Motiv unklarSitzung in Brühl nach Drohbrief abgesagt – Karnevalisten zeigen Solidarität

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Streifenwagen vor der Polizeiwache in Brühl.

An einem der Einsatzfahrzeuge vor der Polizeiwache in Brühl fanden Beamte das Drohschreiben.

Die Absage ihrer Stehsitzung nach einem Drohbrief trifft die KG Ölligspiefe auch finanziell. Der Festausschuss ruft zur Unterstützung auf.

Wegen eines anonymen Drohschreibens hat die KG Ölligspiefe ihre Stehsitzung im Schützenheim in Vochem am Samstagabend kurzfristig abgesagt. Polizeibeamte hatten gegen 13.30 Uhr einen Brief ohne Absender an einem Streifenwagen vor der Brühler Polizeiwache entdeckt. Der Inhalt enthielt nach Polizeiangaben Hinweise auf eine mögliche Gefährdung der Besucherinnen und Besucher.

Die Polizei richtete eine Sondereinheit ein und nahm Kontakt zu regionalen und überregionalen Sicherheitsbehörden auf. Uniformierte Beamte sperrten den Bereich rund um das Schützenheim an der Renault-Nissan-Straße ab. Polizeibeamte durchsuchten das Gebäude und setzten dabei auch Spürhunde ein. Gegenstände oder Stoffe, von denen eine Gefahr hätte ausgehen können, wurden nicht gefunden. Die Polizei konnte Entwarnung geben, dennoch sagten die Karnevalisten die Sitzung um 18.30 Uhr ab.

Sondereinheit durchsuchte Schützenheim in Vochem mit Spürhunden

Der Präsident der Vochemer KG Ölligspiefe, Armin Schwerd, äußerte sich geschockt zu dem Vorfall. Zum elften Mal hatte die KG zu einer Stehsitzung ins Vochemer Schützenhaus eingeladen. „Meine Frau war gegen 16 Uhr zufällig die Erste, die am Schützenheim ankam, um dort mit den Vorbereitungen für den Abend zu beginnen“, berichtete er. Dort sei sie von Polizeibeamten empfangen worden. Der Bereich um das Schützenheim sei weiträumig abgesperrt gewesen.

Mit mehreren Suchhunden seien die Beamten dabei gewesen, das Gebäude und das Areal darum herum abzusuchen. Von den Beamten erfuhren die Karnevalisten den Grund für die Sperrung. Der Drohbrief sei an der Windschutzscheibe eines Einsatzfahrzeuges gefunden worden, das in Brühl vor der Wache stand. „Den genauen Inhalt des Briefes kennen wir aber nicht“, sagte Schwerd. Die Durchsuchungen dauerten bis in die Abendstunden.

Ein Werbebanner mit Hinweis auf die Sitzung hängt am Zaun vor dem Schützenhaus in Vochem.

Das Banner mit der Einladung zur Stehsitzung hing auch am Sonntagmittag noch am Eingangstor des Vochemer Schützenheims.

In der Zwischenzeit waren immer mehr der 120 Vereinsmitglieder am Schützenheim angekommen, am frühen Abend dann auch viele Gäste. „Wir konnten aber wegen der Absperrungen nicht einmal in die Nähe“, berichtet Schwerd. Abseits der Absperrung hätten Mitarbeiter der Renault-Niederlassung ihr Wächterhäuschen geöffnet. „So mussten die Vereinsmitglieder und Vereinsfreunde nicht in der Kälte stehen“, so der KG-Präsident.

Am Abend gab die Polizei dann Entwarnung. „Viele unserer Gäste, aber auch einige Vereinsmitglieder waren aber inzwischen wieder nach Hause gegangen“, erklärte Schwerd. Außerdem habe man es nicht verantworten wollen, wenn trotzdem noch etwas passiert wäre. „Wir haben uns deswegen gegen 18.30 Uhr dazu entschieden, die Stehsitzung abzusagen“, so der Vereinspräsident. Auch er rätselte über das Motiv des anonymen Drohbriefschreibers. „Wer macht so etwas und warum? Wir sind doch nur ein ganz normaler Karnevalsverein.“

Brühler Festausschuss ruft Karnevalsvereine zur Unterstützung auf

Diese Frage wird auch in den sozialen Medien diskutiert. Bürgermeister Dieter Freytag schrieb noch in der Nacht auf Facebook: „Unfassbar! Das ist mir in langen Jahren karnevalistischen Treibens noch nicht passiert: Aufgrund polizeilicher Ermittlungen war der Veranstaltungsort gesperrt.“ Er dankte der Polizei für ihre sorgfältige Arbeit, aber auch den Mitgliedern der Ölligspiefe für die „liebevolle Vorbereitung der Sitzung“.

Auch beim Brühler Festausschuss äußerte man sich schockiert. Präsident Peter Lautenschläger: „Wir sind alle sehr betrübt über diese Vorkommnisse.“ Gleich am Sonntag habe er im Festausschuss und allen angeschlossenen Vereinen einen Aufruf gestartet, um die KG Ölligspiefe zu unterstützen. „Der Ausfall der Stehsitzung bedeutet für den Verein ja auch finanziell eine Katastrophe.“ Inzwischen haben sich auch die Ölligspiefe auf Facebook zu Wort gemeldet: „Trotz Drohung lassen wir Öllis uns nicht unterkriegen!“

Unterdessen führen Beamte des Kriminalkommissariats 23 die Ermittlungen. Im Mittelpunkt stehe die Suche nach dem Verfasser des anonymen Briefs. Die Kriminalpolizei sucht Zeugen, die Hinweise zu dessen Identität machen können oder womöglich beobachtet haben, wer den Brief an dem Streifenwagen deponiert hat. Hinweise nehmen die Beamten des Kriminalkommissariats 23 unter der Rufnummer 02271/810 oder per Mail entgegen.

KStA abonnieren