Marokkaner in SiegesfreudePolizei in Bergheim will auch bei künftigen WM-Spielen Präsenz zeigen

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Das Bild zeigt feierndeFans nach dem Sieg Marokkos gegen Spanien bei der Fußball-WM in Bergheim.

Feiernde Fans nach dem Sieg Marokkos gegen Spanien bei der Fußball-WM in Bergheim.

Auf den Straßen in der Bergheimer Innenstadt feierten marokkanische Fußballfans ausgelassen den Sieg ihrer Mannschaft – friedlich. In Belgien sah das anders aus.

Jubelnde Fans der marokkanischen Fußballnationalmannschaft hatten nach dem überraschenden Sieg ihres Teams gegen Spanien mit ihren Autokorsos die Kreuzung der Kölner Straße mit der Südweststraße blockiert. Der Verkehr staute sich in alle Richtungen zurück. Die Fans verließen ihre Fahrzeuge, strömten zur Kreuzung und ließen dort ihrer Freude freien Lauf.

Menschen tanzten, sangen und trommelten

Hunderte Menschen tanzten, sangen, trommelten, schwenkten Fahnen. Auch Malik Oudriss war unter den Feiernden in Bergheim. Für den Sieg Marokkos findet er nur ein Wort: „Überragend!“ Das Spiel habe er zunächst in einem Café mit Verwandten verfolgt. „Beim Elfmeterschießen waren alle still. Total angespannt“, sagt der Mann aus Ahe. „Aber als Hakimi dann den Treffer versenkt hat, haben wir vor Freude geschrien und sind auf die Straße gestürmt.“

Die marokkanische Fußball-Nationalmannschaft ist erstmals überhaupt und als viertes afrikanisches Team nach Kamerun, Senegal und Ghana in ein WM-Viertelfinale eingezogen.

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Viele Marokkaner leben in Bergheim

In Bergheim gibt es eine riesige marokkanische Gemeinde: In der Kreisstadt leben 920 Marokkaner und 2919 Marokkaner mit zusätzlich deutscher Staatsangehörigkeit. Zum Vergleich: Im gesamten übrigen Kreisgebiet – ohne Bergheim – sind es gerade mal 1000 Marokkaner. Über den Sieg freut sich auch Nassim Bouzambou sehr. „Ich hätte nicht gedacht, dass Marokko so weit kommt“, sagt er. Jede Sekunde des Spiels sei für ihn eine Zitterpartie gewesen. „Aber ich habe nie daran gezweifelt, dass Marokko die bessere Mentalität hat.“ Im Gegensatz zu vielen anderen hat Bouzambou das Spiel mit Freunden zuhause verfolgt. Die ausgelassene Stimmung auf den Straßen in Bergheim könne er aber verstehen.

Ich hätte nicht gedacht, dass Marokko so weit kommt
Nassim Bouzambou

Friedlich Feiernde und Autokorsos auf der Straße sind für Bouzambou kein Problem – jedenfalls dann, wenn die Feiern nicht eskalieren. „Was nach den Spielen in Belgien passiert ist, das geht einfach nicht.“

Er hoffe, dass nach dem nächsten Spiel der marokkanischen Nationalmannschaft gegen Portugal alles ruhig bleibe. In Belgien hatten Fans nach den Siegen von Marokko randaliert und sich Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Für die Bergheimer Polizei handelte es sich bei dem Verkehrskollaps um „fanfeierübliche Beeinträchtigungen des Straßenverkehrs“, wie eine Sprecherin der Kreispolizeibehörde am Mittwoch mitteilte.

Polizei sperrte in Bergheim mehrere Straßen

Mehrere Streifenwagen seien im Einsatz gewesen. „Die Polizisten haben Teile der Kölner Straße und der Köln-Aachener-Straße zum Schutz der feiernden Menschen sowie anderer Verkehrsteilnehmer zeitweise gesperrt.“ Alle festgestellten Verstöße seien aufgenommen und entsprechende Verfahren eingeleitet worden.

Auch bei künftigen WM-Spielen wolle die Polizei Präsenz zeigen. Für Malik Oudriss steht fest: Er verfolgt das Viertelfinale am Samstag, 10. Dezember, 16 Uhr, gegen Portugal wieder in Bergheim. Einige Bekannte hätten schon angekündigt, das Spiel auf der Leinwand am Intro anzugucken. „Viele von uns freuen sich schon auf das Spiel. 2018 haben wir gegen die Portugiesen noch verloren. Dieses Mal wird es bestimmt ein 2:1 für Marokko.“ Zahlenmäßig werden die Marokkaner den Portugiesen im Kreis und in Bergheim überlegen sein: In Bergheim leben 265 Portugiesen, im restlichen Kreis 871.

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