„Ich war nicht mehr Dita"Holocaust-Überlebende spricht mit Bergheimer Schülern

Lesezeit 2 Minuten
Der Historiker Jakob Hirsch (o.r.) nahm die Fragen von Schülerinnen und Schülern an Dita Kraus entgegen.

Der Historiker Jakob Hirsch (o.r.) nahm die Fragen von Schülerinnen und Schülern an Dita Kraus entgegen.

Bergheim-Quadrath-Ichendorf – „Eine Message, die ich euch mit auf den Weg gebe: Lehrt eure Kinder, nicht zu hassen. Alles Böse geschieht durch Hass“, sagte die 92-jährige Jüdin Dita Kraus zu den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe der Bergheimer Gesamtschule.

Anlass für das Gespräch via Videoschalte war der Holocaustgedenktag. Dita Kraus lebt in Israel, die Jugendlichen der Q1 hörten ihre Berichte und kamen mit ihr ins Gespräch. Dita Kraus erzählte von einer schönen Kindheit in Prag, bis sie 1942 mit ihren Eltern nach Theresienstadt geschickt wurde und ein Jahr später nach Auschwitz musste, wo ihr Vater starb. „In Auschwitz wurden uns Nummern tätowiert. Ich war nicht mehr Dita, sondern nur noch Nummer 73.305.“

Holocaust-Überlebende: „Ich dachte, die Leute wären verrückt geworden

Jüdische Bekannte ihrer Familie, die bereits mit vorherigen Transporten im KZ-Lager angekommen waren, sprachen von Gaskammern. „Ich dachte einfach nur, die Leute wären verrückt geworden. Später verstand ich aber, dass es wahr ist.“

Eines Tages wurden Menschen, die noch kräftig genug zum Arbeiten waren, ausgewählt und nach Hamburg geschickt. Dita Kraus und ihre Mutter gehörten dazu. Am 15. April 1945 wurden sie dort von den Engländern befreit.

Projektkursus bei Bergheimer Schülern beliebt

Das Zeitzeugengespräch und der gesamte Projektkursus Zeitzeugen waren Teil einer Schreibwerkstatt. Die Begegnung der Jugendlichen mit Dita Kraus ermöglichte die Friedrich-Ebert-Stiftung , das Motto lautete „Zukunft braucht Erinnerung“. In der Schreibwerkstatt setzten sich die 18 Jugendlichen kreativ mit Kraus’ Lebensgeschichte auseinander und stellten Bezüge zur Gegenwart her, um am Ende eine eigene Zeitschrift zu erstellen. Unterstützt wurden sie dabei von dem Journalisten Matthias Dell und der Grafikdesignerin Veronika de Haas.

„An dem Zoom-Gespräch konnten viele Schulen teilnehmen, aber dass wir auch noch für die Schreibwerkstatt ausgewählt wurden, freut uns besonders“, betonte Elisabeth Amling, Koordinatorin für Gesellschaftswissenschaften. Wie wichtig und ebenso aktuell das Thema noch ist, zeigt der Kursus „Zeitzeugen“, der seit vier Jahren von vielen Schülerinnen und Schülern gewählt wird. Durch das Projekt treten sie immer wieder mit Holocaust-Überlebenden und Geflüchteten in Kontakt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Jüdin Tamar Dreifuss besuchte die Gesamtschule bereits mehrmals. Zudem werden die Schülerinnen und Schüler noch mit Menschen sprechen können, die aus der DDR geflohen sind. Auch eine Begegnung mit zwei Frauen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben worden sind, ist in der Planung.

KStA abonnieren