Ärztemangel im Rhein-Erft-KreisHausärzte werben für ihre Region

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Im Rhein-Erft-Kreis sind viele Ärzte älter als 60 Jahre. Das kann in Zukunft zum Problem für die hausärztliche Versorgung werden.

Im Rhein-Erft-Kreis sind viele Ärzte älter als 60 Jahre. Das kann in Zukunft zum Problem für die hausärztliche Versorgung werden.

Rhein-Erft-Kreis – Sie haben das Rentenalter längst erreicht und möchten nun langsam loslassen von ihrer Lebensaufgabe: Dr. Jan Kalka (72) und Karl-Rainer Graß (67) sind Hausärzte in Blatzheim beziehungsweise in Golzheim und möchten ihre Praxen gerne an Nachfolger übergeben. Allein: Es findet sich niemand.

Die Landesregierung hatte bereits im März in der Antwort auf eine Kleine Anfrage des Bedburger SPD-Landtagsabgeordneten Guido van den Berg mitgeteilt, dass im Rhein-Erft-Kreis eine Überalterung der Ärzteschaft drohe und dass damit in den nächsten Jahren die medizinische Versorgung im Kreis in Frage gestellt werden könne. Bereits jetzt seien 13,5 Stellen nicht besetzt. Von den 308 Hausärzten im Rhein-Erft-Kreis seien mindestens 75 im Alter von 60 Jahren und mehr, knapp die Hälfte davon schon über 65 Jahre. Man müsse davon ausgehen, dass die Mediziner dieser Altersklasse in den nächsten fünf bis zehn Jahren in den Ruhestand gingen.

„Von 100 Inserenten im Rheinischen Ärzteblatt sind 98 auf der Suche nach einem Nachfolger, zwei wollen irgendwo einsteigen oder angestellt werden“, sagt Jan Kalka. Einige seiner Kollegen hätten inzwischen bereits ihre Praxis geschlossen, ohne einen Nachfolger gefunden zu haben. „Mir tun dann die Patienten leid, wo finden sie wieder einen Hausarzt.“ Kalka praktiziert seit 44 Jahren in Blatzheim, hat Generationen aufwachsen sehen und Patienten ihr Leben lang begleitet.

Die Mediziner Karl-Rainer Graß (l.) und Jan Kalka haben längst das Rentenalter erreicht und möchten ihre Praxen gerne an Nachfolger übergeben: Es findet sich niemand.

Die Mediziner Karl-Rainer Graß (l.) und Jan Kalka haben längst das Rentenalter erreicht und möchten ihre Praxen gerne an Nachfolger übergeben: Es findet sich niemand.

Er sei für die Menschen da, sagt Kalka. „Aber ich überarbeite mich nicht. Auch wir auf dem Land haben völlig geregelte Arbeitszeiten und ein sehr ordentliches Auskommen“, versucht er Vorurteilen zu begegnen, die junge Mediziner möglicherweise umtreiben könnten. „Ich habe seit Jahren keinen ärztlichen Notdienst mehr versehen. Es findet sich immer jemand, der das gegen Bezahlung übernimmt.“

Karl-Rainer Graß glaubt, dass junge Ärzte – auf der Suche nach „Work-Life-Balance“ – nicht mehr bereit seien, das Risiko einer eigenen Hausarztpraxis einzugehen. „Sie bleiben lieber im Krankenhaus, das ihnen eine Art Vollkaskoversicherung bietet.“ Hinzu komme, dass de facto seit einigen Jahren weniger Mediziner ausgebildet würden.

Man müsse die jungen Ärzte aufklären und ihnen die Berührungsängste nehmen, meinen beide übereinstimmend. „Wir leben hier nicht auf einer Hallig oder im tiefsten Westerwald. „Wir sind mit der S-Bahn in 20 Minuten am Dom.“ Und der Beruf des Hausarztes sei „der beste und vielseitigste, den die Medizin zu bieten habe“, sagt Graß.

Bei der Suche nach einem Nachfolger wissen jedoch beide, dass das Angebot an Praxisübergaben sehr viel größer ist als die Nachfrage.

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