Agrardiesel und Kfz-SteuerRübenbauern in Rhein-Erft kritisieren Wegfall von Beihilfen

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Ein Mann steht an einem Rednerpult auf einer Bühne, neben ihm sitzen Männer an einem Tisch.

Außer Verbandsvorsitzendem Bernhard Conzen (r.) sprachen bei der Mitgliederversammlung der Rheinischen Rübenbauern Uwe Schöneberg (P&L, 2.v.l.) und Staatssekretär Martin Berges (3.v.l.).

Bei der Mitgliederversammlung des Rheinischen Rübenbauerverbands ging es um Themen, die bei den Bauernprotesten die zentrale Rolle einnehmen.

Üblicherweise gebe es unmittelbar nach der Rübenkampagne, die vor wenigen Tagen endete, entspannte Gesichter. Doch in diesem Jahr sei das anders, befand Bernhard Conzen, Vorsitzender des Rheinischen Rübenbauerverbands, im Bergheimer Medio. Der Grund sei die „agrarpolitische Großwetterlage“, die „seit zwei Jahren für angestauten Frust“ bei den Landwirten und somit auch bei den Rübenbauern sorge.

Im Medio trafen sich rund 350 Rübenbäuerinnen und -bauern zur Mitgliederversammlung, die alle zwei Jahre stattfindet. Insgesamt bauen derzeit, so hieß es, rund 2750 Landwirte auf rund 45.000 Hektar im Rheinland Rüben an. Auch in der Mitgliederversammlung ging es um den geplanten Wegfall der Agrardieselbeihilfe und der Kfz-Steuerbefreiung. Themen, die bei den Bauernprotesten die zentrale Rolle einnehmen.

Rhein-Erft: Ein führender Landkreis für Zuckergewinnung in Europa 

„Der Frust entlädt sich in deutlichen Protesten, die wir uneingeschränkt unterstützen“, sagte Conzen unter Applaus. „Wir sind massiv betroffen.“ Der Rhein-Erft-Kreis sei für die Zuckergewinnung ein führender Landkreis in Europa, sagte Conzen, habe aber mit deutlichen Standortnachteilen zu kämpfen. Durch Auflagen und Düngebeschränkung entstünden finanzielle Belastungen, die Wettbewerb mit Nachbarländern verzerrten. „Das können wir nicht akzeptieren.“

Auch die zollfreie Öffnung der Märkte für die Ukraine wolle der Verband nicht weiter hinnehmen. Zwar gelte es, die Ukraine zu unterstützen. Dennoch habe die Steigerung von Importen von 20.000 auf 400.000 Tonnen „Auswirkungen auf die heimische Produktion. „Es müssen gleiche Bedingungen herrschen für alle, die an den deutschen Markt wollen“, forderte der Verbandschef.

„Keine Mehrbelastung für die Landwirtschaft“, dies forderte auch der stellvertretende Landrat Bernhard Ripp (CDU) in einem Grußwort. Eine Gestaltung der Politik „mit der Landwirtschaft und nicht gegen sie“, forderte Uwe Schöneberg, Geschäftsführer der Zuckerfabrik Pfeifer & Langen (P&L). Auch er unterstütze die Proteste der Landwirtschaft. „Augenmaß und konstruktiver Dialog sind gefordert“, sagte er unter Applaus.

Pfeifer & Langen hat nicht vor, die Standorte im Rheinland zu schließen

Schöneberg berichtete von einer Zusammenarbeit von P&L mit ukrainischen Zuckerunternehmen. Er versicherte aber, dass es keine Pläne gebe, einen der P&L-Standorte im Rheinland zu schließen. „Der Zucker hat nach schlechten Jahren wieder seinen richtigen Wert am Markt.“ Dennoch müsse man sich auch auf schwächere Phasen einstellen. „Der Wechsel war immer so.“

Der Rübenbedarf sei derzeit gedeckt, weitere Anbauwünsche aktuell nicht zu erfüllen. An die Bundespolitik adressiert forderte er „faire Wettbewerbsbedingungen. Berlin kenne offenbar den Unterschied zwischen Kosten und Investitionen nicht. Die vom Bund erzeugte Unsicherheit hindere die Landwirtschaft nämlich an dringend nötigen Investitionen.

Martin Berges (CDU), Staatssekretär im NRW-Landwirtschaftsministerium, sprach von einem „turbulenten Jahresstart für die Landwirtschaft“ und einem „beeindruckenden Statement“ durch die Demonstrationen. Die teils revidierten Pläne der Bundesregierung bezeichnete er als „überfallartige Sparmaßnahmen“ und „plan- und perspektivlos“. Die Landwirte könnten keine zusätzlichen Belastungen tragen.

Im Verlauf der Mitgliederversammlung wurden mehrere Bezirksvertreter neu gewählt. Erstmals ist ein belgischer Bezirk, aus dem Rüben nach Jülich geliefert werden, in den Kanon aufgenommen worden. Unter anderem wurde der Kölner Landwirt Michael Frenger als Beirat für Köln-Nord, Hürth, Frechen, Pulheim und Dormagen einstimmig für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt.

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