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DebattenkulturVerein „Youmocracy“ gibt in Rhein-Berg Workshop für gelungene Diskussionen

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Junge Frauen und zwei Männer stehen in einem Sitzungssaal.

Der Verein „Youmocracy“ hat im Kreishaus einen Diskutier-Workshop angeboten.

Schülerinnen und Schüler aus mehreren Kreisen der Region nahmen an der Veranstaltung teil. Das Motto: „Diskutiere, was bewegt!“

„Wir befinden uns hier in dem Saal, in dem der Kreistag tagt, quasi der Bundestag auf Kreisebene“, stellte Christian Brand fest. Er ist der Geschäftsführer der Bildungs-Stiftung der Kreissparkasse Köln. Vor ihm saßen Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis, dem Oberbergischen Kreis, dem Rhein-Erft-Kreis sowie dem Rhein-Sieg-Kreis. Sie alle waren Teilnehmer eines Diskutier-Workshops des gemeinnützigen Vereins „Youmocracy“.

„Diskutiere, was bewegt!“, lautet das Motto des Vereins. „Seit fünf Jahren schaffen wir bundesweit Räume für respektvolle Diskussionen“, berichtete Lisa Marie Rosinski, die Leiterin des „Team Schule“ bei „Youmocracy“. Über 200 engagierte Mitglieder setzen sich dafür ein, die Fähigkeit zu entwickeln, Meinungsunterschiede auszuhalten. Dies erfordere Empathie und Geduld, ergänzte Rosinski. Unter großem Applaus dankte sie der Kreissparkasse für ihr finanzielles Engagement.

Der Verein will eine neue Diskussionskultur entwickeln

So geht „Youmocracy“ vor, um eine Diskussionskultur zu entwickeln: Zunächst werden Diskussionsregeln erarbeitet, aus denen sich der Diskussionskompass entwickelt. Es geht besonders darum, nicht mit dem Ziel in die Diskussion zu gehen, gewinnen zu wollen. Dazu gibt es verschiedene Übungen.

Mit großem Erfolg wird besonders eine Übung verwendet, die das aktive Zuhören fördert. „Am Ende gibt es keine Gewinner, wir wollen kein zweites ,Jugend debattiert' werden“, erklärte die Projektleiterin Sophie Schulze. „21 Schülerinnen und Schüler aus insgesamt sechs Schulen nehmen heute an den Diskussionsrunden teil“, verkündete Schulze. Dabei geht es um verschiedene Themen wie Bildungsgerechtigkeit, Windenergie, Wehrpflicht und Erinnerungskultur.

Diskutiert wird über Bildungsgerechtigkeit

Bei den Diskussionen muss man sich nicht melden, sondern kann einfach reden und aufeinander eingehen. Wenn es zu hitzig wird, greift eine Diskussionsleitung ein. Für die Diskutierenden ist das im Kreishaus ein ganz schöner Druck: Im Publikum sitzen Gleichaltrige und Klassenkameradinnen. Da möchte sich niemand blamieren.

Doch im Publikum ist ein großer Respekt für die Teilnehmenden zu spüren. Man hört gebannt zu, es gibt keine Nebengespräche. Die Runden werden mit reichlichem Applaus beendet. Besonders die Eisbrecher haben es schwer. Sie diskutieren über Bildungsgerechtigkeit.

Staatliche Förderung müsse bereits im Kindergarten beginnen

Fidana Ali meinte in einem ihrer klugen Beiträge, dass es beim Thema Bildungsgerechtigkeit nicht darum gehen könne, Geld für Nachhilfe zu erhalten, wenn man beispielsweise in Englisch von einer Drei auf eine Zwei kommen möchte. Sie stimmte jedoch mit Ehsan Ghulami überein, dass staatliche Förderung bereits in der Kita beginnen müsse, um später Ungleichheiten zu verhindern.

Es gab auch einen denkwürdigen Beitrag zur Wertung der Fächer: So gebe es zwei Sprachen und Mathematik als Hauptfächer, während Biologie, Physik oder Chemie als sogenannte „Nebenfächer“ nicht so eine große Rolle spielten. Doch wenn dort der eigene Schwerpunkt liege und man im Sprachenlernen nicht so gut zurechtkomme, sei dies ungerecht.

Im Großen und Ganzen war sich die Runde jedoch einig, dass der Staat dafür Sorge tragen müsse, dass Bildung alle erreicht. „Wir sind jung, wir sind die Zukunft“, bemerkte Clara Evans, die ehrenamtliche Diskussionsleiterin von „Youmocracy“. Daher scheint es durchaus sinnvoll, dass sich die kommende Bildungskonferenz des Rheinisch-Bergischen Kreises genau mit dem Thema befasst. Wie kann eine respektvolle Streitkultur und lebendige Diskussionen über gesellschaftlich und politisch wichtige Themen gefördert werden?