Gesundheitsschuhe neu gedachtBedburger Traditions-Schusterbetrieb feiert Jubiläum

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Thomas Ohlig, Orthopädie-Schumachermeister und Inhaberin Jessica Hohenschon mit der Geburtstagstorte.

Thomas Ohlig, Orthopädie-Schumachermeister und Inhaberin Jessica Hohenschon mit der Geburtstagstorte.

Beim Schusterbetrieb Hohenschohn herrscht kein Stillstand: Durch Innovation und neue Wege sollen neue und alte Kunden begeistert werden.

„Viel Lebensqualität und Freude an den Füßen“ ist einer der Sätze, der bei der 120-Jahres-Feier fiel. Jessica Hohenschohn (43) und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war anzumerken, dass sie auch in ihrem Betrieb große Lebensqualität empfinden. Seit 1903 existiert das Geschäft an der Lindenstraße, zunächst in Hausnummer 27, später in Nummer 9.

Ursprünglich als normales Schuhgeschäft gegründet, brachte der Erste Weltkrieg eine Wende: Kriegsversehrte mussten mit passendem Schuhwerk versorgt werden, ein neuer Geschäftszweig entstand. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg betrieb man den orthopädischen Betrieb weiter und gab 1982 den klassischen Schuh-Einzelhandel auf. Die jetzige Inhaberin hatte schon als Kleinkind im Laden gespielt und als Jugendliche mitgeholfen. Nach dem Abitur allerdings packte sie das Fernweh: Sie ging nach Australien.

Team beschäftigte sich auch mit speziellen Schuhen für Diabetiker

Dann studierte sie International Business in Maastricht und promovierte über die Alterung in der Gesellschaft und die damit verbundenen Konsequenzen. So war sie also weit weg vom elterlichen Geschäft, zumal sie in den Niederlanden ihren Mann kennengelernt hatte. Jedoch merkte sie, dass es zwischen ihrem Dissertationsthema und dem orthopädischen Schumacher-Handwerk durchaus Anknüpfungspunkte gab, zumal sie, sozusagen im Vorübergehen, eine entsprechende Ausbildung gemacht hatte. 2014 war es dann soweit. Sie übernahm das Geschäft. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dankbar, dass sie eine Chefin mit betriebswirtschaftlicher Expertise haben, umgekehrt vertraut Jessica Hohenschon auf die Fähigkeiten ihrer Crew, an der Spitze der Orthopädie-Schuhmachermeister Thomas Ohlig.

Regina Bongartz, seit 25 Jahren im Team, betont, dass immer wieder Neues gelernt werden müsse: „Zum Beispiel haben wir uns in die Thematik Diabetes eingearbeitet, es gibt da spezielle Schuhe für Diabetiker. Wir haben viel gelesen, Seminare besucht.“ Und Heini Krämer, der mittlerweile hauptberuflich bei der Feuerwehr arbeitet, aber immer wieder aushilft, sagt: „Wenn man sich frühere Gesundheitsschuh-Modelle ansieht, kommt man schon ins Grübeln. Bei den heutigen Erzeugnissen spielt die Ästhetik eine große Rolle.“

Bürgermeister Sascha Solbach, der Jessica Hohenschon aus Schulzeiten am Silverberg-Gymnasium kennt und von ihrer Mutter Josy Hohenschon in Deutsch und Politik unterrichtet wurde („Von ihr habe ich meine erste Eins bekommen“), betont, wie stolz und dankbar die Stadt auf diesen ältesten Handwerksbetrieb der Stadt schaue.

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