Am zweiten Prozesstag berichtet eine Zeugin über ihre Beobachtungen am Vortag am betroffenen Gebäude in Quadrath-Ichendorf.
Prozess um TatverdächtigenIn Bergheim gesprengter Geldautomat wurde möglicherweise ausgespäht

Im Juni war der Bankautomat in der Filiale der Volksbank in Quadrath-Ichendorf gesprengt worden.
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Wurde die Filiale der Volksbank in Quadrath-Ichendorf vor der Sprengung eines Bankautomaten im Juni dieses Jahres noch am Nachmittag zuvor ausgespäht? Diese Frage hat eine Zeugin am zweiten Verhandlungstag im Prozess um die verheerende Automatensprengung gegen einen 25 Jahre alten Niederländer aus Amsterdam aufgeworfen.
„Gegenüber ist eine Pizzeria und vom Hörensagen weiß ich, dass da noch an dem Sonntagnachmittag ein Auto gestanden haben und die Bank und das Haus ausgespäht haben soll“, sagte die 49-Jährige, in deren Elternhaus sich die betroffene Bankfiliale befindet.
In dem Prozess wird dem 25-Jährigen seit Dienstag unter anderem das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, Sachbeschädigung sowie Widerstand gegen Polizeibeamte zur Last gelegt (diese Zeitung berichtete). Der Mann aus Amsterdam hatte seine Beteiligung an der Tat am ersten Verhandlungstag umfänglich gestanden. Er hatte angegeben, von einem Mann für die Tat mit drei weiteren Mittätern engagiert worden zu sein. Ihm seien 1000 Euro versprochen worden, mit denen er die Hochzeit mit seiner Verlobten habe bezahlen wollen.
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Zeugin berichtete von dem mutmaßlichen Ausspähen des Gebäudes
Bei den insgesamt zwei Sprengstoffexplosionen war nicht nur erheblicher Schaden an dem Bankvorraum mit den Geldautomaten entstanden, sondern auch am Gebäude. Laut der Gebäudeversicherung der Zeugin beläuft sich die Schadensumme auf knapp eine halbe Million Euro. „Die gute Nachricht war aber, dass nicht die Statik im gesamten Haus betroffen ist“, sagte die 49-Jährige: „Aber da, wo die Sprengung stattgefunden hat, da ist nichts zu retten.“
Noch in der Tatnacht, so die Zeugin weiter, sei sie von ihrem Onkel unterrichtet worden, der schräg gegenüber wohne. „Meine erste Sorge galt der Familie, die in der Wohnung über der Bank lebt“, so die 49-Jährige weiter. Das Ehepaar habe drei Kinder und sei sehr geschockt gewesen. Das Wohnzimmer der Wohnung liege genau über dem gesprengten Bankvorraum. „Die Frau hatte damals bei der Anmietung von Beginn an Bedenken, über eine Bank zu ziehen“, erinnerte sich die 49-Jährige.
Und weiter: „Ich habe ihr damals nur gesagt: Machen Sie sich keine Sorgen, ich bin hier aufgewachsen und es ist noch nie etwas passiert. Und dann passiert sowas.“ Sie sei auch sehr erleichtert gewesen, dass die Mieter körperlich unversehrt geblieben seien. „Es bedrückt mich, dass die Täter offensichtlich nicht darüber nachgedacht haben, dass da Personen hätten geschädigt werden können.“
In diesem Zusammenhang berichtete die Zeugin auch von dem mutmaßlichen Ausspähen des Gebäudes. Das sei Thema gewesen in der Nachbarschaft. Sie wisse aber nur vom Hörensagen davon. Die Zeugin zeigte sich jedenfalls überzeugt, dass die Täter doch spätestens da hätten sehen müssen, dass da eine Familie mit Kindern über der Bank lebe. „Man guckt doch von der Straße direkt ins Wohnzimmer“, so die 49-Jährige.
Derzeit werde an dem Haus noch gearbeitet, berichtete die 49-Jährige aus Duisburg dem Gericht weiter. Die Bank sei derweil in Container auf dem Parkplatz ausgelagert. Mietausfälle seien ihr nicht entstanden. „Die Volksbank hat weitergezahlt“, sagte die Zeugin. Die Neueröffnung in den sanierten Räumlichkeiten sei derzeit bis spätestens März geplant. Erleichtert zeigte die Frau sich auch darüber, dass die Bankautomaten in Zukunft sprengsicher außerhalb des Gebäudes aufgestellt werden sollen.
Der Prozess wird fortgesetzt.

