TierquälereiGraureiher in Bedburg muss nach Schüssen eingeschläfert werden

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Ein Graureiher sitzt auf mehreren Handtüchern.

Ein Unbekannter hat einen Graureiher angeschossen, das Tier musste eingeschläfert werden.

Mit einem Spitzdiabolo aus einem Luftgewehr wurde auf den Reiher in Bedburg geschossen und damit Elle und Speiche in einem Bein zerstört. 

Nachdem in der Nähe der Kiesgrube in Kerpen-Blatzheim der Jack-Russel-Terrier Shorty beim Gassigehen angeschossen wurde, bewegt Tierfreunde des Rhein-Erft-Kreises ein weiterer Fall von Tierquälerei. 

Am Sonntag entdeckte die Königshovenerin Kristina Coumanns beim Spaziergang mit ihren Hunden einen offenbar flugunfähigen Graureiher auf einem Feld. „Als der Reiher am nächsten Tag immer noch da war, wollte ich irgendwie Hilfe organisieren“, sagt Coumanns. Doch trotz grundsätzlicher Hilfsbereitschaft bei Ordnungsamt und Feuerwehr: „Richtig zuständig fühlte sich niemand.“

Weiher in Bedburg von Spitzdiabolo getroffen – weiteres Projektil im Körper

Letztlich habe sie sich an den Naturschutzberater Rolf Thiemann in Kaster gewandt, um den Vogel zu bergen. Das wäre beinahe nicht mehr geglückt – „als wir da abends ankamen, sprang ein nicht angeleinter Hund um den Reiher herum und bellte ihn an“, berichtet Coumanns. Die Halterin, die sich als Jägerin ausgegeben habe, habe ihren Hund nicht unter Kontrolle gehabt.

Der mit einer Decke eingesammelte Vogel wurde zu einer Bedburger Tierarztpraxis gebracht. Dort wurde festgestellt: Ein Spitzdiabolo, abgefeuert von einem Luftgewehr, hatte an einem Bein Elle und Speiche durchschlagen und war in den Körper eingedrungen, zudem fand sich laut Röntgenbildern noch ein weiteres Projektil im Körper des Reihers. Das Tier musste eingeschläfert werden.

In einem solchen Fall aber erkennt man ganz klar den Hass gegenüber der Kreatur
Rolf Thiemann, Naturschutzberater

Über den Unbekannten, der dem Tier das angetan hat, lassen sich nur Mutmaßungen anstellen. So könnte es sich um einen Teichbesitzer gehandelt haben, der seinen Fischbesatz verteidigen wollte. „Mich erschüttert immer noch, nach 50 Jahren Naturschutzarbeit, die Gleichgültigkeit, Ignoranz und Respektlosigkeit gegenüber bestimmten Tierarten“, sagt Thiemann. „In einem solchen Fall aber erkennt man ganz klar den Hass gegenüber der Kreatur.“

Wer ein verletztes Wildtier findet, steht oft vor dem Problem, dass er nicht weiß, an wen er sich wenden soll. Nach Angaben der Stadt Bedburg könnten sich Finder beim Ordnungsamt melden, das die Information dann jedoch an den Kreis weiterleite – je nach Tierart an die Naturschutz- oder die Jagdbehörde.

Allerdings: Am Wochenende, abends und nachts sei ein Kontakt schwierig bis unmöglich. Oftmals werde die Information dann an den zuständigen Jagdpächter weitergeleitet. Die Polizei des Kreises sah sich am Mittwoch – trotz einer Anfrage am Mittag – nicht in der Lage, sich zu äußern. So blieb unbeantwortet, ob der Fall zur Anzeige gebracht worden ist, welches Vergehen der Schütze begangen hat, ob er belangt werden könnte und welche Strafen für das Beschießen von Wildtieren drohen. Ebenso blieb unklar, ob Waffen, mit denen Spitzdiabolos abgefeuert werden können, frei erhältlich sind.

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