Der Vater wirft der 24-Jährigen vor, sich im Prozess um einen Subventionsbetrug aus der Schlinge ziehen zu wollen.
MillionenbetrugRösrather Angeklagter kämpft vor Gericht gegen seine Tochter

Die Tochter verkaufte Gold für 90.000 Euro, um die im Betrug entstandenen Schäden zurückzuzahlen. (Symbolbild)
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Im Prozess gegen einen Rösrather (58), dem die Staatsanwaltschaft unter anderem Subventionsbetrug mit zu Unrecht beantragten und teilweise erhaltenen Coronahilfsleistungen in Millionenhöhe sowie weitere Anklagepunkte vorwirft, hat sich der 58-Jährige zum wiederholten Male wütend beschwert: „Wie meine Tochter sich hier darstellen will, als naiv, ahnungslos und dumm, das ist ja alles nicht wahr“, polterte der 58-Jährige. Zuvor hatte dessen Tochter (24) dem Gericht ein 170-seitiges Kompendium mit archivierten Chats und E-Mails übergeben und kurz Rede und Antwort gestanden.
Die Chats und E-Mails aus dem Kompendium sollen aus jener Zeit stammen, als der Angeklagte einige der gegenständlichen Taten begangen haben soll. Seit Beginn des Verfahrens hat die digitale Kommunikation zwischen Vater und Tochter eine hohe Brisanz, sollen sie doch zum einen beweisen, dass der Angeklagte Strippenzieher hinter den vorgeworfenen Betrugstaten gewesen sein soll. Zum anderen könnten sie auch belegen, dass die 24-Jährige die ihr zur Last gelegte Tat auf Anweisung ihres Vaters begangen haben könnte.
Wiederholt trat die Tochter als Zeugin im Prozess des Angeklagten auf
Die junge Frau hatte nach dem Starkregen im Sommer 2021 unberechtigt staatliche Hilfeleistungen beantragt und in Höhe von mehr als einer Millionen Euro auch kassiert. Anfänglich mit ihrem Vater gemeinsam angeklagt, war das Verfahren der 24-Jährigen abgetrennt worden. In ihrer Aussage hatte sie zuvor den Vater schwer belastet und ihn als umtriebigen Berufsbetrüger dargestellt. Seither hat die 24-Jährige ihren eigenen Prozess, ist aber danach wiederholt als Zeugin gegen ihren Vater aufgetreten. Der 58-Jährige beklagte sich nun angesichts des Prozessverhaltens der 24-Jährigen: „Meine Tochter erzeugt hier ein Bild von mir, das allein dazu dient, selbst der strafrechtlichen Verfolgung zu entkommen.“ Das Verhalten könne er durchaus verstehen: „Aber nicht, wenn das zu meinen Lasten geht“, sagte der 58-Jährige, der seit mehr als einem Jahr in Untersuchungshaft sitzt.
Dort wurde ihm vom Gericht auch ein Laptop zur Verfügung gestellt, damit er sich mit der elektronischen Prozessakte auseinandersetzen kann — allein die Hauptakte umfasst mehr als 4000 Seiten. Auf den Laptops schreiben und speichern sollen Angeklagte indes nicht. Der 58-Jährige tut es trotzdem und das Gericht drückt ein Auge zu. Nur selbstständig Dokumente ausdrucken lässt das Gericht ihn nicht. „Das geht nur über die IT-Abteilung in unserem Haus“, sagte der Vorsitzende Dr. Thomas Stollenwerk. Da der Angeklagte sich aber weigert, den Rechner aus der Hand zu geben, hat das Gericht ihm nun noch eine Schreibmaschine zur Verfügung gestellt. Die nutzt der 58-Jährige offensichtlich auch ausgiebig, denn er beklagte sich, dass das Farbband bald aufgebraucht sei. Als der Vorsitzende meinte, dann müsse er über die Justizvollzugsanstalt ein neues bestellen und es bezahlen, platzte es aus dem Angeklagten heraus: „Ich habe kein Geld! Das hat alles meine Tochter.“ Das stimmt aber nur so halb, denn die 24-Jährige ist laut Angaben ihres Verteidigers Andreas Kerkhof dabei, Vermögenswerte zu veräußern, um den entstandenen Schaden in Teilen wiedergutzumachen. So sei kürzlich eine Yacht für 150.000 Euro verkauft worden. Zudem wurde ein Kilogramm Gold für 90.000 Euro verkauft sowie ein Wertpapierdepot für 25.000 Euro und ein Geländewagen für 27.000 Euro veräußert. Auch sei der Verkauf von weiteren 1,4 Kilogramm Gold geplant. Die Erlöse seien jeweils an die Staatsanwaltschaft gegangen. Der Prozess wird fortgesetzt.