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70 Jahre EheBergheimer Paar: „Ich bin der Pfleger von meinem Schatz, da muss ich fit bleiben“

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Das Bild zeigt das Paar lächelnd auf dem Sofa. Sie trägt eine weiße, gepunktete Bluse, er ein gestreiftes Polohemd.

Josef und Elisabeth Schneider heute

Josef Schneider und Elisabeth Schneider sind seit 70 Jahren miteinander verheiratet. Ihr Hochzeitsfoto holten sie aber 1990 nach.

Der Begriff Gnadenhochzeit hat seinen Ursprung im christlichen Glauben. Es heißt, dass es eine besondere Gnade sei, wenn ein Paar so viele Jahre in Liebe und Harmonie zusammenlebt.

Josef Schneider (91), der mit seiner Frau Elisabeth (91) heute 70 Jahre verheiratet ist und Gnadenhochzeit feiert, formuliert es so: „Das Miteinander ist bei der Hochzeit beschlossen worden. Es hieß nie ‚dein und mein‘, es hieß immer ‚unser‘“. Daran hält das Paar bis heute fest, wenn sich auch das Leben der Eheleute in den letzten Jahren verändert hat.

Bergheim: Paar aus Rheidt seit 70 Jahren verheiratet

Elisabeth „Liesel“ Schneider hat mit immensen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. „Ich bin der Pfleger von meinem Schatz, da muss ich fit bleiben“, sagt Josef Schneider. Stolz sind beide auf ihr 70-jähriges Miteinander, das bei einem Treffen im Geburtsort von Liesel Schneider, Fortuna, einem ehemaligen Ortsteil von Bergheim, begann. Im dortigen Casino begegneten sie sich 1950 das erste Mal, verloren sich jedoch wieder aus den Augen. Erst beim Radfahrerfest in Oberaußem sahen sie sich ein Jahr später wieder. Die siebzehnjährige Elisabeth Schmidt zögerte zunächst, doch er blieb „hartnäckig an ihr dran“, bis sie vier Jahre später endlich „JA“ sagte.

Elisabeth Schneider trägt ein weißes Kleid, Josef Schneider seine Schützenuniform

Josef und Elisabeth Schneider holten heimlich ihre Hochzeit Pfingsten 1990 auf dem Schützenfest in Bedburg nach.

So heiratete sie ihn, im geliehenen schwarzen Kleid, am 20. August 1955 standesamtlich in Büsdorf, kirchlich in Hüchelhoven. Das Paar bezog eine Wohnung im Haus seiner Eltern in Rheidt. Tochter Anita wurde am 27. Oktober 1955 geboren. Elisabeth Schneider, die 13 Jahre bei einer Niederaußemer Molkerei gearbeitet hatte, ging nun ganz in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter auf. Der gelernte Maschinenschlosser Josef Schneider war in Rommerskirchen bei Landmaschinen Müller, später bei Krupp und O&K tätig. Bis 1994 leitete er als Meister die Werkstatt eines Düsseldorfer Bauunternehmens.

Paar bis heute bei den Bedburger Schützen

Ihren Wunsch vom Eigenheim erfüllten sie sich selbst. Von 1957 bis 1960 bauten beide in Eigenleistung ihr Traumhaus. „So wie Geld da war, haben wir Stück für Stück weitergebaut“. Das Paar ist bis heute stolzes Mitglied der Bedburger Schützen, wo Josef Schneider 1990 Schützenkönig war. Dort holten sie heimlich ihre Hochzeit nach, mit weißem Kleid, einer Hochzeitskutsche und einem Hochzeitsfoto. Das alles war 1955 aus Kostengründen nicht möglich. 1995 erfüllte sich das Paar einen Wunsch mit einem Wohnmobil. Sie wollten die Welt kennenlernen, fuhren nach Spanien, Portugal, Frankreich, Italien. Die letzte Reise ging in diesem Jahr an die Mosel. Danach haben sie schweren Herzens ihr geliebtes Wohnmobil verkauft.

Geblieben ist dem Senior sein Zier- und Obstgarten, den er mit viel Freude pflegt. Allein sind sie, viele Freunde und Bekannte sind verstorben. „Das tut einfach weh“, sagen beide. Tochter Anita schaut regelmäßig vorbei und unterstützt die Eltern bei der Bewältigung ihres Alltags. Gefeiert wird mit Bekannten und Verwandten, zu denen mittlerweile auch zwei Enkelkinder und drei Urenkel gehören.