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Ein Viertel der Buchläden geschlossenWie Buchhandlungen in Rhein-Berg ihre Kundschaft überzeugen

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Eine Person hält Bücher in der Hand und steht vor einem Bücherregal.

Menschen geben weiterhin gerne Geld für Bücher aus. Trotzdem sinkt die Zahl der Buchhandlungen rapide. (Symbolfoto)dpa

Das Statistische Bundesamt gibt an, dass ein Viertel der Buchhandlungen geschlossen haben. In Rhein-Berg halten sich aber eine Reihe unabhängiger Buchläden schon lange. 

„Es gibt noch Hoffnung für den Buchhandel“, meint Heike Marx. Sie hat vor einigen Jahren die Buchhandlung Zeilenreich in Bensberg übernommen und ist sich sicher, dass unabhängige Buchläden „auch weiter ihre Berechtigung haben und nach wie vor genutzt werden“.

Allerdings müssten die Inhaberinnen und Inhaber ihrer Kundschaft mittlerweile ein „Einkaufserlebnis“ bieten und könnten sich nicht, wie vor dem Onlinehandel, darauf verlassen, dass sie eh in ihren Laden kommen.

Einen Wandel im Buchhandel zeigen auch die neuen Zahlen, die das Statistische Bundesamt anlässlich der Frankfurter Buchmesse veröffentlicht hat. Aus denen geht hervor, dass zwischen 2018 und 2023 rund ein Viertel (24 Prozent) der unabhängigen Buchhandlungen geschlossen haben. Während es 2018 noch rund 3930 Unternehmen im Bucheinzelhandel gegeben hatte, waren es fünf Jahre später nur noch rund 2980.

In Rhein-Berg halten sich einige unabhängige Buchläden

Das Statistische Bundesamt gibt als mögliche Gründe für die Entwicklung steigenden Mieten und Personalkosten sowie ein geändertes Kaufverhalten an. Auffällig an den Ergebnissen ist jedoch: Obwohl der Rückgang der Buchhandlungen so hoch ist, ist der Umsatz im selben Zeitraum um neun Prozent gestiegen.

In Rhein-Berg gibt es eine ganze Reihe von unabhängigen Buchläden, die sich schon lange halten – auch in den kleineren Kommunen, wie der Bücherwolf in Kürten. Die Buchhandlung Bücken in Overath hat sich setzt zusätzlich zum Buchhandel unter anderem auf Veranstaltungen und Aktionen rund um Bücher spezialisiert   und hat sich damit einen Namen gemacht.

Menschen wollen noch Geld für Bücher ausgeben

Aber zurück zu Marx: Sie beobachtet in ihrem Laden und der Branche: „Die Leute sind immer noch bereit, Geld für Bücher auszugeben. Sie wollen auch abseits von Bildschirmen gut unterhalten werden.“ Allerdings müsste sich die Bürgerschaft insgesamt darüber bewusst sein, dass vor Ort gekauft werden müsse, um die Vielfalt, nicht nur im Buchhandel, sondern generell in Innenstädten, zu erhalten. „Ich habe aber das Gefühl, dass das Bewusstsein darüber langsam größer wird. Viele Menschen haben die Nase voll davon, dass Fußgängerzonen voll von Drogeriemärkten und Handyläden sind“, berichtet sie.

Damit Kundinnen und Kunden aber auch tatsächlich ihre Bücher im Zeilenreich und nicht im Internetkaufen, müssten die Händler ihnen einen Grund geben, in ihr Geschäft zu kommen. „Wir möchten ihnen einen Mehrwert bieten, den sie im Internet nicht bekommen und ihnen zeigen, dass wir uns über sie freuen“, schildert die Buchhändlerin.

Bensberger Zeilenreich bemüht sich um seine Kunden

Sie und ihr Team bemühten sich um ihre Kunden und machten es ihnen „nett, weil sie extra in den Laden kommen“, berichtet sie. Besonders der persönliche Austausch sei es, der die Menschen zu ihnen locke. „In den Gesprächen können wir rauskitzeln, was sie mögen. Wenn sie zwei oder drei Mal bei uns waren und wir wissen, was sie gerne lesen, können wir darauf aufbauen. Dann können wir zum Beispiel Tipps zu ähnlichen Büchern geben, an die sie selbst noch gar nicht gedacht haben“, schildert Marx.

Gerade junge Menschen bekämen Leseempfehlungen zwar auch aus den Sozialen Medien, sie kämen aber trotzdem in den Laden, um die Bücher zu holen, anstatt sie im Internet zu bestellen. „Bei uns können sie sich zum Beispiel nochmal ein persönliches Feedback abholen“, meint Marx.

Da der Wunsch nach persönlichem Austausch nicht verschwinde, glaube Marx daran, dass sich der Buchhandel nicht endgültig auf dem absteigenden Ast befinde. „Es gibt ja immer noch mutige Leute, die auch in diesen Zeiten Läden aufmachen“, sagt sie. Sie könne sich auch vorstellen, dass einige Buchhandlungen geschlossen wurden, weil Inhaber, die in Rente gegangen sind, keine Nachfolger gefunden haben.

Alexandra Brune-Will, Inhaberin der Buchhandlung Junimond in Rösrath, hatte beispielsweise zwei Jahre nach einer Nachfolgerin gesucht (wir berichteten). Wegen anderer Projekte hatte Brune-Will sich im Sommer aus dem Buchhandel zurückgezogen. Bis Aneta Markgräfe am 25. Oktober als neue Inhaberin startet, bleibt der Laden noch geschlossen. Markgräfe ist Quereinsteigerin, freue sich aber auf das neue Kapitel. Auch sie setze darauf, dass Kundinnen und Kunden sich im Junimond wohlfühlen, dazu gibt es eine Kaffee-Ecke und auch Sitzgelegenheiten, um in Ruhe in Büchern zu schmökern. Über Veranstaltungen der Buchhandlung denkt sie ebenfalls nach.

Wie es scheint, müssen Inhaberinnen und Inhaber von Buchhandlungen ihre Konzepte an ihre Kundschaft anpassen, um sie zu binden. „Das haben glaube ich noch nicht alle verstanden“, sagt Marx. Aber wenn sie merkten, dass man sich Gedanken um sie mache, kämen sie gerne wieder.