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Inklusion im FokusOlympiaboxer Nelvie Tiafack macht Studio in Bergheim auf

4 min
Nelvie Tiafack jubelt mit seiner Bronzemedaille.

Nelvie Tiafack holte 2024 in Olympia Bronze. Nun macht er in Zieverich eine Boxbude auf.

Fans des Sports können nun an der Seite von Nelvie Tiafack in Zieverich boxen. Tiafack eröffnete mit dem TSV Kenten ein Boxstudio. 

Der Boxsport hat eine eigene Magie. Die besondere Haptik von Boxsack, roten Handschuhen und dem Ring können Fans des Sports nun auch in Bergheim kennenlernen, gemeinsam mit dem Olympiaboxer Nelvie Tiafack.

Dieser hat gemeinsam mit dem TSV Kenten und dem umtriebigen Bergheimer Sportförderer Josef Riefert einen Box-Gym in Zieverich eröffnet. Als Trainingsort fungiert ein großer Raum im Fitnesstudio Reallyfit – zehn Minuten vom Haus entfernt, in dem Nelvie Tiafack aufgewachsen ist, wie er erzählt.

Bergheim: Nelvie Tiafack begann mit dem Boxen, um abzunehmen

„Mir war schon immer wichtig, der Gesellschaft etwas zurückzugeben“, sagt der Boxer. „Jetzt habe ich durch meine sportlichen Erfolge auch die Möglichkeit dazu.“ Zu diesen zählen sein Europameistertitel im Superschwergewicht (über 92 Kilogramm) im Jahr 2022 und die Bronze-Medaille, die er von den Olympischen Spielen in Paris 2024 nach Hause brachte. Im Juli 2025 gewann Nelvie Tiafack zudem seinen Debütkampf als Profi.

Die Beteiligten stehen in einer Reihe zu recken die Fäuste, hinter ihnen der Ring.

Olympiaboxer Nelvie Tiafack macht mit Josef Riefert und dem TSV Kenten ein Box-Gym im Fitnesstudio Reallyfit auf.

„Ich hatte nie vor, Leistungssportler zu werden“, erzählt Nelvie Tiafack. Mit 15 Jahren fing er mit dem Boxen an, um abzunehmen. „Wenn man sich meine Vita anschaut, kann das jedem anderen auch passieren, der hier startet.“ Natürlich habe er aber auch einiges dafür getan. „Man weiß nie, ob es das Richtige ist, wenn man es nie gemacht hat. Man muss einfach anfangen.“

Fokus auf Inklusion mit Josef Riefert sichergestellt

Er betont, dass jeder willkommen ist, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Kenntnisstand. Auch Sebastian Tkacz, der Boxtrainer im Gym, erklärt, dass jeder vom Sport profitieren kann. „Es macht Spaß und man kann viel lernen. Es geht nicht darum, sich die Köpfe einzuhauen, sondern auch miteinander zu arbeiten, sich zu entwickeln, auch als Mensch. Man lernt dadurch viel Disziplin.“

Zu sehen sind der Boxsack und eine Boxbirne.

Das Fitnessstudio Reallyfit hatte sogar schon einen Boxraum.

Zudem legt das Projekt Wert auf Inklusion. Dass es sich dabei nicht nur um ein Lippenbekenntnis handelt, lässt sich schon mit der Beteiligung von Josef Riefert feststellen. Sein Engagement für Inklusion im Sportbereich stellte er unzählige Male unter Beweis. Zur Vorbereitung für Olympia lief Nelvie Tiafack sogar in Rieferts inklusiven Team beim Köln Marathon 2023 mit. Nun wird Josef Riefert als neuer Abteilungsleiter der Boxsparte des TSV Kenten seinen Kurs fortführen. Das Inklusionsteam hat seine Trainingszeiten am Donnerstag- und Freitagabend.

Stadt Bergheim fördert das Projekt mit 1000 Euro im Monat

„Wir sind guten Mutes, dass das ein super Ding wird, vor allem mit Nelvie wird das ein Selbstläufer“, sagt Riefert. Entsprechend groß sei die Nachfrage für das Box-Gym. Mitte oder Ende Oktober wollen sie einen Tag der offenen Tür veranstalten, an dem sich die Interessenten auch mal ausprobieren können. „Mit 20 Mann sind wir schon schnell voll, 25 wären das Maximum.“ Es gebe aber die Möglichkeit, die Trainingszeiten auszubauen.

Auf dem Bild zu sehen ist der Ring: Der Boden ist blau, die Begrenzung rot-weiß.

Der Ring steht im Fitnessstudio Reallyfit, dessen Betreiber mit an Bord sind.

Nelvie Tiafack betonte, dass die Verwaltung das Projekt sofort willkommen hieß. Die Stadt fördert das Projekt über zwei Jahre mit 1000 Euro im Monat. „Als Sportabteilung haben wir natürlich ein Interesse daran, das Sportspektrum möglichst groß zu halten. Boxen hatten wir auf Vereinsebene in Bergheim noch nicht“, sagte Sebastian Stotzem. Nelvie Tiafack habe deshalb bei ihnen offene Türen eingerannt. Mit dem TSV Kenten gebe es seit Jahren eine gute Zusammenarbeit.

Boxer Nelvie Tiafack geht das Projekt motiviert an

Auch Nelvie Tiafacks Motivation für das Projekt sei von Anfang an deutlich gewesen, so Stotzem: Nach dem ersten Gespräch hätte er am liebsten direkt gestartet, musste sich aber noch knapp ein Jahr gedulden. Nun im fertigen Gym zu stehen und in den Ring steigen zu können, sei für ihn wie ein Traum. Aber es habe auch ganz praktische Vorteile für ihn: „Bisher musste ich immer nach Köln fahren, um zu trainieren. Aber ich bin Bergheimer Jung. Jetzt habe ich meinen eigenen Platz hier in Bergheim.“

Der Standort war dabei ein Glücksgriff. Das Fitnesstudio Reallyfit, das von Ismail Cakir betrieben wird, hatte bereits einen Boxraum. „Er musste lediglich ein bisschen aufgebessert werden, etwa mit einem neuen Boxring, da der alte nicht professionell genug war“, sagt Hussein Cakir, der Bruder des Betreibers. Zudem liege das Studio in der Nähe zu den Reha-Betrieben. Von dort kämen auch einige Menschen, um bei Reallyfit zu trainieren. „Deswegen fanden wir es gut, dass sie das Ganze auch mit Inklusion machen.“ Das Interesse von einem Boxer mit Nelvie Tiafaks Rang habe sie jedenfalls schnell überzeugt, trotz anderer Angebote. „Seitdem der Ring hier steht, fragen uns die ganzen Leute schon, was hier los ist. Den hier im Raum zu haben, motiviert schon dazu, mal gegen den Boxsack zu schlagen.“