Besonders beliebt ist der klassische „Earl Grey“, aromatisiert mit Bergamotte aus biologischem oder konventionellem Anbau.
Serie „LadenLokal“Brühler Tee-Ecke bietet duftende Kräuter und Aromen aus aller Welt

In der Tee-Ecke in der Uhlstraße führen Beatrix Beywl und Falko Hirschberg das 1981 gegründete Teegeschäft seit 2018 weiter.
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Die Nase erschnuppert gleich jenen aromatischen Duft getrockneter Pflanzen. Es ist der charakteristische Geruch einer Mischung von schwarzem, grünem und weißen Tee, Kräutern und Früchten im schmalen Ladenlokal an der Uhlstraße, der Tee-Ecke von Beatrix Beywl und Falko Hirschberg.
Über 200 Sorten Tee stapeln sich hinter der Theke in eckigen Blechdosen aus englischer Manufaktur, geziert vom Motiv zweier chinesischer Geishas unter einem Kirschblütenbaum. Auf handgeschriebenen Etiketten ist zu lesen, was sich darin befindet: „Rooi, Perle des Nils“, „Kuss der Karibik“, „Bio Tee Korea TOP Woojeon“, „Assam Second Flush FTGFOP“ oder Grüntee „Japan Gyakura“. Was sich hinter den Bezeichnungen verbirgt, ist allenfalls Teekennern bekannt. Unkundige finden im Gespräch mit Beatrix Beywl und Falko Hirschberg heraus, was ihnen schmecken könnte.
Brühl: Von Earl Grey zu Wildkirsch- und Vanilletees
Beide sind seit jeher passionierte Teetrinker und nicht verlegen um Antworten, wenn es darum geht, die Nuancen zahlreicher angebotener Darjeelings zu beschreiben. Sie fischen auf Wunsch die stärksten und malzigsten der vielen schwarzen Assams oder Ceylons aus dem Sortiment heraus oder wissen, welcher Tee nicht bitter schmeckt, obwohl er nach dem Aufguss erst einmal vergessen wurde.
Am häufigsten verkauften sie den Klassiker „Earl Grey“, aromatisiert mit Bergamotte aus biologischem oder konventionellem Anbau. Dauerbrenner seien von jeher aromatisierte Tees, Wildkirsch- oder Vanilletees. Zunehmend wählten Kunden auch Tees, die streng genommen keinen Tee enthielten – Früchtetees aus getrockneten Stücken exotischer Früchte oder Kräutertees, die auch der Medizinalwirkung wegen geschätzt werden. Gerne holen sie die Dosen vom Regal und lassen ihre Kunden nach dem Öffnen schnuppern, die Farbe des Tees und die Blattgröße in Augenschein nehmen.
Teebeutel sucht man vergebens. „Sie schmecken nicht, weil sie mit dem Teestaub gefüllt werden, der nach dem Sieben unterschiedlicher Blattgrößen übriggeblieben ist“, sagt Falko Hirschberg. Gekauft wird die lose Blattware in 50-Gramm-Schritten im Tütchen, in Barzahlung, abgemessen auf der alten Balkenwaage mit Messinggewichten. Die habe schon ihr Opa Josef in seiner Bäckerei für das Abwiegen von Feingebäck benutzt, schildert Beatrix Beywl. Alle fünf Jahre würden Waage und Gewichte vom Eichamt geprüft, mit Prüfsiegel und eingestanzten Eichmarken versehen.
Seit 1981 betreibt Beatrix Beywl den Teeladen, Falko Hirschberg stieß rund drei Jahre später dazu. Zur Geschäftsgründung sei sie 20 Jahre alt gewesen und Studentin der Medienpädagogik an der pädagogischen Heilschule in Köln, erzählt sie. Mit drei Kommilitonen – alle begeisterte Teetrinker – habe sie zunächst Tee an Freunde verkauft, den die Gruppe wegen der hohen, deutschen Teesteuer in den Niederlanden billiger habe einkaufen können. Das Ordnungsamt habe Wind vom schwunghaften Handel bekommen und angemahnt, dass sie für das Geschäft einen Gewerbeschein benötigten.
Von den Etablierten erst als „langhaarige Alternative“ belächelt
Die Gruppe gründete den ersten offiziellen Teeladen in der Kempishofstraße, im mittlerweile abgerissenen Haus neben dem heutigen Museum für Alltagsgeschichte. Von den alteingesessenen Brühler Geschäftsleuten seien sie als „langhaarige Alternative“ zunächst belächelt worden. Ein echter Fachhandel habe sich aus dem wilden Verkauf von damals entwickelt, sagt Falko Hirschberg, mit Teewissen, das sie sich in Lehrgängen angeeignet hätten, zertifiziert vom Deutschen Teebüro, einem Fachverband in Hamburg. Seit 2018 seien sie in der Uhlstraße ansässig.
Als inhabergeführtes Unternehmen könnten sie sich genau die Tees aussuchen, in denen die einzelnen Anbieter besonders „stark“ seien. Was die zwei am Tee so schätzen? Tee sei ein vielseitiges, leckeres Getränk, das zeige schon ihre Produktpalette, sagen sie. Und: „Tee braucht Zeit, anders als Kaffee aus dem Vollautomaten“, sagt Hirschberg. Die Zubereitung und Ziehzeit bringe Ruhe und Entschleunigung in den Alltag, mal abgesehen von der sanft anregenden Wirkung des Teeins, einem Verwandten des Koffeins.