„Bitte rette mich“Vogel in Karton vor Bergheimer Tierheim abgestellt – jede Hilfe zu spät

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„Bitte rette mich“, stand auf dem Karton, den Mitarbeitende des Tierheims Bergheim vor dem Tor fanden.

„Bitte rette mich“, stand auf dem Karton, den Mitarbeitende des Tierheims Bergheim vor dem Tor fanden.

In einem Karton mit der Aufschrift „Bitte rette mich“ wurde ein Spatz vor dem Tierheim Bergheim abgesetzt – er konnte nicht gerettet werden.

Immer wieder wenden sich Menschen, die verletzte oder verwaiste Tiere finden, an das Tierheim in Bergheim. Auch um Wildtiere kümmern sich die Mitarbeitenden nach Möglichkeit, wenn zum Beispiel ein Vogel verletzt am Wegesrand gefunden und bei ihnen abgegeben wird. Und obwohl sich sichtlich jemand um den verletzten Spatzen bemüht hatte, der am Sonntag am Bergheimer Tierheim ankam, hat es nicht mehr gereicht, um das Tier zu retten.

Der Spätdienst habe den Pappkarton am Sonntag gefunden, berichtet Tierheimleiterin Heike Bergmann. Darin habe sich ein dehydrierter Spatz befunden. Auf den schon leicht lädierten Karton hatte jemand in schwarzer Schrift „Bitte rette mich“ geschrieben. „Wir kümmern uns auch um Wildtiere, wir weisen keine Tiere ab“, sagt Bergmann. Für den kleinen Spatz kam die Hilfe jedoch nicht rechtzeitig. „Wir konnten auch nicht mehr feststellen, was dem Vogel genau fehlte. Er ist noch am Sonntagabend gestorben.“

Das Tierheim teilte ein Bild vom Vogel und dem Karton auf seinem Instagram-Kanal und auch auf Facebook, mit der Bitte „Liebe Leute, kommt doch bitte rein, wenn Ihr ein Tier gefunden habt!“ Das ist auch der Tierheimleiterin ein Anliegen. „Die Leute wissen eigentlich, dass bei uns das Tor immer offen ist, bis 22 Uhr. Und wenn es nicht offen ist, hängt dort am Eingang direkt eine Telefonnummer für den Bereitschaftsdienst, die man anrufen kann.“

Das Tierheim erhalte häufig Wildtiere und kleine Wildvögel, um die sich dann gekümmert wird. „Wir hatten schon eine verletzte Jungmeise, oder gerade haben wir auch eine Krähe“, erzählt Heike Bergmann. Das Problem sei, es gehe oft um Minuten. „So eine Krähe ist noch relativ stabil, aber wenn ein hilfloser Jungvogel gefunden wurde, muss es schnell gehen, denn von den Eltern werden diese Kleinen stündlich gefüttert und sie dürfen nicht unterkühlen.“

Hilfe für verletzte Wildtiere ist nicht immer leicht zu finden

Im Fall des Spatzes im Karton könne man nicht wissen, wie lange die Finder den Vogel vielleicht bereits bei sich hatten und versuchten ihm zu helfen. Es könne sein, dass sie herumtelefoniert haben, um Hilfe für den Vogel zu bekommen, bevor sie ihn am Tierheim abgesetzt haben, vermutet Bergmann. Dennoch sei es besser, ein solches gefundenes Tier so schnell wie möglich in die Hände von Profis zu geben.

„Es gibt schon nur wenige Menschen, die sich überhaupt verletzten Wildtieren am Wegesrand annehmen. Dafür sind wir sehr dankbar. Doch die Leute müssen dann auch an Hilfe kommen und da fehlt es leider oft auch noch“, so Bergmann. Einige Tierheime nähmen zum Beispiel keine Wildtiere an. Zuständige Wildtierstationen seien auch häufig weiter weg und hätten keinen Abholservice. „Aber es gibt Hilfe“, betont Bergmann und verweist auf Online-Angebote wie die Facebook-Gruppe „Wildvogelhilfe-Notfälle“ oder die Internetseite der Wildvogelhilfe.org

In der Facebook-Gruppe könnten Finder von Wildvögeln ein Bild und einige Infos zum Zustand des Tieres hochladen und bekämen Soforthilfe-Tipps und Hinweise, an wen sie sich wenden könnten. Auch der gemeinnützige Verein Wildtierschutz Deutschland stellt auf seiner Internetseite Adressen mit Anlaufstellen für verletzte Wildtiere aller Art zur Verfügung.

Auch die Webseite Wildvogelhilfe bietet Hinweise zum Umgang mit gefundenen Wildvögeln und stellt eine Liste mit Auffangstationen in ganz Deutschland bereit. „Es ist wichtig, dass die Menschen, die bereit sind, Wildtieren zu helfen, auch selbst schnell Zugang zu Hilfe von Profis bekommen“, sagt Bergmann vom Tierheim Bergheim. 


Wer einen Jungvogel findet, der verletzt oder verwaist sein könnte, sollte zunächst vor allem eine Notfall-Checkliste befolgen, empfiehlt die Webseite Wildvogelhilfe.org. Der Vogel sollte gewärmt werden (vor allem, wenn er noch unbefiedert ist), eine Unterkühlung sei gerade bei Jungtieren lebensgefährlich. Dem Tier sollte kein Wasser gegeben werden. Gefüttert werden darf erst, wenn der Vogel sich warm anfühlt. Kleine Singvögel sollten ausschließlich mit „frischen, abgetöteten Insekten“ gefüttert werden, nicht mit Regenwürmern, lebenden Maden oder anderem Futter.

Sind bei dem Vogel Verletzungen zu erkennen, die von einem Katzenangriff herrühren, sollte sofort ein Tierarzt hinzugezogen werden. Durch ein Antibiotikum könne dem Tier dann vielleicht geholfen werden. 

Ist der Vogel aufgewärmt, könnten die Helfer ihm ein Nest aus einer aufgerollten Wollsocke oder einem kleinen, weichen Handtuch bauen. „Sie dürfen auf gar keinen Fall Watte oder anderes Fäden ziehendes Material verwenden, weil sich die Fasern um die Gliedmaßen des Kükens schlingen können.“

Nach Möglichkeit sollten Finder sich bemühen, herauszufinden, um welche Vogelart es sich handelt, denn nur so kann auch sicher herausgefunden werden, was diese Art frisst und welche Anforderungen an eine Aufzucht es geben könnte. (at)

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