„12 Uhr mittags“Der Herr von Burg Geretzhoven füttert die Enten

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Burgherr Alyn füttert die Enten in der Wasserburg Geretzhoven.

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Bergheim-Geretzhoven – Auf den Sinn für Tageszeiten kann Alyn sich bei den Enten verlassen. Spätestens mittags um 12 Uhr haben sich alle auf der Wiese im Innenhof der Burg Geretzhoven versammelt, und je länger der Burgherr mit der Fütterung auf sich warten lässt, umso lauter schnattern sie.

„Puut, putt, putt“, ruft er die Tiere vom Innenhof. Der althergebrachte Lockruf für Hausgeflügel funktioniert auch hier zuverlässig. Die Entenschar, unter ihnen neugierige Jungtiere von kaum sechs Wochen, watschelt zunächst mit anschwellendem Lärmen auf Alyn zu, folgt ihm dann aber ruhiger und jetzt bei Fuß Richtung Burggraben zwischen den alten Mauern. Dort wartet der Blecheimer mit dem Körnerfutter.

Die dienstälteste Entendame

Futter aus der ausgestreckten Hand nehmen sich nur wenige Tiere, der beständigen Ansprache Alyns zum Trotz. Für die dienstälteste Entendame, die einen grau melierten Schopf trägt,  scheint so viel Vertrauen zu Fakir Alyn eine Selbstverständlichkeit. Seit mehr als 20 Jahren lebe sie bereits am Burggraben, erzählt der Burgherr.

Vor 25 Jahren habe er die ersten Tiere aus „Gefangenschaft“ gekauft, für ein Leben mit freiem Auslauf auf dem gesamten Burggelände und Pool im Burggraben. Kontinuierlich habe sich die Schar vergrößert, durch eigene Nachkommen, aber auch durch zugeflogene Exemplare.

Enten unter den Hochzeitsgästen

Offensichtlich fühlten sich die Enten wohl auf der Burg Geretzhoven, hat Alyn über die Jahre beobachtet. Sie mischten sich zutraulich auch unter die Hochzeitsgäste, die mit den frisch getrauten Paaren im malerischen Burgambiente feierten. Erst kürzlich habe  eine bei einem halb missglücktem Start den Haarschopf eines überraschten Gastes gestreift.

Um das großzügig verteilte Futter gibt es kaum Kämpfe. Die größeren Vögel teilen schon mal mit ihren Schnäbeln aus, wenn es um das Vorrecht auf das augenscheinlich beste Korn geht. Er habe dabei niemals Verletzungen erlebt, Entenschnäbel seien zum Glück ja rund, schildert der mittlerweile 74 Jahre alte Kleinkünstler. Im übrigen sei der Tisch für die Allesfresser am Gewässer auch ohne die obligatorische Mittagsfütterung reich gedeckt.

Zurückhaltend stakst auch einer der fünf Pfauen heran, die an der Wasserburg ein Zuhause gefunden haben. Immer in der Dämmerung suchten sie sich flatternd einen Schlafplatz in einem der zahllosen Baumwipfel, berichtet Alyn.

Eichhörnchen holen sich Vogelfutter

Überhaupt erlebe er an der Burg mit dem angrenzenden Wäldchen und der Obstwiese viele Tiere, wie die Eichhörnchen, die sich Vogelfutter am Küchenfenster abholten. Oder er beobachte Fischreiher auf der Jagd nach Fröschen oder dem Laich der Karpfen, den sie mit Schwanzschlägen an die Oberfläche des Sees ventilierten.

Namen hat Alyn für die 26 Entenfreunde nicht. An einem bühnenwirksamen Training der Tiere habe er nie Interesse gehabt. Allerdings müssen die Enten bei Alyn, der in seinen Shows immer ein freches Mundwerk mit seinen Gästen führte, mit spontanen Einfällen rechnen. Diesmal fischt er mit zielsicherer Hand eine der Enten aus dem Gewusel heraus, um sie vorzuzeigen. Die blickt, wie es scheint, ein wenig verdutzt aus den Händen des Fakirs in die Kamera.

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Sollte er noch einmal neu geboren werden, dann gern als Ente, scherzt Alyn. Kaum auf der Welt, könnten sie laufen, schwimmen, tauchen und sogar fliegen. Selbst kalte Füße schienen sie auf dem Eis des im Winter zeitweilig zugefrorenen Grabens nicht zu kennen. 

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