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50-jähriges DienstjubiläumWieso ein Brühler heute nicht mehr Pastor werden würde

Lesezeit 2 Minuten
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Pfarrer Günther Liewerscheidt konnte kürzlich sein 50-jähriges Priesterjubiläum feiern.

Brühl – „Ich bin froh, dass ich diese Großgemeinden nicht leiten muss“, sagt Pfarrer Günther Liewerscheidt (75) nachdenklich. In der heutigen Zeit würde er es sich doch sehr überlegen, Pastor zu werden. „Ich wage es sogar zu bezweifeln“, sagt er. Das liege nicht nur an den Großgemeinden.

„Ich beobachte mit Sorgen, dass wieder verstärkt konservativ denkende Kleriker in Leitungspositionen sind“, erklärt er. In den 1980er Jahren sei die Kirche da wesentlich weiter gewesen. „Da war es sogar gewollt, dass Laien und Frauen sonntags die Predigt halten“, berichtet Liewerscheidt. Zwei Jahre sei das richtig gut gegangen, bevor es wieder verboten worden sei.

Brühl: Pfarrer sagt, was er denkt

Auch wenn die große Kirchenpolitik nie sein Ding gewesen sei, Pfarrer Günther Liewerscheidt sagt, was er denkt. Dafür kennen und schätzen ihn die Christen. Einen kleinen Einblick in seine Vorstellung von Seelsorge gewährte er den Gästen bei seinem 50-jährigen Priesterjubiläum, als er in der Predigt erklärte: „Ich sehe mich nicht als Hirte, sondern als Rutengänger, der die Quellen, aus denen es sprudelt, findet und mit anderen Quellen zusammenführt zum großen Strom.“ Seelsorge, das sei sein Ding, nah bei den Menschen. Deswegen habe er sich schließlich auch Ende der 1960er Jahre nach dem Studium in Bonn für das Priesterseminar entschieden. „Von 50 Teilnehmern blieben am Ende nach fünf Jahren nur noch zehn über“, verrät er.

Mit ihnen wurde er am 1. Februar 1972 von Kardinal Joseph Höffner im Kölner Dom zum Priester geweiht. Als Kaplan ging es für ihn zunächst in die Jugendarbeit nach Deutz. An der sozialpädagogischen Fachschule in Klettenberg unterrichtete er einige Jahre später auch als Lehrer in Religionspädagogik. Im September 1983 kam er nach Brühl, wo er der erste Pfarrer wurde, dem zwei Gemeinden, Kierberg und Heide, anvertraut wurden. Neun Jahre später übernahm er dann auch noch die Kirchengemeinde Vochem. „Das war zwar viel, im Vergleich zu den Großgemeinden von heute aber noch ziemlich überschaubar“, sagt er.

Brühl: Keine Langeweile im Ruhestand

Als Pfarrer in Brühl absolvierte Liewerscheidt auch die Ausbildung zum Supervisor, um so Personen in pastoralen Diensten und Gruppe bei Problemen zu helfen und durch schwierige Zeiten zu begleiten.

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Seit Mai 2016 ist Pfarrer Liewerscheidt im Ruhestand. Langeweile kennt er allerdings nicht. Als Seelsorger im Subsidiardienst führt er immer noch Gottesdienste durch und bleibt im Gespräch mit den Menschen vor Ort. „Ich lese aber auch gerne, treffe mich mit Freunden und wandere und reise gerne.“