Vater Oliver und Sohn Max Dinslaken sind Schornsteinfegermeister und Energieberater. Ihr Unternehmen startete im Keller der Dinslakens.
Schornsteinfeger-FamilieBergheimer Erfolgsgeschichte startete im Keller der Familie

Oliver Dinslaken (l.) und Max Dinslaken arbeiten als Vater-Sohn-Duo in einer Energieberatungsfirma.
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Wer an einen Schornsteinfeger denkt, hat direkt eine romantische Vorstellung im Kopf: Ein dunkel gekleideter Mann mit Zylinder und Leiter kommt vorbei und reinigt mit einem großen Besen den Kamin. Das Wort Energieberater wiederum löst nicht viel aus. Dabei können die beiden Berufe zusammenfallen, so wie bei Oliver Dinslaken und seinem Sohn Max.
Die Berufe wurden den beiden in die Wiege gelegt: Schon Oliver Dinslaken übernahm den Kehrbezirk seines Vaters, als er sich 2012 als Bezirksschornsteinfeger selbstständig machte. Seinen Meister hatte er 1995 gemacht. Er hat sich aber schon früh zum Thema Energie weitergebildet, auf Empfehlung der Schornsteinfegerakademie Dülmen, die er besucht hat. Denn schon damals zeichnete sich der Wandel der Branche ab. Dem Ansehen des Schornsteinfegers in der Gesellschaft schadet das nicht, meint der 54-Jährige. „Sobald ich ‚Schornsteinfeger‘ sage, ist schon ein bisschen das Eis gebrochen.“
Bergheimer Energieberatung Dinslaken startete im Keller
Sein Sohn wiederum hat es erst als Tennisprofi versucht. Zwischenzeitlich sei er sogar weltweit unter den besten 500 Spielern gewesen, aber eine Verletzung nach der anderen habe ihn schließlich zurück in die Familientradition geholt, sodass er die dritte Generation von Dinslaken-Schornsteinfegern begründete. Und auch wenn er in der Schule nie besonders gut gewesen sei, schloss er seinen Meister mit der Note eins ab.
Aber dabei blieb es nicht. Auch der Junior bildete sich fort, um sich gemeinsam mit seinem Vater selbstständig zu machen. Eine wichtige Unterscheidung: Energieberater ist kein geschützter Begriff, dahinter kann sich auch ein sechswöchiger Kurs verstecken. Die Dinslakens dagegen sind Energieberater im Handwerk, dafür haben sie eine anderthalbjährige Fortbildung hinter sich.
Die Idee war es, einen Tag im Büro zu verbringen und vier Tage als Schornsteinfeger draußen zu arbeiten. Ihr Unternehmen führten sie zunächst im Keller der Familie. Dann wuchs das Geschäft allmählich aus ihm heraus. Die mittlerweile 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ein eigenes Büro in der Bergheimer Innenstadt. Und Max Dinslaken ist als organisatorischer Kopf des Unternehmens so ausgelastet, dass selbst die Energieberatung zugunsten seiner Tätigkeit als Geschäftsführer in den Hintergrund gerückt ist
Oliver Dinslaken ist weiterhin als Schornsteinfeger tätig
Oliver Dinslaken wiederum, der Praktiker von den beiden, ist immer noch seinem Kehrbezirk treu und viel unterwegs – auch aus Pflichtbewusstsein gegenüber den Menschen, die er über die Jahrzehnte so kennengelernt hat.
Aber was macht überhaupt ein Energieberater? Die Dinslakens erzeugen anhand von Bauplänen und Zeichnungen eine 3D-Simulation eines Gebäudes, berechnen, welche Heizung man braucht und wie viel sie leisten muss, schauen, ob man neue Fenster braucht, ob das Dach in Ordnung ist, wie teuer das alles wird, was für Energieeinsparungen das bringt und welche Förderungen infrage kommen, um die Kosten abzufedern. All diese Fragen fließen in einen 40- bis 60-seitigen Sanierungsfahrplan, der die nächsten 15 Jahre in den Blick nimmt, aber auch berücksichtigt, wie viel Geld ihre Kunden zur Verfügung haben.
Der Preis für so einen Plan hängt vom Gebäude ab: Für ein Ein- bis Zweifamilienhaus gebe es eine Pauschale von 1800 Euro brutto, wobei 650 Euro davon auf Förderungen entfallen. Zudem habe man das Geld schon bei der Umsetzung der ersten Maßnahme wieder raus, weil man so auf eine Förderung stößt, die man nicht auf dem Schirm hatte, meint Max Dinslaken.
Die Dinslakens haben auch städtische Gebäude unter die Lupe genommen
Die beiden sind auch für die Kommunen unterwegs: „In Bergheim sind wir gerade an den Kitas dran“, erzählt der 32-Jährige. In Ahrweiler hätten sie für das Rathaus, die Bücherei und die Grundschule die Energieberatung übernommen, da die Stadt sich nach den Flutschäden klimaneutral aufstellen wollte. Andere Projekte waren DHK-Gebäude in Horrem und in Bergheim. Solche Projekte sind entsprechend umfangreicher und wären laut des Geschäftsführers in der Zeit ihrer Kellerfirma mit kleinem Personal nicht realisierbar gewesen, da sie damit mehrere Wochen beschäftigt seien.
Ebenfalls wichtig in einem Vater-Sohn-Unternehmen: Eine Beziehung auf Augenhöhe. In Bergheim teilen sich die beiden ein Büro, sitzen also täglich viele Stunden beieinander. „Wir machen sehr viel zusammen“, meint Oliver Dinslaken und erzählt, dass die beiden kürzlich zusammen ein Fahrsicherheitstraining auf dem Nürburgring gemacht haben. „Wir haben schon ein geiles Verhältnis.“ Ein Generationenunterschied macht sich dann aber doch deutlich: Oliver Dinslaken ist es gewohnt, 24 Stunden erreichbar zu sein, etwa wenn die Feuerwehr wegen eines Kaminbrands anruft. Das sei auch schon zu Weihnachten vorgekommen. Und auch was das Geschäft angeht, habe sein Vater ihn so erzogen: „Du musst erreichbar sein. Wenn der Kunde dich anruft, ruft er dich kein zweites Mal mehr an.“
Abschalten falle ihm schwer, auch wenn er versucht, hier von seinem Sohn zu lernen. Max Dinslaken nehme die Arbeit nicht mehr mit nach Hause. „Ich sitze natürlich hier, bis ich alles fertig habe, aber wenn ich nach Hause gehe, dann bin ich zu Hause.“ Also keine E-Mails am Wochenende lesen, und nach Feierabend nicht über die Arbeit reden.