Wie geht Erste Hilfe?Leiter des Rettungsdienstes will Ersthelfer-App einführen

Lesezeit 3 Minuten
Bei einem Notfall ist Schnelligkeit bei der Ersthilfe wichtig. (Symbolbild)

Bei einem Notfall ist Schnelligkeit bei der Ersthilfe wichtig. (Symbolbild)

Rhein-Berg – Mehr als 70 000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses. In Rhein-Berg gibt es deshalb monatlich acht Mal Alarm. Die Überlebenschance der Betroffenen hängt wesentlich von der Schnelligkeit ab, mit der die Wiederbelebungsmaßnahmen gestartet werden.

„Hierbei gilt, dass die Zeit vom Kollaps bis zum Beginn der Thoraxkompressionen weniger als vier Minuten betragen soll“, weiß der neue Ärztliche Leiter Rettungsdienst beim Kreis, Dr. Florian Breuer, und er räumt ein: „Diese Zielsetzung ist alleine durch den professionellen Rettungsdienst und die Leitstellen nicht zu erreichen.“

Laienreanimationsquote im europäischen Vergleich niedrig

Mediziner Breuer, gebürtig in Rösrath-Forsbach und vor seiner Rückkehr nach Rhein-Berg zuletzt vier Jahre in der Bundeshauptstadt Berlin tätig, will die Überlebenschance nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand in Rhein-Berg verbessern. Er weiß sich da in Übereinstimmung mit den entsprechenden medizinischen Fachgesellschaften.

Der Weg dorthin führt geht über eine Verbesserung der „Laienreanimationsquote“. Sie liegt in Deutschland aktuell bei 40 Prozent, andere europäische Länder haben deutlich höhere Werte. Um Anschluss zu finden, will der Rheinisch-Bergische Kreis künftig potenzielle Ersthelfer, die sich vorher als Freiwillige gemeldet haben, per App alarmieren, wenn sie in der Nähe eines Einsatzortes sind. Bis 2025 sollen solche Ersthelfer-Alarmierungssysteme in ganz Deutschland eingeführt werden, um die Versorgung zu verbessern.

Keine weiteren Verpflichtungen für Teilnehmende

Bundesweit nutzen laut Kreisverwaltung 70 Prozent der Bevölkerung ein Smartphone. In Rhein-Berg soll nach einer noch ausstehenden Marktschau eine App eingeführt werden, die von Teilnehmenden über verschiedene App-Stores heruntergeladen werden kann. Ebenfalls notwendig ist die Schaffung einer Schnittstelle zu dem bis dahin modernisierten Einsatzleitsystem beim Kreis.

Im Jahr 2020 wurde seitens der Kreisleitstelle im Mittel monatlich acht Mal zum Schlagwort „Reanimation/ Telefonreanimation“ alarmiert. Wenn künftig ein solcher Alarm eingeht, werden die potenziellen Helfenden in einem Radius von beispielsweise 1000 Metern alarmiert und mit der App als Navi zum Einsatzort geführt. Die Übernahme eines Einsatzes nach der Registrierung soll nach den Worten der Kreisverwaltung freiwillig bleiben: „Darüber hinaus ergeben sich keine weiteren Verpflichtungen für die Teilnehmenden.“

Verwaltung plant erstmal Markterkundung

Im Ausschuss für Gesundheit, Rettungswesen und Verbraucherschutz stieß das Vorhaben der Kreisverwaltung auf einhellige Zustimmung. Für die SPD erinnerte Jochen Zieriacks daran, dass seine Fraktion eine solche Lösung bereits 2018 ins Gespräch gebracht habe und freute sich, dass die damals genannten Probleme anscheinend gelöst seien. Die Linken baten überdies, die Besitzer älterer Smartphones nicht durch die Verwendung neuester Technik als Helfer von dieser „tollen Idee“ auszuschließen.

Bis das neue System in Rhein-Berg tatsächlich umgesetzt wird, kann es allerdings noch ein wenig dauern. Die Verwaltung plant aktuell eine Markterkundung, dann ein Vergabeverfahren und danach die Einführung. Einen konkreten Zeitraum und die möglichen Kosten nannte sie noch nicht.

KStA abonnieren