TraditionsunternehmenEhepaar Lorenz schließt Erftland-Reisen in Bedburg nach 92 Jahren

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Eine Frau und ein Mann stehen vor einem weißen Reisebus.

Sibille und Walter Lorenz schließen ihr Bedburg-Kirchtroisdorfer Busunternehmen zum Jahresende.

Die Töchter von Sibilla und Walter Lorenz wollen den Kirchtroisdorfer Betrieb nicht übernehmen – Reisebus trat letzte Fahrt nach Monschau an.

Mit einem Milchtransporter fing 1931 alles an. Familie Lorenz hat ihr Unternehmen unter dem Namen Erftland-Reisen seitdem zu einem modernen Bus- und Reiseunternehmen ausgebaut. Jetzt endet die Firmengeschichte, der Betrieb wird zum Jahresende eingestellt. Angefangen hat Michael Lorenz mit einem Lastwagen, mit dem Milch aus den umliegenden Orten zur Molkerei, Brikett und Getreide zu den Abnehmern transportiert wurde.

An den Wochenenden wurde der Lkw zur Personenbeförderung für Ausflugsfahrten „mit Durchzuglüftung“ dank offener Seitenwände, wie Walter Lorenz schmunzelnd aus der Firmengeschichte berichtet, umgebaut. Schon fünf Jahre später gab es den ersten richtigen Bus, der auch schon den Schriftzug „Erftlandreisen“ trug. „Im Krieg hat mein Vater die Reifen abmontiert und versteckt, damit der Bus nicht konfisziert werden konnte“, berichtet er.

Mit dem roten Magirus-Nizza-Bus ging es nach Island und bis zum Nordkap

1960 machte Walter Lorenz den Führerschein und stieg ins Unternehmen ein, zunächst als Lkw-Fahrer. 1964 lernte Walter Lorenz beim Schützenfest seine spätere Frau Sibilla kennen. Das Paar heiratete drei Jahre später, Sibilla Lorenz machte den Busschein und kümmerte sich fortan auch um die Organisation von Urlaubsfahrten. 1976 übergab Michael Lorenz im Alter von 71 Jahren die Leitung an seinen Sohn Walter.

Ein roter Bus steht neben einem Auto.

Der Magirus „Nizza“ war von 1963 bis 1970 der Star der Erftland-Busflotte.

Bis 1963 waren die Busse „grün, wie das Erftland“, wie Lorenz erzählt. Dann kam der rote Magirus-Nizza-Bus auf den Betriebshof An den Linden, ein echter Blickfang und komfortabler Fernreisebus. Mit dem ging es 1968 nach Island „mit zwei Ersatzreifen, die auch wegen der Schotterstraßen zum Einsatz kamen“. Es folgten Touren nach Griechenland, Italien, Israel, ins Baltikum und gar bis zum Nordkap. 50 Jahre lang führten Reisen nach Österreich.

Linienbusse waren auch für die REVG im Schülerverkehr unterwegs

Organisiert hat die Reisen Sibilla Walter, die auch die Gäste aus der Bordküche verpflegte, gemütliche Abende für die „vielen Stammgäste aus der näheren und weiteren Umgebung“ mit Vorstellung des Jahresprogramms veranstaltete und Reiseberichte verfasste, die an die Gäste versandt wurden.

1982 war das Unternehmen auf zehn Busse angewachsen. „Wir haben schnell gemerkt, dass das zu groß wird und auf sechs Busse reduziert.“ Walter Lorenz schätzt, dass er jährlich rund 100 000 Kilometer zurückgelegt hat. Auf seine Fahrer, die dem familiär geführten Unternehmen durchweg viele Jahre treu geblieben sind, habe er sich stets verlassen können. „Dank der guten Fahrer haben wir in all den Jahren keinen einzigen schweren Unfall gehabt.“

Die drei Töchter von Sibilla und Walter Lorenz wollen den Betrieb nicht übernehmen. Daher werden die verbliebenen drei Linienbusse, die auch im Schülerverkehr für die REVG unterwegs waren, nach dem Jahreswechsel verkauft. Der Reisebus hatte am vergangenen Sonntag seine letzte Fahrt nach Monschau und ist verkauft. Damit geht die bewegte Firmengeschichte zu Ende.

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