„Zustände wie in südlichen Ländern“Bergheimerin rettet Straßenkatzen in Rhein-Erft

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Streunerkatzen haben ein eigenes Haus mit Futter darin.

Streunerkatzen haben ein eigenes Haus mit Futter darin.

Rhein-Erft-Kreis – Es ist nass und ungemütlich an diesem Morgen im Elsdorfer Feld. Fragen können nur leise gestellt werden, sonst trauen sich die Katzen, die an diesem Tag gerettet werden sollen, nicht aus ihrem Versteck. Es ist ein Muttertier mit seinen vier Jungen, das sich unter der Plane eines Landwirts zwischen Holzstämmen versteckt hat. „Manchmal dauert es Wochen, bis ich das Vertrauen der Tiere gewonnen habe und sie einfangen kann“, erklärt Else Garbe.

Seit 17 Jahren kümmert sich die 69-jährige Bergheimerin von der Kölner Katzenschutz-Initiative ehrenamtlich um Katzen, die auf der Straße leben. Manche sind ausgesetzt oder bei einem Umzug zurückgelassen worden. Andere sind Streunerkatzen, sie sind auf der Straße geboren worden. Garbe füttert die Tiere an, um sie einzufangen und beim Tierarzt versorgen und kastrieren zu lassen.

Babykatzen Bergheim

Katzenliebhaberin Else Garbe rettete die Katzen in Elsdorf.

Oft seien die Katzen sehr krank, hätten Würmer im Bauch oder Katzenschnupfen. Vorher schaut sie, ob sie gechipt oder tätowiert sind und einen Besitzer haben. Doch das ist laut Garbe selten der Fall. Die Tierarztkosten werden von Spenden oder den Mitgliedsbeiträgen des Vereins beglichen.

Rhein-Erft-Kreis: Manche Katzen müssen eingeschläfert werden

„Die verwilderten Katzen, die noch nie mit einem Menschen zusammen waren, setzen wir nach der Kastration wieder aus. Damit sie gut versorgt sind, haben wir Futterstellen eingerichtet“, erklärt Garbe. „Für die Streuner haben wir auch Boxen gebaut, in denen sie schlafen können. So haben sie wenigstens ein erträgliches Leben draußen.“ Für die Katzen, die mit dem Menschen vertraut sind, sucht Garbe ein neues Zuhause. Bis dahin kommen sie im Bergheimer Tierheim oder an Pflegestellen unter.

Katzenretterin Else Garbe

Katzenretterin Else Garbe

Knapp 100 Katzen hat Garbe allein in diesem Jahr im Rhein-Erft-Kreis gefangen und versorgt. Einige waren so krank, dass sie eingeschläfert werden mussten. Auf sie aufmerksam geworden ist sie durch Bürger, Tierschutzvereine oder Tierheime. „Da melden sich zum Beispiel Leute, die eine Katze mit Babys in ihrem Schuppen entdeckt haben“, so die Bergheimerin. Andere werden in Büschen, Hinterhöfen oder Firmengeländen gesichtet. Sogar aus einem Lager habe sie schon Katzen geholt.

„Wollen keine Katzen stehlen und wollen sie auch nicht behalten“

Kritikern, die ihr und ihren Kollegen vorwerfen, sie fingen einfach freilaufende Katzen ein, kann sie nur widersprechen: „Wir wollen keine Katzen stehlen und wir wollen sie auch nicht behalten. Wir wollen verhindern, dass sie sich unkontrolliert vermehren.“ Laut Garbe können Katzen bis zu sieben Babys bekommen und bis zu dreimal im Jahr werfen. „Außerdem beobachte ich jede Katze lang genug, bevor ich sie fange. Ich sehe, ob es ihr gut geht oder nicht.“

Die Katzen aus Elsdorf sind derweil vom Tierarzt versorgt worden. Garbe hat eine Pflegestelle für sie gefunden. Laut Tierarzt ist die Mutter etwa ein Jahr alt, die Babys sieben Wochen.

Info: 1200 freilebende Katzen im Rhein-Erft-Kreis gezählt

1200 freilebende Katzen sind 2019 von Tierschützern des Kreises an Futterstellen im Rhein-Erft-Kreis gezählt worden, sagt Marco Johnen, Pressesprecher der Kreisverwaltung. Wie viele darüber hinaus unbeobachtet im Freien lebten, sei nicht bekannt.

Katzenliebhaberin Else Garbe kann sich vorstellen, dass auch die Kastrationspflicht, die seit Januar dieses Jahres auch im Rhein-Erft-Kreis gilt, an den vielen Katzen auf der Straße schuld ist. Diese wurde eigentlich von der Kreisverwaltung eingeführt, um die unkontrollierte Vermehrung von Katzen im Freien zu verhindern. Sie verpflichtet Besitzer von Katzen, die auch draußen jagen, die Tiere ab dem fünften Lebensmonat kastrieren, kennzeichnen und registrieren zu lassen. Sonst droht Bußgeld von bis zu 1000 Euro.

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Die Kastration und Kennzeichnung kostet die Besitzer laut Garbe je nach Tierarzt bis zu 190 Euro. „Ich weiß nicht, ob die Leute ihre Katzen aussetzen, weil ihnen die Kastration zu teuer ist oder wir Corona haben. Aber Fakt ist, die Menschen haben keinerlei Gewissensbisse. Wir haben fast Zustände wie in südlichen Ländern“, so Garbe. Für Besitzer, die sich die Kastration ihrer Katze nicht leisten können, bieten verschiedene Tierschutzvereine eine kostenfreie Kastration an, die vom Kreis bezuschusst wird.

Seitdem die Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen gilt, sind beim Veterinäramt 14 Anzeigen wegen Verstößen eingegangen. In acht Fällen hat sich der Verdacht nicht bestätigt. In sechs Fällen hätten die Tierhalter die unverzügliche Kastration veranlasst. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der Katzenschutz-Initiative.

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