UnwetterSchlamm überschwemmt Neubausiedlung in Bedburg und dringt in Keller ein

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Feuerwehrleute befreien die Flächen hinter den Häusern an der Burgstraße vom Schlamm.

Feuerwehrleute befreien die Flächen hinter den Häusern an der Burgstraße vom Schlamm.

Das Unwetter über Bedburg trifft Neubausiedlung an einem abschüssigen Acker im Ortsteil Lipp.

Am frühen Dienstagabend (21. Mai) kam das Unwetter und mit ihm das Wasser. Von einem abschüssigen Acker rannen Schlamm und trübe Brühe geradewegs auf die parallel zum Feld verlaufende Burgstraße in Lipp zu. Ein kleiner Erdwall stellte kein allzu großes Hindernis dar: Wasser und Matsch überschwemmten Gärten, Vorgärten und teilweise auch Keller. Die Bedburger Feuerwehr rückte aus und mühte sich nach Kräften, gegen die Schlammlawine anzukämpfen.

Die direkt am Acker gelegenen Häuser sind nagelneu oder sogar noch gar nicht fertig. Eine Baufirma errichtet hier 24 Doppelhaushälften. Nach Angaben der Stadtverwaltung sind nun fünf Doppelhaushälften betroffen. „Wir sind erst vor einem Monat eingezogen und haben uns so auf das Leben hier gefreut“, sagt eine Bedburger Neubürgerin. „Am liebsten würde ich wieder weg.“

Wir haben die ganze Nacht gearbeitet, um die Sauerei aus dem Keller zu bekommen.
Eine Anwohnerin der Burgstraße in Lipp

Über einen Leitungsschacht für die Wärmepumpe sei das Wasser in ihr Haus gedrungen. „Wir haben die ganze Nacht gearbeitet, um die Sauerei aus dem Keller zu bekommen“, sagt die Bewohnerin. Eigentlich habe die Familie nun Urlaub buchen wollen, aber sie trauten sich nun erst mal nicht mehr weg.

Die Anwohnerin der Burgstraße sieht den Grund für die Überschwemmung in fehlenden Schutzmaßnahmen. Es liege auf der Hand, dass das Niederschlagswasser vom Feld auf die Häuser zufließe. „Der Erdwall am Feld wurde kurz vor Pfingsten teilweise entfernt, weil hier eine Mauer aus L-Steinen zum Schutz gebaut werden sollte“, sagt die Frau. Doch just in dem Zeitfenster zwischen der Entfernung des Erdwalls und dem Bau der Wand sei das Unwetter über Bedburg hereingebrochen.

Bei einem Unwetter schossen Wasser und Schlamm von einem Acker in die neuen Häuser an der Burgstraße. Die Feuerwehr half den Anwohnern.

Bei einem Unwetter schossen Wasser und Schlamm von einem Acker in die neuen Häuser an der Burgstraße. Die Feuerwehr half den Anwohnern.

Für die Firmen Weisenburger Projekt GmbH und Weisenburger Bau GmbH, die das Neubauprojekt gemeinsam umsetzen, ist der Schuldige für die Schäden schnell ausgemacht: „Die vom Bauunternehmen geplante Schutzwand längs der Häuser Burgstraße 38-48 konnte nicht rechtzeitig vor dem Unwetter realisiert werden, da die Stadt erst im April nach langem Drängen von Weisenburger ihre Zustimmung gegeben hat“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

Man habe mit der Stadtverwaltung um Maßnahmen gerungen, „um die Häuser vor genau solchen Wasserschäden zu schützen“. Und weiter: „Die Stadt hat seinerzeit sämtliche Vorschläge abgelehnt.“

Baufirma kritisiert die Stadt Bedburg

Die Zustimmung zu einer sogenannten L-Steinwand sei zu spät gekommen, „was auch die Mitarbeiter der Firma Weisenburger ärgert, die über Wochen und Monate diese notwendige Maßnahme thematisiert hatten“. Die Neigung des Ackers zu einem einzigen Punkt, an dem Häuser stünden, sei von Weisenburger als kritisch bei der Stadtverwaltung gemeldet worden und habe dort wenig Gehör gefunden.

Die Schäden würden als Versicherungsfall eingestuft, Weisenburger werde aber an der Schadensbehebung mitwirken. „Am Mittwoch waren Mitarbeitende des Bauunternehmens lange vor Ort und haben Präventivmaßnahmen in die Wege geleitet, da am Freitag erneut schwere Regenfälle erwartet werden.“

Die Stadtverwaltung konnte am Donnerstag nicht mehr auf die Pressemitteilung der beiden Firmen reagieren. Bürgermeister Sascha Solbach hatte sich zuvor jedoch schon geäußert. Die Bewohner der neuen Häuser täten ihm leid. „Das ist wirklich tragisch“, sagte Solbach, der während des Feuerwehreinsatzes vor Ort war.

Durch den Schlamm auf der Straße habe man kaum gehen können. „Das war wie Wackelpudding.“ Die Hausbesitzer wolle man so gut es geht unterstützen und auch den Bauträger in die Pflicht nehmen. „Wir haben dem Unternehmen eine Frist gesetzt, Erdhaufen zu beseitigen, die an dem Acker eine Wanne gebildet haben, und uns aufzuzeigen, was für eine Mauer als Schutz gebaut werden soll.“

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