„Hinter der Theke geboren“Familie Barbato betreibt seit 50 Jahren das „Alt Harff“ in Bedburg

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Zwei Männer und drei Frauen stehen hinter einer Theke, im Hintergrund stehen Gläser und Flaschen in einem offenen Schrank.

Die Familie: Giovanna Schmitz, Holger Schmitz (ihr Ehemann), Pietro Barbato, Immacolata Barbato und Maria Arabatzis (v.l.).

Inzwischen helfen auch die Enkelkinder von Pietro Barbato im „Alt Harff“ mit. Zum 50-jährigen Bestehen wird am Wochenende gefeiert.

Sie klingt wie ein Märchen, die Geschichte von Benno, der eigentlich Pietro Barbato heißt. In der Nähe von Salerno in Süd-Italien aufgewachsen, arbeitete er im Eiscafé seiner Eltern. 1973, da war er gerade 20 Jahre alt, fragte ihn sein Bruder: „Kannst du mich für vier Wochen vertreten? Ich möchte Urlaub machen!“ Wo vertreten? In dessen Eiscafé in Grevenbroich. Natürlich half er seinem Bruder. „Häng noch eine Woche dran, oder zwei, oder drei.“

Nach drei Monaten fand Pietro ein Lokal in Bedburg-Kaster. Es hatte keinen besonders guten Ruf, innerhalb von vier Jahren hatte es siebenmal den Besitzer gewechselt. Das ist jetzt 50 Jahre her.

Vor einer Gaststätte stehen eingerahmt von einem Jägerzaun Tische, Stühle und rote Sonnenschirme.

Die Gaststätte Alt Harff ist die letzte von einst sieben Wirtschaften in Kaster.

Die Anfangszeit in der Gaststätte „Alt Harff“ war schwer: „In den ersten Monaten musste ich kämpfen. Ich konnte die deutsche Sprache nicht, kannte niemanden im Dorf. Aber schon nach einem halben Jahr ging es bergauf, ich hatte die ersten Freunde.“

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In den ersten Monaten musste ich kämpfen.
Pietro Barbato

Barbato sagt von sich, dass er „hinter der Theke geboren ist“, seine Eltern haben ihr Lokal in Italien 70 Jahre lang geführt. Mit sechs Jahren lernte Barbato, wie man Eis macht. Eigentlich sollte er der Nachfolger seines Vaters werden, aber das Schicksal sah einen anderen Weg für ihn vor.

Fünf Jahre später kam seine Frau Immacolata nach, die Töchter Giovanna (inzwischen Mitinhaberin) und Maria wurden sozusagen ebenfalls „hinter der Theke“ geboren. Ursprünglich wollte Pietro ein feines Restaurant führen, er trat als Kellner in einem weinroten Jackett auf, merkte dann aber, dass das nicht zum Ambiente in Bedburg-Kaster passte.

Eine leere Kegelbahn, an den mit dunklem Holz vertäfelten Wänden hängen Bilder und ein Sparkasten.

Die Kegelbahn im Keller ist ein Anziehungspunkt.

Die angebotenen Speisen passte er den rheinischen Gepflogenheiten an. Natürlich gibt es Pizza, aber auch Currywurst mit Fritten, Gulasch, Rumpsteak und den obligatorischen Grillteller. „Alt Harff“ ist die letzte von ursprünglich sieben Gaststätten in Bedburg-Kaster – warum konnte sie als einzige überleben?

„Alt Harff“ in Kaster hat eine Bundeskegelbahn im Keller

Da wäre zum Beispiel die großzügige Bundeskegelbahn im Keller, die einzige weit und breit: ein Standortfaktor. Oder der Sparschrank: Hier werfen alle registrierten Sparer pro Woche mindestens drei Euro ein; das Geld wird wöchentlich auf die Bank gebracht, die Zinsen und die Strafgebühr für eine versäumte Einzahlung werden ausgeschüttet.

Die Corona-Zeit haben sie auch dank der Vermieterfamilie Spier und des Bierlieferanten, der Firma Lüpges, überstanden. All das aber reicht als Erfolgsbasis nicht aus. Die Wahrheit ist: Hier ist eine fröhliche deutsch-italienische Familie am Werk, Pietro und Immacolata Barbato, die Eltern, Giovanna und Maria, die Kinder, und auch die Enkel helfen mit. Sie bringen eine gastfreundliche, familiäre Stimmung in die Gaststube, die ansteckend ist.

„Auch junge Leute kommen hier hin“, erzählt Pietro Barbato, „sie nennen mich Papa.“ Als er das sagt, stockt seine Stimme „Und meine Frau nennen sie Mamma, auch die 80-Jährigen.“ Am Samstag, 21. Oktober, wird das 50-jährige Bestehen der Gaststätte „Alt Harff“ ab 19 Uhr gefeiert an der Friedrich-Ebert-Straße 15.

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