Gutes tunSo leicht können Kunden Bedburger Bäckereien Bedürftigen den Kaffee spendieren

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Jessica Küpper hält einen Kaffee in der Hand und steht vor dem Brotregal der Bäckerei Küpper in Bedburg.

Jessica Küpper von der Bäckerei Küpper in Bedburg beteiligt sich an der Aktion „Spendierter Kaffee“.

In Bedburg können Bäckereikunden ab dem 1. Advent in verschiedenen Geschäften einen zweiten Kaffee, ein Brötchen oder ein Teilchen bezahlen, das an andere Kunden, deren Budget dafür zu knapp ist, weitergegeben wird.

Bernd Lange zögert nicht. Als er von der Aktion erfährt, spendiert er gleich einen Kaffee und ein belegtes Brötchen. Jessica Küpper, Juniorchefin in der Bäckerei Küpper, setzt die entsprechenden Striche auf die kleine Kreidetafel, die gut sichtbar auf der Theke steht. „So kann man helfen“, sagt Kunde Bernd Lange. „Das finde ich gut und möchte das jetzt jede Woche machen.“

Die Aktion, die der Rentner spontan unterstützt, nennt sich „spendierter Kaffee“. Auch die Bäckerei Boveleth und das Café Kraus beteiligen sich daran. Das Prinzip: Ein Kunde zahlt für andere einen Kaffee, ein belegtes Brötchen oder ein Teilchen, was dann später in Anspruch genommen werden kann. Der Wunsch soll ohne Gegenfrage erfüllt werden, niemand muss sich erklären. Für Kinder gibt es statt Kaffee einen Kakao.

Werbekreise geben Starthilfe in Bedburg

Die Kreidetafel gibt Auskunft, was gerade für Bedürftige zur Verfügung steht. Bei Borghs und Küpper sind es an diesem Morgen bereits 13 Kaffee, vier Teilchen und sieben Brötchen – obwohl die Aktion offiziell erst am 1. Advent beginnt. Das Angebot ist schon groß, die Nachfrage aber gering. „Die Hemmschwelle ist offenbar hoch“, sagt Jessica Küpper. „Für uns ist es ein schmaler Grat, die Leute, die dafür in Frage kämen, auf die Aktion hinzuweisen, ohne sie damit bloßzustellen.“

Die Hemmschwelle ist offenbar hoch.
Jessica Küpper, Juniorchefin in der Bäckerei Küpper

Damit zu Beginn in den Filialen eine Basis an spendierten Kaffees vorhanden ist, beteiligen sich der Werbekreis Bedburg und die Werbegemeinschaft Kaster mit einer Geldspende von je 250 Euro. Jede Filiale kann so zehn Kaffee und zehn Brötchen vorhalten. Auch weitere Teilnehmer, die von der Bedburger Stadtverwaltung noch gesucht werden, erhalten ein Startbudget. Die Verwaltung hat ein eigenes Logo entwickelt und die Kreidetafeln bei den teilnehmenden Filialen aufgestellt.

Brauch stammt aus Neapel

„Wir freuen uns sehr, Teil der Aktion zu sein und den Menschen helfen zu können“, sagt Bäcker Guido Boveleth, der mit seinen Niederlassungen in Kirchherten und Kaster dabei ist. „Ganz nach dem kölschen Motto: ‚Drink doch ene mit, stell Dich nitt esu an‘.“

Der „Caffè sospeso“, also eigentlich aufgeschobener Kaffee, stammt aus Neapel, wo der Brauch immer noch praktiziert wird. Vor mehr als 100 Jahren soll es sich dort etabliert haben, nicht nur den eigenen Kaffee zu bezahlen, sondern auch einen weiteren für einen späteren Gast. Der Barista notiert die Zahlung und schenkt den Kaffee auf Nachfrage aus.

„Es ist eine solidarische Geste der Bedburger Geschäftsleute, die in diesen Zeiten so guttut und so wichtig ist“, sagt Bürgermeister Sascha Solbach. „Sich mal zwischendurch einen Kaffee gönnen, das ist aktuell bei vielen Menschen einfach nicht im Budget. Deshalb bin ich sehr stolz und froh, dass unsere Handwerksbäckereien ein Zeichen setzen und von beiden Werbekreisen unterstützt werden.“

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