Die Sorge vor Anschlägen hat Konsequenzen: Drei kleinere Martinszüge werden in diesem Jahr in Brühl ausfallen. Weitere Absagen sind nicht bekannt.
Sorge um SicherheitIn Brühl werden drei Martinszüge in diesem Herbst nicht stattfinden

In Brühl werden drei Martinszüge nicht stattfinden können. Die Veranstalter sehen sich nicht in der Lage, die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten.
Copyright: dpa
Die Sorge vor Anschlägen hat Konsequenzen für jahrzehntelang gepflegtes Brauchtum. In diesem Jahr werden in Brühl drei der zuletzt 18 Martinszüge nicht stattfinden. In Brühl-West gilt dies für den vom Martinsausschuss St. Heinrich initiierten Umzug, im Osten der Stadt für den der katholischen Kita St. Stephan und in der Innenstadt für jenen der Kita St. Marien.
„Die jeweiligen Organisatoren möchten die Veranstaltungen nicht durchführen, da bestimmte Sicherheitsanforderungen im öffentlichen Straßenraum erfüllt werden müssen“, teilt eine Sprecherin der Stadt mit. Da an Martinszügen regelmäßig sehr viele Kinder teilnähmen und diese sich auf öffentlichen Straßen bewegten, handele es sich um Veranstaltungen mit einem erhöhten Gefährdungspotenzial.
Veranstalter müssen Sicherheitskonzept vorlegen
Deshalb verlange die Gesetzgebung die Vorlage eines Sicherheitskonzepts. Laut Verwaltung orientieren sich die Ordnungsämter bei der Bewertung an Rahmenvorgaben und Empfehlungen des NRW-Innenministeriums. Wesentlicher Bestandteil sei der Schutz vor Gefährdungen durch unbefugtes Einfahren von Fahrzeugen. „Angesichts der Erfahrungen der vergangenen Jahre ist es heute unverantwortlich, Veranstaltungen ohne entsprechende Vorkehrungen zu genehmigen“, so die Stadt.
Andrea Moritz, Leiterin der Kita St. Stephan, kann das nachvollziehen, bedauert aber die Absage. „Es ist sehr schade, schließlich ist der Martinszug ein Stück Brauchtum“, sagt sie. Bislang sei man durch das angrenzende Wohngebiet gezogen. Diesen Weg in Eigenregie zu sichern, sei schlicht nicht möglich, „und wir können dafür auch kein Personal bezahlen“, betont sie.
Nun werde man auf dem Privatgelände vor der Kita feiern und wie gehabt ein Martinsfeuer im Garten entzünden. Zudem bestehe für die Kinder die Möglichkeit, am großen Umzug durch die Innenstadt teilzunehmen.
Die Verantwortung für die Sicherheit liegt laut Stadt bei den Veranstaltenden selbst. Das Ordnungsamt prüfe lediglich eingereichte Konzepte und genehmige die Veranstaltungen, sobald die gesetzlichen Anforderungen erfüllt seien. Zur Unterstützung habe man in Brühl eine Informationsveranstaltung für alle Orts-, Dorf- und Bürgergemeinschaften abgehalten.
Während zuletzt in Leverkusen die Idee der Stadt, Martinszüge abzusagen, nach einer Protestwelle wieder fallen gelassen wurde, ist aus den übrigen Städten des Kreises noch nichts Vergleichbares zu vernehmen. So heißt es aus dem Frechener Rathaus, bei den Martinsumzügen stünden keine Veränderungen zu den Vorjahren an. „Die Sicherheitsvorkehrungen waren in den zurückliegenden Jahren bereits hoch und fanden jeweils in Abstimmung zwischen uns und der örtlichen Polizei statt. Dem wird auch in diesem Jahr so sein“, so die dortige Verwaltung.
Hürth: Zwei Ordnungskräfte kommen auf 25 Kinder
Auch in Hürth gelten die üblichen Auflagen. So müssen laut einer Verwaltungssprecherin für jeweils 25 Kinder zwei Ordnungskräfte mit Warnwesten abgestellt werden, Fahrzeuge und Pferde müssen seitlich von Ordnern begleitet werden und Zuganfang wie -ende von Pkw mit Warnblinklicht abgesichert werden. Dort, wo der Zug sich auflöst, müssen Löschbehältnisse für Fackeln bereitgehalten werden. Erste Anmeldungen lägen dem Ordnungsamt bereits vor.
Aus Kerpen hieß es, es lägen bereits zehn Anträge vor und man sammele noch, aber „aktuell liegen keine Erkenntnisse über Probleme bei der Durchführung vor beziehungsweise es sind keine Absagen bekannt“. In Wesseling rechnet man erst gegen Monatsende mit den Anmeldungen.
Die Stadt Erftstadt geht nach derzeitigem Sachstand „nicht von einer Notwendigkeit erhöhter Sicherheitsmaßnahmen rund um die Züge zu St. Martin aus“, wie die Verwaltung auf Anfrage mitteilt. „Die Lage wird allerdings stets aktuell im Zusammenspiel von Ordnungsamt, Feuerwehr und Polizei bewertet“.