Amtsinhaber Sascha Solbach (SPD) und Herausforderer Michael Stupp (CDU) konkurrieren um das Bürgermeisterbüro in der Schlossstadt.
KommunalwahlBedburg erlebt die Neuauflage des Duells von 2020

Das Rathaus der Stadt Bedburg in Kaster.
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Vor fünf Jahren war die Kommunalwahl in Bedburg eine klare Sache, zumindest in der Frage, wer in der kommenden Wahlperiode Bürgermeister ist. Amtsinhaber Sascha Solbach (SPD) verteidigte seinen Stuhl im Rathaus gegen Herausforderer Michael Stupp (CDU) in seltener Deutlichkeit: Solbach vereinte 73 Prozent der Stimmen auf sich, Stupp musste sich mit 27 Prozent zufriedengeben.
Ganz so erfolgreich wie ihr Spitzenkandidat war die SPD nicht, aber sie wurde stärkste Kraft im Stadtrat und überholte die CDU bei der Zahl der Sitze. Beide Parteien tauschten die Zahl: die SPD (41,6 Prozent der Stimmen) kam nun auf 15, die CDU (34 Prozent) auf zwölf Mandate im Rat. Die Freie Wählergemeinschaft (13,6 Prozent) errang fünf Sitze, die Grünen (7,2 Prozent) drei, die FDP (3,7 Prozent) noch einen.
Bedburg: Herausforderer tritt selbstbewusst und angriffslustig auf
War die CDU in der vorherigen Wahlperiode bis 2020 zwar noch größte Fraktion unter einem SPD-Bürgermeister, jedoch ohne Gestaltungsmöglichkeit, waren die Rollen für die aktuelle Wahlzeit klarer verteilt: Die SPD ist stärkste Kraft mit einem starken Bürgermeister. Die CDU sprach nach der Wahl von einem „Desaster“.
Die Wahl am 14. September wird eine Neuauflage des Duells zwischen Solbach (45) und Stupp (50). Wie 2020 treten nur die beiden gegeneinander an, eine Stichwahl wird es also nicht geben. Trotz der klaren Niederlage vor fünf Jahren und kaum veränderten Vorzeichen tritt Stupp selbstbewusst und angriffslustig auf, ohne allerdings im Wahlkampf unter die Gürtellinie zu zielen.

Amtsinhaber Sascha Solbach (SPD) will Bürgermeister in Bedburg bleiben.
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Solbach, seit 2014 Bürgermeister der Stadt Bedburg, wird gern mit Erfolgen im Strukturwandel und Klimaschutz in Verbindung gebracht. Die beabsichtigte Ansiedlung eines Rechenzentrums von Microsoft, der Ausbau der Windparks im Norden der Stadt oder der Bau der Ressourcenschutzsiedlung in Kaster fallen in seine Amtszeit. Dass Microsoft an Land gezogen werden konnte, gilt als Solbachs größter Coup. Ein weiteres Rechenzentrum ist bei Glesch und Paffendorf an der Grenze zum Nachbarn Bergheim geplant.
Eine wichtige Basis für diese Erfolge hat allerdings Solbachs Vorgänger Gunnar Koerdt (CDU) gemeinsam mit RWE mit dem Bau des Windparks Königshoven geschaffen. Von dort wird etwa die Ressourcenschutzsiedlung mit Strom gefüttert, und ohne die Aussicht auf ausreichend Erneuerbare Energie aus dem Windpark wäre der Standort für Microsoft und sein energieintensives Rechenzentrum nicht so interessant gewesen.
Hiobsbotschaft in dieser Wahlperiode: die Schließung des Bedburger Krankenhauses im Herzen der Stadt. Auch wenn die lokale Politik keinen Einfluss auf die Insolvenz hatte, entbrannte eine Debatte über die medizinische Versorgung in der Schlossstadt und in Nachbarkommunen. Zumindest der Standort des Notarztes in der Innenstadt ist zwar vorerst gesichert, aber die Schließung der Notaufnahme im Krankenhaus Grevenbroich hat die Zahl der Anlaufstellen für Notfallpatienten in der Region stark verringert.
Nach wie vor kritisch gesehen wird das geplante riesige Baugebiet auf dem früheren Gelände der Zuckerfabrik, nun getauft auf den Namen „Erftaue“. Einfluss hat die Politik allerdings kaum noch, da das Gelände längst an den Investor verkauft ist, die Vermarktung von Grundstücken im neuen Stadtteil an der Erft hat begonnen.
In der Stadt ist viel in Bewegung, manches mit Tempo, manches in Zeitlupe. Das Baugebiet Sonnenfeld am Monte Mare steuert auf den Abschluss zu, die Innenstadtentwicklung stockt, von den vielen Projekten befindet sich der Umbau des Schlossparks in der Halbzeit.

Michael Stupp, Fraktionsvorsitzender der CDU in Bedburg, will Bürgermeister werden. Vor fünf Jahren scheiterte er an Amtsinhaber Sascha Solbach (SPD).
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Herausforderer Stupp versucht, im Wahlkampf einen Gegenentwurf zu Solbach darzustellen. Während Solbach mit der Ansiedlung von Microsoft gepunktet hat und sich für den großen neuen Stadtteil Erftaue starkgemacht hat, will Stupp mehr Besinnung auf die lokalen Themen und weniger Denken in großen Dimensionen. „Mehr Bedburg“ ist seine Forderung.
Zwar gibt es keine Bündnisse im Bedburger Stadtrat, doch für die wichtigen Projekte gab es nie Schwierigkeiten, Mehrheiten zu finden. Allerdings ist die Zersplitterung fortgeschritten: Die Brüder Stefan und Wolfgang Merx haben sich von der Freien Wählergemeinschaft losgesagt und mit der UFKG eine eigene Fraktion gebildet. Damit sitzen mit SPD, CDU, FWG, Grünen, FDP und UFKG gleich sechs Fraktionen und Gruppierungen im Stadtrat.
Nicht auszuschließen, dass es nach der Wahl am 14. September mindestens so viele sind. Auf jeden Fall spricht viel dafür, dass der Rat unter einem SPD-Bürgermeister weitergeführt wird. Solbach kann eine Vielzahl von Erfolgen vorweisen und bietet wenig Angriffsfläche, wobei ihm sein offener Umgang mit Kritik hilft. Stupp wählt in der Gestaltung seines Wahlkampfs zwar den richtigen Weg, aber es dürfte schwierig sein, den großen Abstand von der vergangenen Wahl aufzuholen und in einen Sieg umzukehren.