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Insolvenz und ÜbernahmeGerry-Weber-Filiale in Brühl wird es nur noch wenige Wochen geben

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist die Gerry-Weber-Filiale am Brühler Steinweg.

Die Gerry-Weber-Filiale am Brühler Steinweg macht Ende August zu.

Auch das Outlet-Geschäft von Gerry Weber in Elsdorf hat keine Zukunft mehr.

Der Räumungsverkauf läuft, Ende August ist Schluss. Die Brühler Filiale des insolventen Modeherstellers Gerry Weber schließt wie alle übrigen Geschäfte des Unternehmens in Deutschland. „Für Brühl ist das bitter. Es droht erneut ein Leerstand“, sagt Frank Pohl, der Vorsitzende des Einzelhandelsinteressenverbands Wepag. Er sieht nun die städtische Wirtschaftsförderung am Zug, um möglichst rasch einen neuen Nutzer für das Ladenlokal am Steinweg zu finden.

Die Firma aus dem westfälischen Halle hatte Ende der vergangenen Woche mitgeteilt, dass der vorläufige Gläubigerausschuss dem Übernahmekonzept der spanischen Modefirma Victrix zugestimmt habe. Auch der vorläufige Sachwalter Lucas Flöther sei einverstanden.

Ein spanisches Familienunternehmen übernimmt die Marke Gerry Weber

Den Angaben zufolge übernimmt das spanische Familienunternehmen die Marke Gerry Weber. Die Zentrale im westfälischen Halle mit rund 280 Beschäftigten wird ebenso aufgegeben wie die deutschen Filialen, in denen ebenfalls rund 280 Mitarbeiter tätig sind. Dazu gehört auch ein Outlet-Geschäft an der Oststraße in Elsdorf. Während der Online-Shop bereits geschlossen ist und Unklarheit herrscht, ob dieser jemals wieder startet, können Kunden in Brühl und an den weiteren rund 40 Standorten in allen Teilen der Republik noch auf Schnäppchen hoffen. Plakate künden von Rabatten von bis zu 70 Prozent auf den ursprünglichen Preis.

Mode von Gerry Weber soll künftig im Einzelhandel ohne Unterbrechung angeboten werden, dies aber nicht mehr in den eigenen Firmenshops. Der Konzern befindet sich seit langem in der Krise. Sanierungsversuche in den Jahren 2019 und 2023 scheiterten, auch herbe Einschnitte brachten nicht den erwünschten Einspareffekt.

2023 schlossen 122 seiner 171 eigenen Läden und Outlets in Deutschland. Das Brühler Geschäft aber blieb erhalten. Nun erfolgt die Vollbremsung und nur die Marke soll es künftig weiterhin geben. Die Spanier ziehen auch die Produktion an sich. Der Modehersteller Gerry Weber hingegen verschwindet. Wie viel das Familienunternehmen aus Mataró bei Barcelona für die Damenmode-Marke zahlt, ist nicht bekannt. Über die wirtschaftlichen Details der Vereinbarung sei Stillschweigen vereinbart worden, hieß es.

Deutschlands Modebranche durchlebt schwierige Zeiten. Die inflationsbedingte Kaufzurückhaltung und die zunehmende Konkurrenz durch den Online-Handel sorgen teils für schlechte Zahlen. Zuletzt meldeten bekannte Unternehmen wie die Kaufhauskette Galeria sowie die Modehändler Esprit und Sinn Insolvenz an.

Auch das Modehaus Sinn geriet in wirtschaftliche Schieflage

Diese Entwicklung traf auch Brühl. Bei Sinn, wenige Meter von der Gerry-Weber-Filiale entfernt, in jenem Gebäude, das jahrzehntelang den Kaufhof beherbergte, drohten die Lichter auszugehen. Vor wenigen Wochen gab es dann Entwarnung: Die Gläubiger der insolventen Modekette Sinn stimmen mehrheitlich für die Übernahme des Unternehmens durch die bisherige Eigentümerin Isabella Goebel. Interessent „Peek und Cloppenburg“ ging leer aus. Goebels Offerte sieht den Erhalt aller 34 Standorte mit allen Beschäftigten vor. Dies gilt auch für den Standort Brühl.