthal.

Mit dem Wahlausgang arrangiert hat sich auch CDU-Bürgermeisterkandidat Miguel Louzao de la Cruz. Er habe Steinbach im Wahlkampf als „stärkste Konkurrenz“ für sich wahrgenommen. Dass er mit 21,8 Prozent nur 2,5 Prozent hinter dem zweitplatzierten Dick lag und damit die Stichwahl relativ knapp verpasste, findet Louzao „schade“. Er werde aber politisch aktiv bleiben. Er bedauert, kein Stadtratsmandat zu haben, könnte aber als sachkundiger Bürger mitarbeiten. Mit Blick auf die anstehende Stichwahl zwischen Steinbach und Dick sagt Louzao: „Ich gönne beiden das Beste.“

Während das Rennen um das Bürgermeisteramt noch offen ist, ist die Zusammensetzung des neuen Stadtrats geklärt. Die CDU bleibt mit 27,4 Prozent (ein Minus von 3,9 Prozent gegenüber 2020) die stärkste Kraft, die Grünen mit 15,7 Prozent (das sind 8,2 Prozent weniger als 2020) zweitstärkste Fraktion. Dritter bleibt die SPD mit 14,3 Prozent (1,4 Prozent weniger als 2020), dicht gefolgt von der viertplatzierten Fraktion Fors-Park, die auf 13,7 Prozent kam und damit ein Plus von 5,7 Prozent verzeichnete – das war der größte Zugewinn aller Parteien. Fünftstärkste Kraft wurde die AfD mit 9,5 Prozent (ein Plus von 5,1 Prozent). Sechststärkste Fraktion ist ZLR mit 8,8 Prozent (mit einem Plus von 4,5 Prozent). Auf Platz sieben folgt die FDP mit 6,2 Prozent (minus 0,6 Prozent), auf Platz acht die Linke mit 3,9 Prozent (plus 0,1).

Das ergibt 15 Sitze im Stadtrat für die CDU, neun für die Grünen, acht für die SPD, sieben für Fors-Park (vier Direktmandate und drei weitere über die Liste), fünf Sitze für die AfD, ebenfalls fünf Sitze für ZLR, drei Sitze für die FDP und zwei Sitze für die Linke. Das sind insgesamt 54 Sitze, hinzu kommt die Stimme des Bürgermeisters. Eine von Steinbach angesprochene mögliche Verbindung von CDU, SPD und Fors-Park käme auf eine Mehrheit von 30 Sitzen. Eine solche Mehrheit unter Einschluss der FDP hätte 33 Sitze.


Direktmandate in den 19 Wahlbezirken gingen an die CDU oder an Fors-Park

In 15 von 19 Wahlbezirken im Rösrather Stadtgebiet hat die CDU das Direktmandat gewonnen, ihre neuen Ratsmitglieder wurden allesamt direkt (nicht über die Liste) gewählt. Die CDU-Mandate gingen an: Constantin Bosbach (Wahlbezirk 1, Rösrath-Mitte), Vera Rilke-Haerst (2, Gerotten), Christoph Jahn (3, Stümpen), Silke Satin (4, Dammelsfurth-Pannenhack), Jürgen Steinbach (5, Stuppheide-Hollerbroch), Achim Müller (6, Beienburg), Marlene Jablonski-Reichelt (7, Pannhof), Bernhard Görg (8, Scharrenbroich/Hasbach/Brand), Maximilian Helwig (9, Rambrücken/Menzlingen), Michael Scheu Genannt Mecker (10, Hoffnungsthal-Vierkotten/Volberg), Marc Schönberger (11, Hoffnungsthal-Mitte/Lüghausen), Kim Joy Blome (12, Hoffnungsthal-Lehmbach/Büchel), Mario Tischhäuser (13, Hoffnungsthal-Sülze), Tobias Peffer (14, Hoffnungsthal-Bleifeld/Stöcken/Eigen) und Gabriele Gemein (19, Kleineichen).

Die übrigen vier Direktmandate gingen allesamt an Fors-Park, die Wählervereinigung eroberte alle Forsbacher Wahlbezirke. Gewählt wurden dort: Bernd Steinbach (Wahlbezirk 15, Forsbach-Süd-West), Uwe Bautz (16, Forsbach-Süd-Ost), Philip Thorwart (17, Forsbach-Überhöfe) und Yannick Steinbach (18, Forsbach-Nord-Ost). Während sich Philip Thorwart sehr knapp mit nur neun Stimmen Vorsprung gegenüber Florian Haerst (CDU) durchsetzte, triumphierte Bürgermeister-Kandidat Yannick Steinbach in seinem Wahlbezirk mit 47,2 Prozent (462 Stimmen), der nächstplatzierte Bewerber Anno von Heimburg (CDU) erreichte nur 14,6 Prozent (143 Stimmen).

Anders als bei der Wahl 2020 erhielten die Grünen keine Direktmandate mehr. Ihre bisherigen zwei Direktmandate in Hoffnungsthal-Mitte/Lüghausen und in Vierkotten/Volberg gingen diesmal an die CDU.