Ladenlokale machen dichtZwei Bedburger Traditionsmetzgereien schließen

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Zwei Frauen und ein Mann stehen hinter der gläsernen Theke einer Metzgerei und zeigen Wurstwaren.

Susanne und Elmar Schmitz geben ihr Metzgerei-Ladenlokal auf, in fünfter Generation soll Tochter Larissa (r.) einmal den Partyservice und die Belieferung der Großkunden weiterführen.

In den Metzgereien von Elmar Schmitz in Bedburg und Georg Holten in Kirchherten wird es in wenigen Wochen keinen Thekenverkauf mehr geben.

Wie ein Lauffeuer machte die Nachricht unter der Kundschaft in Bedburg die Runde: Die beiden letzten ortsansässigen Metzgereien in Familienbesitz schließen ihre Ladenlokale. Elmar Schmitz beendet den Thekenverkauf Ende des Monats, Georg Holten hat den letzten Ladentag in Kirchherten am 30. September.

Damit gibt es ab dann in Bedburg — neben den Metzgerabteilungen bei Edeka, Globus und Rewe — lediglich noch die Metzgerei Esser in Kaster, die zu einer Kette mit 25 Niederlassungen gehört. In Sachen alteingesessene Familienbetriebe und Handwerksmetzgereien heißt es dann in der Schlossstadt: Fehlanzeige.

Die Gründe für die Schließung sind bei Schmitz und Holten zumindest in Teilen unterschiedlich gelagert: Das Ehepaar Susanne und Elmar Schmitz (beide 59) will etwas kürzertreten und verzichtet daher auf eines von drei Standbeinen. Das Catering und die Belieferung von Großkunden wie Kantinen sind die beiden Geschäftszweige, die weiter gepflegt werden sollen.

Nachwuchs und Personal zu finden wird schwieriger

Schlachten will Elmar Schmitz auch weiterhin — Schweine, die aus dem nahen Königshoven geliefert werden. „Das ist für die Tiere ein ganz kurzer Transport und damit der geringstmögliche Stress“, sagt Elmar Schmitz' Tochter Larissa, die den Betrieb in fünfter Generation fortführen will, dann aber eben ohne Thekenverkauf. „Eigentlich eine Schande, denn das Ladenlokal läuft gut“, sagt Schmitz.

Aber es werde auch immer schwieriger, Nachwuchs und Personal zu finden. „Wir haben zuletzt vor sechs Jahren jemanden ausbilden können.“ Die Schließung des Ladengeschäfts sei für Ende Oktober geplant gewesen, dann aber vorgezogen worden, weil inzwischen alle Mitarbeiter im Verkauf neue Jobs gefunden hätten. Ganz auf die Wurstwaren verzichten müssen die Kunden nicht.

Den Schwatz an der Theke wird es so bei uns nicht mehr geben.
Susanne Schmitz, Metzgerin

Da der Betrieb fortgeführt wird, bleibt die Tür zum Ladenlokal zu bestimmten Zeiten geöffnet: An einem Automaten wird man Grillfleisch, Würstchen und Aufschnitt ziehen können. „Vielleicht ist das die Zukunft“, sagt Susanne Schmitz. „Aber den Schwatz an der Theke wird es so bei uns nicht mehr geben.“ Zudem gibt es Waren der Metzgerei, die in der Bäckerei Küpper oder Frischeläden in Kirchtroisdorf oder Glesch verkauft werden.

Ein Mann mit Schürze und Kappe steht inmitten von Metzgermaschinen aus silberfarbenem Metall, die Wände des Raums sind gefliest.

Georg Holten gibt sein Fleischereifachgeschäft in Kirchherten auf. Den Laden gab es seit 88 Jahren.

Gegründet wurde die „Ochsen und Schweine Metzgerei“ von Metzgermeister Heinrich Bodden 1895 in Elsdorf, 1928 ließ Sohn Adam Bodden dann das Geschäftshaus an der Lindenstraße in Bedburg errichten. 1962 ging das Geschäft an dessen Tochter Helga und ihren Mann, Metzgermeister Karl Schmitz, über, 1991 übernahm Elmar Schmitz.

Auch Georg Holten hatte Probleme, Personal zu finden. „Meine Hauptverkäuferin, Ursula Schnitzler, ist 75 Jahre alt und seit ihrem 22. Lebensjahr hier bei uns im Geschäft“, sagt Holten. Ihn treibt nach eigenem Bekunden aber auch die wirtschaftliche Lage dazu, das Ladengeschäft seiner Fleischerei in Kirchherten Ende September zu schließen. Der 54-Jährige wird ab Oktober die Metzgerabteilung im Rewe-Markt in Kaster leiten — er wechselt in ein Angestelltenverhältnis.

Bestellservice statt Ladenverkauf

Auch er hat sich für seine Kunden eine Lösung einfallen lassen. Die Fleischerei wird fortgeführt, seine Frau Anja Holten kümmert sich um das laufende Geschäft, und die Kunden können telefonisch oder per E-Mail Fleischwaren aus einem verkleinerten Sortiment bestellen, die spätestens eine Woche danach abgeholt werden können.

Holten ist eine Besonderheit unter den Metzgern in der Region: Er ist deutsch-französischer Fleischermeister. Mit seiner Gesellenprüfung war er Ende der 1980er-Jahre Kammerbester und durfte an einem Austauschprogramm teilnehmen, in dem er den französischen Meistertitel machte.

Fleischer und Metzger sind aussterbende Berufe.
Georg Mießeler, Fleischermeister

Und so gab es in seiner Fleischerei viele Jahre lang Spezialitäten, die vom Nachbarland geprägt waren: Quiches, mit Fleisch gefüllte Croissants, Gekochte-Schinken-Torten oder Törtchen mit Meeresfrüchten. „Da sind mir die Kunden die Bude eingerannt“, sagt Holten, dessen Cateringservice ebenfalls weiterlaufen soll.

„Fleischer und Metzger sind aussterbende Berufe“, sagt Holten, dessen Großvater Anton Holten 1935 die „Gaststätte und Metzgerei Holten“ gründete. Die verbliebenen Handwerksmetzger im Rhein-Erft-Kreis könne man „an zwei Händen abzählen“.

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